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Testbericht

28. Februar 2007
Lissabon, 28. Februar 2007 – BMW könnte ein neues Motto haben: Darfs ein bisschen weniger sein? Denn um zwei Türen und einen Sitzplatz im Fond reduziert, schickt der bayerische Hersteller den 1er-Familienzuwachs ins Frühjahr 2007. Doch das Wörtchen „weniger“ bezieht sich vor allem auf den Verbrauch: Sowohl die Diesel- als auch die Vierzylinder-Benzinmotoren mit Direkteinspritzung wurden einem umfassenden Feinschliff unterzogen. Neue Technik soll dem Fahrer beim Sprit sparen helfen. Zu den innovativen Features gehören eine Energierückgewinnung beim Bremsen, eine Start-Stop-Automatik und eine Ganganzeige. Wie funktioniert das alles? Wir haben den Neuling mit dem 170 PS starken Zweiliter-Ottomotor im 120i Dreitürer getestet. Rahmenlose Türen und ungeteilte Fondfenster Die Aufgabe, einen Dreitürer vom 1er auf die Räder zu stellen, wurde nicht durch „fünf minus zwei macht drei“ gelöst. Der Neue wirkt schnittiger als der bekannte Bruder. Das kommt daher, dass die nun rahmenlosen Türen länger sind und die Fondfenster nicht durch einen Steg unterteilt wurden. Dadurch wirkt der Wagen insgesamt geduckter. Vorn fällt der Dreitürer – wie auch die 2007er-Variante des Fünftürers – durch eine neue Chromzierleiste im größeren unteren Lufteinlass auf. Auch die Schürze wurde geändert. Außerdem wird die Niere mit einem größeren Chromrahmen eingefasst. Auffälliger sind auch die Scheinwerfer geworden: Sie haben einen dunkleren Hintergrund bekommen. Neue Lichtkante an der Heckschürze Auch am Rücken haben die Designer einige Linien frisch modelliert. Es gibt eine neue Lichtkante in der Schürze. Sortiert wurde auch das Innere der Leuchten: Rückfahr- und Blinklicht gehen nun getrennte Wege. Insgesamt sieht der 1er von hinten breiter aus.

Hinten viel Kopffreiheit Schauen wir uns innen um: Das Einsteigen in den Fond ist, wie bei einem kompakten Dreitürer nicht anders zu erwarten, mit den üblichen Körperdrehungen verbunden, aber beim 1er recht unkompliziert. In der zweiten Reihe gibt es zwei Einzelsitze mit einem Staufach in der Mitte oder, ohne Aufpreis, eine durchgehende Dreier-Bank. Wer hinten zu zweit reist, hat ausreichend Platz für die Knie und eine gute Kopffreiheit. Werden die Fondsitze nicht benötigt, kann die Lehne geteilt geklappt werden. Das vergrößert den Kofferraum vom 330 auf 1.150 Liter. Alu-Mantel für den Schalthebel Wer in der ersten Reihe Platz nimmt, wird ebenfalls einige Veränderungen wahrnehmen. Neue Farben und Materialien geben dem Cockpit eine wertigere Anmutung. Der Schalthebel trägt nun bei allen Modellen einen Alu-Mantel. Neu ist auch eine optionale USB-Schnittstelle, die es ermöglicht, die Lieblingsmusik zum Beispiel per Speicherstick ins Auto mitzubringen und über die Audioanlage zu hören. Per AUX-Buchse können alternativ mobile MP3-Player angeschlossen werden. 120i mit komplett neuem Zweiliter-Otto Der von uns getestete BMW 120i wird von einem neuen Zweiliter-Otto angetrieben. Der Motor leistet beachtliche 170 PS bei 6.700 Touren und ein Drehmoment von 210 Newtonmetern bei 4.250 Touren. Die Besonderheiten dieser Maschine liegen im Verborgenen und dürften vom Fahrer erst beim Blick auf eine geringere Tankrechnung bemerkt werden. Eine Innovation ist die so genannte Brake Energy Regeneration. Sie funktioniert so: Der fürs Bordnetz nötige Strom wird nur beim Bremsen oder Gaswegnehmen erzeugt. Das spart nicht nur Sprit, sondern stellt die volle Leistung beim Beschleunigen zur Verfügung. Zudem werden Nebenaggregate anstatt mit einem Keilriemen nun bedarfsgesteuert elektrisch betrieben, um den Energieverlust zusätzlich zu senken. So wird der Hydraulikdruck in der Servolenkung erst dann aufgebaut, wenn Lenkunterstützung nötig ist. Auch die Kühlmittelpumpe läuft nur, wenn sie gebraucht wird.

Punktgenaue Einspritzung Noch mehr Sprit spart die High Precision Injection genannte Benzin-Direkteinspritzung. Diese Einspritzung der zweiten Generation soll ohne Leistungseinbußen weniger Benzin verbrauchen. Möglich wird das durch den Magerbetrieb: Piezo-Injektoren befördern exakt so viel Kraftstoff in den Brennraum, wie benötigt wird und zwar zwischen die Ventile und direkt neben die Zündkerze. Durch die unmittelbare Nähe zum Zündfunken kann der Benzinanteil im Kraftstoff-Luftgemisch gering sein. Die punktgenaue Einspritzung ermöglicht eine effiziente Verbrennung. Anzeige gibt Schalt-Empfehlung Doch auch der Fahrer selbst kann den Verbrauch aktiv senken. Dabei hilft eine Schaltpunktanzeige, die alle Modelle mit Sechsgang-Schaltung serienmäßig an Bord haben. Wir probieren es aus: Wie gewohnt fahren wir im ersten Gang los und bekommen schon ziemlich bald im kleinen Display zwischen Tacho und Drehzahlmesser eine „2“ mit einem Pfeil nach oben angezeigt. Aha, wir sollen hochschalten. Der Tourenzähler zeigt zu diesem Zeitpunkt etwa 2.000 Umdrehungen. Das Spiel wiederholt sich, bis wir im sechsten Gang sind. Mitschwimmen im Stadtverkehr ist so kein Problem. Verringert sich die Geschwindigkeit, kommt der Hinweis zum Runterschalten. So soll der Verbrauch immer im optimalen Bereich liegen. Motor startet und stoppt per Automatik Ein weiteres Novum bei BMW stellt die Start-Stop-Automatik dar. Dass sich der Motor beim Anhalten abschaltet, ist eine Sache, an die man sich schnell gewöhnt. Es passiert beispielsweise so: Wir rollen an eine rote Ampel heran, treten die Kupplung, nehmen den Gang raus und lassen das Pedal los. Das Triebwerk geht aus. Zum Starten treten wir wieder die Kupplung und der Motor springt sofort an. Bei unserem Test funktionierte das einwandfrei und innerhalb eines Augenblickes. Wenn die Batterie tief entladen ist, der Druck im Bremssystem abfällt oder der BMW anrollt, startet die Automatik den Motor auch selbstständig. Ist es draußen unter drei oder über 30 Grad Celsius oder hat die Klimaanlage noch nicht den vorgewählten Wert erreicht, läuft der Motor weiter. Natürlich lässt sich das komplette System auf Tastendruck deaktivieren.

6,4 Liter Durchschnittsverbrauch Schauen wir auf das Datenblatt: Den Verbrauch des 120i gibt BMW mit durchschnittlich 6,4 Litern an. Bei unserem etwa 130 Kilometer langen Test über portugiesische Landstraßen und anschließend in Lissabon hat uns der Bordcomputer etwa diesen Wert angezeigt. Das ist zugegeben kein repräsentativer Messwert, zeigt aber, dass es mit einem Sprit sparenden Fahrstil durchaus möglich ist, den Verbrauch niedrig zu halten. Zum Vergleich: Der bisherige 120i im Fünftürer leistete 150 PS und war mit 7,5 Litern angegeben. Der vieldiskutierte CO2-Wert liegt beim neuen 120i bei 152 Gramm pro Kilometer, der Vorgänger emittierte noch 181 Gramm. Druckvolle Zwischenspurts Doch der neue 1er Dreitürer ist keineswegs ein langweiliges Sparauto mit der Fahrdynamik eines Leimpinsels. Der agile Motor entpuppt sich als überaus spritziges Aggregat, das in der Lage ist, den 120i in kurzen 7,7 Sekunden auf Tempo 100 zu schicken und weiter auf eine Spitze von 224 km/h zu bringen. Für druckvolle Zwischenspurts ist genügend Kraft da, die knackige Sechsgang-Schaltung trägt ihr Schärflein zur Freude am Fahren bei. Das Fahrwerk des Dreitürers ist, wie bereits vom Fünftürer gewohnt, eher straff als komfortabel abgestimmt und meldet schon mal kleine Bodenunebenheiten nach innen. Doch am Kurvenverhalten gibt es nicht auszusetzen: Der 1er lässt sich exakt und richtig schnell durch ungerade Wegabschnitte wedeln, ohne dabei Unsicherheit aufkommen zu lassen. Dreitürer-Einstieg für 22.800 Euro Der neue Dreitürer ist zu einem Einstiegspreis von 22.800 Euro für den 143 PS starken 118i zu haben, der 116i wird nicht angeboten. Der von uns getestete 120i schlägt mit 25.100 Euro zu Buche. Zur Serienausstattung der für den Dreitürer angebotenen Vierzylindermotoren gehören unter anderem das Sechsgang-Schaltgetriebe, die Start-Stop-Automatik, die Schaltpunkt-Anzeige und die Fahrdynamikregelung DSC.
Technische Daten
Antrieb:Heckantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Reihen-Ottomotor
Hubraum:1.995
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:125 kW (170 PS) bei UPM
Drehmoment:210 Nm bei 4.250 UPM
Preis
Neupreis: 25.100 € (Stand: Februar 2007)
Fazit
Kompaktautos sind keine Familienmobile und Autos für Leute, die oft zu dritt oder zu viert fahren. Daher reicht es völlig, wenn sie zwei Türen zum Einsteigen, und eine zum Gepäck einladen haben. Das zeigt auch der Dreitürer des 1er BMW deutlich. Er sieht dynamischer und frischer aus als das fünftürige Pendant. Die Reduzierung um zwei Türen hat ihm optisch gut getan. Viel wichtiger sind aber die Neuheiten, die im Verborgenen passiert sind: Dazu gehören die technischen Features unter der Motorhaube ebenso wie die clevere Start-Stop-Automatik, die innovative Brake Energy Regeneration, oder die Ganganzeige. Dass Sprit sparen nicht unbedingt den Verlust an Leistung bedeutet, zeigt der 120i mit einem beachtlichen Vortrieb und einem nicht unbeträchtlichen Stück Freude am Fahren. Zu kritisieren ist, dass BMW den Einstiegsmotor aus dem 116i Fünftürer im dreitürigen Modell nicht anbietet.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2007-02-28

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