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Testbericht

Peter Maahn/SP-X, 12. Juni 2016

Lässig lehnt der Prototyp eines Machos an seinem Statussymbol auf vier Rädern. Eine durchaus ansehnliche junge Frau geht mit schnellem Schritt auf ihn zu, holt aus und verpasst ihm schweigend eine schallende Ohrfeige. Die Auflösung der zunächst rätselhaften Gewaltaktion lässt auf dem TV-Bildschirm nicht lange auf sich warten. Es geht um den neuen Mini-Sportler 595 mit Beinahmen Competizione aus der Muckibude des Fiat-Konzerns mit Namen Abarth. In dem Werbespot bezeichnet Fiat diese 132 kW/180 PS starke Version des braven Fiat 500 als „Bad Boy“. Und wer sich wie das Backpfeifen-Opfer mit einem solch bösen Buben zeigt, hat allemal eine Strafe von weiblicher Hand verdient.

Zugegeben, ein nicht wirklich origineller Einfall der zuständigen Werbeagentur. Dabei ist durchaus etwas Wahres an der „Böse-Buben“-Idee. Soviel Power auf nur 3,66 Meter Länge kann nichts „Liebes“ an sich haben. Mit dem 595 genannten Abarth unternehmen die Italiener einen weiteren Versuch, die verblichene Marke des bekannten Tuners Abarth zurück ins Bewusstsein der Fans zu rufen. Früher waren es Modelle wie der Autobianchi 112, die sich mit dem Skorpion im Markenlogo von Abarth schmücken durften. Und wieder muss der Kleinste im Stall herhalten: Das Erfolgsmodell 500 mutiert zum Wirbelwind. Unter der kurzen Haube röhrt der bekannte Vierzylinder mit 1,4 Litern Hubraum, der von einem Turbo beatmet wird. Je nach Stand des Bankkontos können Abarth-Kunden unter drei Leistungsstufen wählen. Von recht harmlos (107 kW/145 PS) über 121 kW/165 PS bis hin zu eben jenem Bösewicht mit seinen für die Größe und das Gewicht gewaltigen 180 PS.

Und genau dieses kompakte Kraftpaket konnte jetzt erstmals gefahren werden. Schon die Optik ist fast eine Provokation: Tiefreichende Frontschürze mit mattschwarzem Lufteinlass, ausgestellte Radhäuser, verbunden durch markante Seitenschweller. Im großen Heckstoßfänger finden gleich vier Auslassrohre Platz umgeben von einem ebenfalls schwarzen Diffusor. Obwohl durchaus noch als Fiat 500 zu erkennen, sieht der 595 schon im Stand richtig schnell aus. Außer seiner Power bietet der stärkste Abarth unterm Blech manch Feines: Ein Hochleistungs-Abgassystem mit Namen „Record Monza“, das den Motor beim Tritt aufs Gaspedal losröhren lässt, als wäre ein brünstiger Hirsch auf Partnersuche. Dafür muss allerdings die Sport-Taste gedrückt werden. Sie bewirkt, dass der Abgasstrom samt seiner Geräusche nicht vom Schalldämpfer an der freien akustischen Entfaltung gehindert wird. Fiat preist das Radau-Extra als „aggressiven Rennsportsound“ an. An Bord auch eine spezielle Bremsanlage von Brembo, die mit Festsätteln aus Aluminium zupackt.

Natürlich thront der Abarth-Fahrer fast abartig eingeklemmt in einer engen Sitzschale, hat vor sich einen Tacho mit Farbdisplay. Bei der Tour im Bergland vor den Toren Veronas bewährte sich ein anderes Extra des Westentaschen-Renners: Ein mechanisches Sperrdifferential sorgt dafür, dass bei ungestümen Umgang die Kraft an das Vorderrad geleitet wird, das gerade die bessere Haftung auf dem Asphalt hat. Vor allem beim Kurven-Twist erweist sich dieses Detail als hilfreich, denn frontgetriebene Fahrzeuge reagieren nun mal recht zickig, wenn in Biegungen Gas gegeben wird.

Das kurze Auto lässt sich auch dank der sehr direkten und präzisen Lenkung in der Art eines Playstation-Spielmobils um die Ecken scheuchen. Man sollte dabei nur nicht vergessen, dass man sich in der echten Welt und nicht auf dem Monitor des heimischen Computers bewegt. Obwohl der Abarth durchaus ausgewogen und handlich ist und über die üblichen elektronischen Helferlein verfügt, setzt die Physik dem Spieltrieb recht enge Grenzen. Daran ändern auch beeindruckende Werte im Datenblatt nichts, die eine Spitze von 225 km/h für den stärksten Skorpion kundtut. Den Spurt auf 100 km/h bewältigt der Liliput-Renner in 6,6 Sekunden. Bei derartiger Fahrweise sind die 6,0 Liter Verbrauch auf 100 Kilometer natürlich reine Illusion. Zweistellig kann´s locker werden, wenn der Turbo im ständigen Glühzustand gehalten wird.

Natürlich gibt es bei aller sportiven Nüchternheit im Innenleben des Competizione auch manch Edles. Alacantara-Bezüge und Karbon-Applikationen, Touchscreen-Monitor mit Navigation und auf Wunsch sogar mit DAB-Radio. Der Ballermann lässt sich auch mit jedem Smartphone verbinden, offeriert eine 480-Watt-Musikanlage, Internetzugang und manches mehr.

Bleibt die ernsthafte Frage, was das denn alles soll, denn wirklich Sinn macht so ein überpowerter Kleinwagen nicht. Nur bedingt alltagstauglich, mit bescheidenem Platz auf den Rücksitzen und dem Kofferraum. Außerdem müssen für die teuerste Version mindestens 24.790 Euro an Fiat überwiesen werden. Allerlei Einbauten können den Preis noch deutlich nach oben treiben. Viel Eintrittsgeld für ein rollendes Spielcasino.

Abarth 595 Competizione– Technische Daten:
Zweitürige Limousine mit vier Sitzen, Länge: 3,66 Meter, Breite (ohne Außenspiegeln): 1,63 Meter, Höhe: 1,49 Meter. Leergewicht: 1.150 kg, Kofferraumvolumen: 185 Liter.
Antrieb: Vierzylinder-Benziner mit Turbo, Hubraum: 1.368 ccm, 132kW/180 PS, maximales Drehmoment: 250 Nm bei 3.000 U/min., Fünfgangschaltgetriebe (Halbautomatik gegen 1.300 Euro Aufpreis), Frontantrieb. Vmax: 225 km/h, 0-100 km/h in 6,7 Sekunden, Durchschnittsverbrauch: 6,0 l/100 km,CO2-Ausstoß: 139 g/km, Effizienzklasse D.
Grundpreis: ab 24.790 Euro

Warum: Weil man schon ein Renn-Moped, ein Renn-Pony und ein Ruderboot mit Außenborder hat
Warum nicht: Weil er einfach überflüssig ist
Was noch: Nichts in Sicht - so toll treibt es kein Konkurrent...

Fazit
Fiat baut die Reihe seiner sportlichen Abarth-Modelle weiter aus. Neben der starken Version des Roadsters 124 Spider bringen die Italiener jetzt gleich drei neue Modelle mit der Bezeichnung Abarth 595. Dahinter verbergen sich stark motorisierte Varianten des bekannten Kleinwagens Fiat 500. Die Leistungsspanne reicht von 107 kW/145 PS bis hin zu in dieser Klasse rekordverdächtigen 132 kW/180 PS. Die Preise beginnen bei 18.290 Euro, der Spitzen-Abarth kostet ab 24.790 Euro.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2016-06-12

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