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Testbericht

Jürgen Wolff, 12. August 2013
Das erklärte Ziel klingt kaum erreichbar: Mit diversen elektronischen Assistenzsystemen wollen Zulieferer wie Bosch das Autofahren einmal praktisch unfallfrei machen.

Alle Jahre wieder verkünden die Mathematiker des Statistischen Bundesamtes einen neuen Erfolg: Wieder einmal ist die Zahl der Verkehrstoten gesunken. Im Jahre 2012 etwa kamen auf Deutschlands Straßen 3.606 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben - ein neuer Tiefststand seit Beginn der Statistik vor mehr als 60 Jahren - 1970 waren es noch 19.193 Tote. Ein Trend, der mit dem größten Teil der Welt nicht viel zu tun hat: Die Vereinten Nationen befürchten, dass bis 2020 die Zahl der Verkehrstoten weltweit von jährlich 1,3 auf 1,9 Millionen steigt. Immerhin hofft die Weltorganisation, den Trend umzukehren.

Hersteller wie Bosch wollen das vor allem über über die Technik erreichen - etwa durch preiswerte ABS- oder ESP-Systeme, die kostengünstig - beispielsweise - in Indien auch in Motorräder oder vor Ort produzierte Kleinwagen eingebaut werden können. Nach wie vor aber sind es die westlichen Industriestaaten, in denen die Elektroniker ihre Sicherheits- und Fahrassistenzsysteme weiterentwickeln. "Treibende Kraft", sagt Gerhard Steiger, bei Bosch für den Geschäftsbereich Chassis Systems Control zuständig, "ist die Vision Zero - also Null Unfälle: Idealerweise soll gar kein Unfall geschehen."

Vor allem drei Entwicklungslinien sieht Bernd Bohr, bei Bosch für den Bereich Kraftfahrzeugtechnik zuständig, dabei als besonders zukunftsträchtig an. Im kommenden Jahr etwa soll ein erweiterter Parkassistent in Serie gehen, der das Auto auch per Smartphone in enge Garagen manövrieren lässt. Der nächste Schritt: Über eine Rundum-Videosensorik, so Bohr, "wird sich das Auto seinen Platz in Parkhäusern selbst suchen können". Ebenfalls im Jahr 2015 steht ein Stauassistent auf der Agenda, der das Fahrzeug bei zähflüssigem Verkehr nicht nur auf Abstand zum Vordermann, sondern bis 50 km/h auch in der Spur hält. Daraus werden soll ein Staupilot, der auch den Spurwechsel automatisiert. Der Mensch hinter dem Lenkrad checkt derweilen seine eMails. Ein Baustellenassistent wird das Auto mit eigenen leichten Lenkbewegungen exakt zwischen Betonwand links und Lkw rechts halten.

Während diese Entwicklungen vor allem durch Unaufmerksamkeit entstandene Blechschäden verringern sollen, geht es beim "Highway-Pilot", den Bohr bis zum Ende des Jahrzehnts erwartet, um tatsächlich autonomes Fahren auf der Autobahn - von der Auffahrt bis zur Ausfahrt. Elektronische Chauffeure, so die Prämisse, machen keine menschlichen Fehler: "Mehr als 90 Prozent aller Unfälle werden vom Fahrer verursacht," sagt Steiger.

Die soll ab nächstem Jahr auch eine Stereo-Videokamera verhindern helfen, die 50 Meter weit räumlich sehen kann. Sie ermöglicht erstmals mit nur einem einzigen Sensor eine automatische Notbremsung - etwa, wenn spielende Kinder plötzlich über die Straße laufen. Im Bosch-Testzentrum in Boxberg drehen die ersten vollautomatischen Fahrzeuge längst autonom ihre Runden. Und demnächst darf Bosch als erster Zulieferer auch auf öffentlichen Straßen das hoch automatisierte Fahren erproben.

Eines der Probleme noch dabei: Die nötigen Umfeldkarten müssen bis auf zehn Zentimeter genau sein und deutlich mehr Merkmale enthalten als derzeit. Und sie müssen im Stunden- und gar Minutentakt aktualisiert werden. Einen Weg dahin sehen die Ingenieure bei Bosch zum Beispiel darin, dass die Fahrzeuge auf der Straße auch untereinander vernetzt sein und ständig Umweltinformationen austauschen müssen - zum Beispiel über Straßenglätte oder Baustellen. "Ein Kreuzungsassistent etwa", sagt Bohr, "setzt voraus, dass sich mindestens die Hälfte der Fahrzeuge im fließenden Verkehr am Datenaustausch beteiligen."

Den Markt für Fahrassistenz-Systeme beackert Bosch nicht nur aus reiner Menschenfreude - er verspricht auf Jahre hinaus auch ein gutes Geschäft. "Schon jetzt erzielen wir damit einen Umsatz von gut fünf Milliarden Euro im Jahr", sagt Bernd Bohr und verspricht, "im Laufe dieser Dekade ein jährliches Wachstum von zehn Prozent." Denn es zeichnet sich auch in Europa ein neuer Schub ab, ausgelöst durch das künftige EuroNCAP-Ratingschema für die Fahrzeugsicherheit: Ab 2014 bekommen Neuwagen die Höchstnote nur noch, wenn sie mindestens einen Fahrassistenz-Sensor an Bord haben, ab 2016 ist ein umfassender und vorausschauender Fußgängerschutz für fünf Sterne Pflicht. Den fünften Stern gibt es dabei nur, wenn auch tatsächlich mindestens jedes zweite verkaufte Fahrzeug einer Modellreihe die Sicherheitstechnik an Bord hat. "Allein die Verfügbarkeit als optionale Ausstattung reicht also nicht", sagt Gerhard Steiger. In Japan und den USA werden ähnliche Regeln diskutiert.

Quelle: Autoplenum, 2013-08-12

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