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Autoplenum, 2010-08-19

Bea-Tricks Smart Fortwo - Elektro-Mobil

Testbericht

Stefan Grundhoff

Wenn es ein Auto auf dem Markt gibt, dem die elektrische Zukunft vorbestimmt schien, dann ist es der Smart Fortwo. Neben den 1.500 Elektro-Smarts, die Daimler auf Testtour schickt, baut eine Firma in Bochum den Antrieb selbst auf Strom um.

Nicolas Hayek, jüngst verstorbener Swatch-Erfinder und Smart-Visionär, sah den Smart Fortwo nicht als normales Auto, sondern Teil eines groß angelegten Mobilitätskonzepts. Dazu gehörten unter anderem Langstreckenfahrten per Bahn-Pick-Up und ein Elektroantrieb. Bea-Tricks, eine kleine Firma aus dem Ruhrgebiet, baut den Smart Fortwo der ersten Generation auf eigene Kappe auf einen Elektroantrieb um. Die zweite Smart-Generation soll bald folgen. Von außen deutet zunächst wenig auf einen Elektroantrieb hin. Doch statt eines kleinvolumigen Verbrennungsmotors mit schmalen drei Brennkammern summt im Heck des Smart Fortwo ein Elektromodul. Kein Erprobungsträger aus dem Hause Smart, sondern ein Eigenbau der Firma „Bea-Tricks“ aus Bochum.

„Bea“ steht dabei als Abkürzung für Batterie-Elektro-Auto. „Unser Umbausatz macht aus einem normalen Smart ein Elektro-Auto“ erzählt Thomas Borowski von Bea-Tricks, „so wie der Ur-Smart ehemals auch von Erfinder Nicolas Hayek erdacht wurde.“ Im Innenraum blickt der Fahrer auf eine Batterieladeanzeige, die mittig auf dem Armaturenbrett positioniert ist. Der Rest ist vom Seriencockpit des Smart I nicht zu unterscheiden. Dort, wo sonst der Schalthebel des wenig überzeugenden sequentiellen Getriebes sitzt, gibt es einen kleinen Knopf, mit dem zwischen den Modi vorwärts, rückwärts und neutral gewählt werden kann.

Ein Problem eint den elektrisch betriebenen Modellbausatz im Maßstab 1:1 mit anderen Elektroautos. Er ist kein billiges Vergnügen, denn der Elektro-Umbausatz, den Bea-Tricks anbietet, kostet stattliche 18.200 Euro. Allein im Unterhalt lässt sich einiges reinholen. Bei einem Durchschnittsverbrauch von rund zehn Kilowattstunden auf 100 Kilometern ergeben sich smarte Kraftstoffkosten von rund zwei Euro. „Wir haben bisher rund 50 Umbausätze verkauft und die Nachfrage ist riesig. Wir kommen kaum noch nach“, so Thomas Borowski weiter. Heiß ersehnt wird im Hause Bea-Tricks die Freigabe für die neue Smart-Generation. Die Elektroverträglichkeitsprüfung sieht derzeit nur die alte Smart-Generation bis Baujahr 2003 für den nachträglichen Strom-Umbau vor. Das soll sich jedoch in den wenigen Monaten ändern.

Unter der Motorabdeckung im Heck liegen Steuereinheiten und der Elektromotor vom Typ M2-AC25, mit dem der Smart Fortwo auf Touren kommt. „Der Antrieb leistet dauerhaft 25 Kilowatt. Kurzzeitig lassen sich auch 30 Kilowatt abrufen“, erklärt Thomas Borowski, „die Reichweite liegt bei 100 bis 150 Kilometern. Je nach Fahrweise. Die Höchstgeschwindigkeit: immerhin rund 95 km/h.“ Im Gegensatz zum originalen Elektro-Smart aus der Daimler-Technologie-Abteilung wird die Motorleistung über das originale Sechsgang-Getriebe der ersten Smart-Generation an die Hinterräder übertragen. „Wir nutzen von dem Getriebe jedoch ausschließlich den dritten Gang“, erklärt Borowski weiter, „so haben wir den besten Kompromiss aus Reichweite und Vortrieb.“ Jedoch wird seit geraumer Zeit an Weiterentwicklungen gewerkelt, von dem Ursprungs-Getriebe mehrere Gänge zu nutzen, damit Tempo und Beschleunigung etwas flotter sind ohne die Reichweite zu beeinflussen. Ist der Akku einmal leer gefahren, dauert es an einer normalen Steckdose rund sechs bis acht Stunden ehe der E-Smart wieder auf Tour gehen kann.

Wolfgang Klievering ist seit Jahren Elektro-Experte. Seit einer Zeit fährt er einen umgebauten Smart Fortwo mit Elektro-Antrieb. „Ich fahre seit 1993 Elektro-Autos. Aber dieser Smart hier ist das erste richtige Alltagsauto. Keinerlei Einschränkungen im Vergleich zu einem normalen Fahrzeug.“ Die Akkus an seinem Fortwo liegen unsichtbar verpackt unter dem Wagenboden in Höhe der Sitze. Sie kommen aus dem Computerbereich und sind insgesamt gut 62 Kilogramm schwer. „Unser Smart Elektro ist nach dem Umbau sogar 20 Kilogramm leichter als der Benziner“, erläutert Thomas Borowski. Elektro-Fan Wolfgang Klievering träumt derweil von weiteren Fahrzeugen, die man auf Elektroantrieb umbauen könnte: „Toll wäre natürlich ein Smart Roadster. Man müsste aber sehen, ob man die Akkus hier unterbringen könnte. Schließlich sitzt man tief knapp über der Fahrbahn. Oder aber eine Mercedes A-Klasse. Die bietet sich mit dem doppelten Sandwichboden dafür doch an.“ Die Überlegungen kennt man aus dem Hause Daimler. Hier kommt bald auch eine A-Klasse mit Elektro-Antrieb.

Quelle: Autoplenum, 2010-08-19