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Testbericht

Michael Specht/SP-X, 4. April 2018
Stuttgart/SP-X. Das Jahr 2016 deklarierte Dieter Zetsche als das der „Dream Cars“. Der Daimler-Chef meinte damit in erster Linie eine Reihe von Cabriolets, mit denen der Stuttgarter Autobauer in besagtem Jahr sein Portfolio erweiterte. Die Offensive hatte es in sich. Nie zuvor konnte der Kunde aus mehr offenen Modellen mit Stern auswählen, vom kleinen SLC-Roadster bis hin zum luxuriösen Mercedes-Maybach Cabriolet. Sieben sind es insgesamt. Weltweit existiert kein anderer Autobauer, der eine größere Cabrio-Palette in die Verkaufsräume stellt. Mercedes kann es sich leisten. Die Premium-Marke fährt momentan die höchsten Umsätze und Gewinne ihrer Geschichte ein. Aber: Sind so viele Cabrios wirklich sinnvoll? Gibt es Überschneidungen? Liegen manche Modelle zu dicht beieinander? Auch wirtschaftlich dürften sich einige der Modelle im Grenzbereich bewegen. Ein hoher und teurer Fertigungsaufwand steht meist nur relativ geringen Stückzahlen gegenüber. Die Welt der offenen Autos ist eine spezielle. Einst begann mit ihnen die Mobilität. Bis weit in 90er-Jahre des vorigen Jahrhunderts galten Cabriolets stets als etwas Außergewöhnliches: Die Beaus der Boulevards. Ihre Bedeutung als Statussymbol aber hat an Glanz verloren, heute dienen vorwiegend große SUV diesem Zweck. Nicht umsonst hat die Mercedes G-Klasse einen so großen Erfolg: Vergangenes Jahr wurden mehr als 20.000 Stück verkauft, ein Allzeithoch in der Historie dieser Baureihe. Davon kann ein bestimmter Roadster im Mercedes-Portfolio nur träumen: der SL. An ihm lässt sich recht eindrucksvoll das sinkende Interesse an Cabriolets ablesen. Einst war er mit mehr als 10.000 Einheiten der in Deutschland meistverkaufte Roadster. Vergangenes Jahr entschieden sich noch gerade einmal 576 Käufer für ihn. Nicht ganz schuldlos daran dürfte die Optik der mittlerweile sechsten Generation sein. Obwohl Mercedes recht fortschrittlich auf eine Voll-Aluminium-Karosserie setzte, nutzte das Design damals nicht die Chance, einen vom Vorgänger sofort zu unterscheidenden Roadster auf die Räder zu stellen – was bis dahin stets der Fall war. „Die Silhouette des SL gab im Wesentlichen sein versenkbares Hardtop vor“, sagte Steffen Köhl, damals Leiter Advanced Design, Ende 2011 bei der Vorstellung des SL im kalifornischen Carlsbad, „und wir haben nicht vor, dies zu ändern.“ Jetzt allerdings sehr wohl. Der Design-Direktor Gorden Wagener will keine Hartschalen-Dächer mehr. Und so bekommt der nächste SL ein klassisches Verdeck, wie es zuletzt der R 129 (Debüt 1989) hatte. Kunden dürfen sich zudem wieder über einen „richtigen“ Kofferraum freuen. Einig ist man sich in Stuttgart auch über die Positionierung des SL. Er soll als 2+2-Sitzer den komfortorientierten Cruiser spielen, während der AMG GT Roadster den sportlichen Part übernimmt. Stimmen die Gerüchte, wird sogar die Entwicklung des SL in die Hände der Performance-Tochter aus Affalterbach gegeben. Dabei soll der SL nicht auf der MRA (Mercedes Rear Wheel Architecture), sondern auf Modulen des GT aufbauen, ohne aber dessen Transaxle-Prinzip zu übernehmen. Statt einer Voll-Aluminium-Karosserie wird es vermutlich eine Hybrid-Mischbauweise geben. Zu rechnen sein könnte mit dem neuen SL 2021. Zeitlich reif für einen Generationswechsel wäre nach sieben Jahren der SLK, heute SLC genannt. Doch selbst Erlkönigjäger haben noch keine getarnten Fahrzeuge vor die Linse bekommen. Das lässt den Schluss zu, dass der kleine Roadster – bei uns hatte er voriges Jahr 3.054 Neuzulassungen – womöglich keinen Nachfolger bekommt. Das Segment ist derzeit schwierig zu bedienen. Intern gab es hierzu in einem sehr frühen Stadium Überlegungen, vielleicht ein Roadster-Derivat auf Basis der MFA2-Plattform (A-Klasse) zu konzipieren, ähnlich nach dem Prinzip wie es Audi beim MQB-A macht. Hier teilen sich A3 und TT eine Architektur. Doch bei Mercedes ging der Daumen letztlich nach unten. Frontantrieb und die damit verbundenen Proportionen des Autos würden nicht zur Philosophie eines SLC passen, hieß es aus Entwicklerkreisen. In die gleiche Richtung zielt die diskutierte offen Version der jüngst vorgestellten A-Klasse. Ein Cabrio geisterte zwar hin und wieder durch die Medien. Doch hierzu gibt es ein klares Nein aus Stuttgart. Zu aufwendig, zu wenig Synergie-Effekte, zu viele Individualteile, zu geringe zu erwartende Stückzahlen. Selbst VW hat sich mit dem Golf Cabrio aus der Szene verabschiedet. Dass es bei der Präsentation des größten offenen Mercedes, der Maybach-Variante der S-Klasse, bereits hieß, man wolle die Anzahl der Cabriolets wieder verringern, nicht jedes Modell bekäme einen Nachfolger, könnte die S-Klasse selbst treffen. Zum einen fahren der zukünftig 2+2-sitzige SL und das großzügig geschnittene Cabrio der E-Klasse zu nah an der offenen S-Klasse. Zum anderen ist der weltweite Markt sehr begrenzt. Kunden in China und Asien im Allgemeinen mögen Cabrios prinzipiell nicht. Und die amerikanische Oberschicht lässt sich gern den Wind in einem Bentley Continental oder Rolls-Royce Drophead um die Nase wehen.Mercedes sortiert seine „Dream Cars“ neu. Doch nicht jedes Cabriolet erhält einen Nachfolger.
Fazit
Mercedes sortiert seine „Dream Cars“ neu. Doch nicht jedes Cabriolet erhält einen Nachfolger.

Quelle: Autoplenum, 2018-04-04

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