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Testbericht

Stefan Grundhoff, 21. Juni 2011
Der offene 3er BMW ist das sportlichste Cabriolet der oberen Mittelklasse. Dynamischer und sparsamer als mit dem 330d kann man dabei kaum unterwegs sein. Allein das Klappdach und ein üppiger Preis stören ein nahezu perfektes Gesamtbild.

Mittwochmorgen auf der Autobahn A8 Richtung Stuttgart. Seit knapp zwei Wochen ist das Klappdach des BMW 330d zum ersten Mal geschlossen. Die Sonne scheint wiederum, doch es ist noch kühl. 520 Nm Drehmoment lassen einen nicht erst oberhalb von Tempo 200 an einen BMW M3 denken. Es ist noch nicht lange her, da wäre man ähnlich bissig nur mit der sportlichsten 3er-Version und einem M im Signet unterwegs gewesen. Der 180 KW / 245 PS starke Sechszylinder-Diesel mit drei Litern Hubraum ist eine Glanzbesetzung in dem alles andere als leichten 3er Cabriolet, der einiges mehr als 1,8 Tonnen auf die Waage bringt. Fahrwerk, Motor, Automatikgetriebe – das Paket ist ebenso bekannt wie grandios. Kein Problem, das bayrische Cabriolet wie im Praxistest mit weniger als acht Litern Diesel auf 100 Kilometern zu bewegen. Der Bayer fährt sich sogar unter die Sieben-Liter-Marke und säuselt noch immer als könnte er keiner Fliege etwas antun. Wer will, bläst jedoch auch mit Tempo 250 auf der Autobahn umher oder schafft den Spurt 0 auf 100 km/h in 6,5 Sekunden. Auffallend: die Windgeräusche im aktuell geschlossenen Dach könnten durchaus geringer sein. Der vielfach beschworene Vorteil vom Klappdach mag einem abgesehen vom weitgehend verhinderten Vandalismus kaum einleuchten.

Denn der größte aller Nachteile beim 4,61 Meter langen BMW 330d Cabriolet ist das Klappdach selbst. Die Bedienung des Daches ist so langsam, dass man in dieser Zeit per Hand auch eine überdimensionierte Origami-Faltung für den Regenschutz durchführen könnte. Noch ärgerlicher als die verschenkten Sekunden ist jedoch die die fehlende Bedienmöglichkeit bei der Fahrt. Wer nach einem zu kurzen Ampelstopp den Dachmechanismus bei der Fahrt beenden möchte, schaut in die Röhre. Außer einem Piepen passiert nichts. Beim Tachoausschlag steht das Dach wie zur Salzsäule erstarrt. Peinlich für einen Sonnenanbeter, der sonst mit allen erdenklichen technischen Raffinessen ausgestattet ist. Statt Freude am Fahren bietet das Cabriolet zumindest kurzzeitig allenfalls Freude am Stehen. Kein Wunder, dass viele 3er-Fans sich im Zubehör mehr oder weniger legale Steuergeräte kaufen, die die Dachbedienung bis Tempo 40 ermöglichen und auf die Vorschriften bzgl. der Lesbarkeit von Kennzeichen und dritter Bremsleuchte pfeifen.

Gäbe es nicht den unverzeihlichen Dachpatzer und den bei geöffnetem Dach allzu kleinen Laderaum, das BMW 330d Cabriolet würde noch mehr zum Lustobjekt, als er es ohnehin schon ist. Doch der Laderaum verkleinert sich mit zusammengeklapptem Dach nicht nur von 350 auf 210 Liter. Auch ist an die meisten Gegenstände im Laderaum bei offenem Dach kein Herankommen. Vielmehr als einen breiten Briefschlitz gibt es nicht. Auf Wunsch und gegen 200 Euro Aufpreis gibt es eine Durchlade nach vorn. Im Innenraum lässt es sich dagegen auf den vorderen Sitzen gut aushalten. Im Fond wird es für Erwachsene nicht erst auf längeren Strecken eng. Ein Cabriolet ist eben keine Familienkutsche – und das muss es auch nicht sein.

Auf der Straße hingegen gibt es für den offenen Bayern keine Schwächen – im Gegenteil. Die Lenkung ist grandios präzise, die Federung straff, aber nicht zu hart und die Karosserie verwindet sich kaum spürbar. Bei flotter Gangart zuckt das Hinterteil in engen Kurven durch die 245 PS und 500 Nm gerne einmal kurz heraus. Doch DSC / ESP sorgt für eine schützende Hand und genügend Fahrspaß im Grenzbereich. Einen großen Teil am Wohlfühlwert hat die sechsstufige Getriebeautomatik (2.190 Euro Aufpreis), die vorbildlich mit dem Reihensechszylinder zusammenarbeitet. Eine – wenn auch sehr präzise – Handschaltung braucht im 330d niemand.

Zur Serienausstattung der mindestens 50.800 Euro teuren Sonnenterasse gehören unter anderem elektrische Sitzverstellung, Multifunktions-Lederlenkrad, Klimaanlage, Xenon-Scheinwerfer und ein CD-Radio. Doch kaum ein BMW 330d im realen Straßenverkehr ist ohne Annehmlichkeiten wie Tempomat (280 Euro, mit Abstandsautomatik 1290 Euro), Parksensoren (ab 480 Euro) und Navigationssystem (ab 2.300 Euro) ausgestattet. Ledersitze (ab 1.920 Euro) und ein schnittiger Radsatz gehören bei einem Cabriolet sowieso dazu. Für teure 940 Euro (in Verbindung mit Navigationssystem 120 Euro) gibt es das „Connectivity-Paket“ mit Bluetooth-Freisprecheinrichtung, USB-Schnittstelle und Einbindung des Mobiltelefons ins Multimediasystem. Ärgerlich BMW verlangt selbst für Kleinigkeiten wie zusätzliche Ablagen und Getränkehalter in der Instrumententafel noch Aufpreise. Und selbst eine längst selbstverständliche Klimaautomatik kostet bei BMW 770 Euro Aufpreis.

Angenehm: mit hoch gefahrenen Seitenscheiben und ausgeklapptem Windschott lässt es sich auch bei Tempo 160 entspannt reisen. Das optionale Harman-Kardon-Soundsystem tut das übrige, um einen den Aufenthalt an Bord akustisch zu versüßen. Unverändert wohltuend zeigt sich das das Bildschirmnavigationssystem mit exzellenter Karte und vorbildlicher Bedienung. Wird eine Lokalität oder eine Straße einmal nicht im System gefunden, hilft eine Online-Google-Funktion. Das ist Cabriofahrspaß im dritten Jahrtausend. Doch abseits von Hightech bleit das BMW 330d Cabriolet in erster Linie eine Fahrmaschine. Strammes Fahrwerk, perfekte Lenkung und bissige Bremsen. Fast ist man versucht, den Makel des Klappdaches zu vergessen – bis der nächste Öffnungs- oder Schließvorgang kommt. Da kann man nur auf den Nachfolger hoffen. Doch zum Jahresstart kommt der neue BMW 3er zunächst nur als Limousine. Das Cabriolet dürfte noch bis Ende 2013 auf sich warten lassen – vielleicht dann ja wieder mit einem Stoffdach. Die Chancen stehen wohl nicht schlecht.

Quelle: Autoplenum, 2011-06-21

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