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Testbericht

automobil-magazin.de, 23. Dezember 2013

Kurvendynamik ist zwar selten gefragt, aber eine 5.000 Kilometer-Tour nach Alaska verdeutlicht auch so die Fahrtalente des X3, der in zweiter Generation mehr Platz und Komfort bietet.


Als der erste X3 im Oktober 2003 in Südspanien präsentiert wurde, überzeugte BMWs SUV fast im Sofortverfahren. Motorisch und vom Fahrwerk. Er ging gut, er lag gut, trotz seines hohen Aufbaus. Was den Erfolg bei der Kundschaft erklärte – Motor und Straßenlage, Allradantrieb und erhöhte Bodenfreiheit, bessere Übersicht und höhere Variabilität – konnte jedoch nicht verbergen, woran man sich im Alltag störte: am nicht befriedigenden Fahrwerkskomfort und Platzangebot.
Die nächste Generation, die nicht mehr in Österreich gefertigt wird, sondern wie X5 und X6 im US-Werk Spartanburg, fällt spürbar großzügiger aus. Um acht Zentimeter in der Länge und um drei in der Breite, was auf 4,65 Metern auf angenehme Weise den Platzverhältnissen zuspielt. Sowohl auf den Vordersitzen als auch in der hinteren Sitzreihe steht so mehr Beinfreiheit zur Verfügung – Urteil eines Langbeiners: Das passt. Auch weil sich der BMW X3 in der City noch ganz gut in die Parklücke bugsieren lässt, was auch die hohen Seitenscheiben und das senkrecht stehende Heck unterstützen. Der Kofferraum ist größer, weil die Fünflenker-Hinterachse des X3 Serie II deutlich kompakter baut. 550 Liter Volumen sind das Ergebnis pur, 1.600 Liter kommen nach dem Umklappen der Rückbank unter – so oder so genug für die lange Reise. Geht diese über eine der in Kanada zahlreichen „gravel roads“ (unbefestigte Schotterstraßen), gerät die Navi manchmal aus dem Takt – nach ihr fahren wir aktuell: im Fluss. In den trockenen Cariboo Mountains sind die gravel roads, manchmal nur bessere Wanderwege, im Sommer brutal staubig, so dass feiner Staub, vorbei an den Türdichtungen, an die Armaturenbrettaußenseiten dringt. Der schmutzige Teil des Geschäfts, allerdings sind so verstaubte Verkehrswege in Deutschland und Österreich höchst rar. Geschweige denn, dass viele X3 sie tatsächlich je befahren, da der SUV hierzulande doch eher auf der Straße zuhause ist. Saubere Hände gibt es dafür an anderer Stelle: Der Ölmessstab ist im X3 35i passé. Der Ölstand wird bei laufendem Motor onboard im „Vehicle Status“ vom Fahrerplatz aus gemessen. Das Internet verabschiedet sich im X3 im hohen Norden ziemlich konsequent – nicht die Schuld von BMW, sondern von einfach viel zuviel Natur drumherum.
Das Fahrwerk sorgt dafür, dass die Power des Twinturbos sauber auf die Straße kommt. Mit Sicherheit und hoher Verbindlichkeit dank intelligentem Allradantrieb. Das M-Package reduziert zwar die Bodenfreiheit, aber es sorgt mit den 245ern auf 19 Zoll-Felgen auch für bessere Straßenlage. Auch auf Staubpisten obsiegt die Freude am Querfahren, da xDrive den Drive tendenziell stark auf die Hinterachse packt: leichtes Anbremsen, in die Kurve anstellen, im Kurvenausgang wieder gerade stellen. Der Allradantrieb sponsort fahraktive Fahrweise. Im Asphaltalltag sorgt das M-Sportfahrwerk dafür, dass der US-Bayer Verwerfungen trampelnder überrollt, aber die Fünflenker-Hinterachse entschiedener dafür, dass der aktuelle X3 kommoder federt und harmonischer abrollt als die erste Generation. Bei weniger Karosserieneigung in Kurven und guter Rückmeldung der Servolenkung.
Der Reihensechszylinder ist ein gutes Stück BMW Tradition. Wegen der Vernunft der Emissionswerte und Normverbräuche, die einem Vierzylinder naturgemäß besser gelingen als einem Sechszylinder, wollen sie ihm aber ans Leder. Genau deshalb gehört diese Antriebsart zur bedrohten Gattung im Münchner Motorensortiment. Aber Vernunft ist nicht immer der beste Beifahrer. Schon gar nicht in Nordamerika, wo BMW den X3 erst gar nicht mit Dieselmotor anbietet. Der Reihensechser schon. 300 hp Leistung (Europa: 306 PS bei 5.800 U/min) und 407 Nm Drehmoment machen lässig. Vor allem unten herum, wenn der X3 35i mit 1.500 bis 1.800 Umdrehungen satt säuselnd über den Highway rollt. Oben herum geht er traditionell prächtig. Dann faucht er kehlig-sonor und haucht der Fuhre Leben ein. Er performt fast wie ein 335i xDrive Touring (1.730 kg), weil er kaum mehr wiegt (1.880 kg). In der Praxis wie auf dem Papier: in 5,8 Sekunden (Europa: 5,7 s) spurtet der X 3 xDrive35i auf 100 km/h, bei 230 km/h (Europa: 245) hat der Vortrieb ein Ende.
Noch so ne gute Tat: Die Achtstufen-Automatik wurde bei BMW erstmals im X3 mit Start-Stop kombiniert. Das System arbeitet nicht nur ausgesprochen schnell, sondern im Verbund mit dem ZF-Automaten harmonisch. Mischt die Landschaft Hügel unter, geht es in die M/S-Gasse und gelegentlich an die Schaltwippen: drei Mal kurz ziehen, schon auf Gangstufe acht. Das kommt ideal bei Geschwindigkeiten von 100 km/h auf den nicht nur manchmal endlosen Geraden Kanadas – lange Gänge, niedrige Drehzahlen, niedriger Verbrauch. Bei 200 km ohne Zapfsäule von Vorteil. Mit dem „Daumengas“, den Rolltasten des Tempomats am Lenkrad, wird die Geschwindigkeit feinreguliert. Eine „Cancel“-Taste, an Geschwindigkeitsreglern in amerikanischen Fahrzeugen fast immer vorhanden, fehlt allerdings.
In Nordamerika sind Dieselmotoren verpönt und der agile 35i bleibt das Maß der Dinge. Der Vierzylinder-Turbo im 2.8i leert den 67 Liter-Tank des X3 zwar gemächlicher, aber auch der 35i legt bei geruhsamer Gangart eine überraschende Punktlandung hin: 8,8 Liter/100 km – exakt der Normverbrauch. Trotzdem: Nichts gegen vier Zylinder, aber sechs sind einfach toller. Wegen der Performance. Wegen dem sonoren Klang. Damit bleibt der X3 der sportliche Typ, als den man ihn 2003 schätzen gelernt hat. Ohne derbe Komforthärten und mit genug Platz für souveränes Reisen. Das offenbarte die 4.800 Kilometer-Tour von Südwestkanada nach Alaska. Und das bedeutet für Europa, wo Geraden viel schneller zu Kurven werden, doch auch nur Gutes. (Lothar Erfert)

Quelle: automobilmagazin, 2013-12-23

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