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Testbericht

Stefan Grundhoff, 7. Dezember 2009
Spaßmacher und Showmaster Jay Leno ist in den USA bekannt wie ein bunter Hund. Nicht allein deshalb nennen ihn seine Freunde nur „Big Dog“. Noch spektakulärer als seine Auftritte bei NBC ist seine einzigartige Autosammlung.

In diese Gegend rund eine halbe Stunde nördlich von Los Angeles verirrt sich zufällig sicher niemand. Nach einem Museum oder einer entsprechenden Beschilderung braucht man in der leicht heruntergekommenen Wohnsiedlung im Schatten der Hollywood Hills nicht zu suchen. Die ehrwürdigen Hallen von US-Showmaster Jay Leno befinden sich an der Rückseite des Flughafens von Burbank. Nichts deutet darauf hin, dass hier mehr als 130 spektakuläre Fahrzeuge und 100 Motorräder in einer einzigartigen Ausstellung erstrahlen. Das schwere Gittertor öffnet sich wie von Geisterhand und Jay Leno begrüßt seine Gäste im kompletten Jeanslook mit Arbeitsschuhen und einem Lächeln im Gesicht: „Ich schlafe zu Hause und arbeite nebenan in den Studios. Doch leben tue ich hier in meiner Garage.“ So lange er denken kann ist Leno Autonarr. Mit Übernahme der Tonight Show von Johnny Carson wurde der italienisch-stämmige Amerikaner Anfang der 90er Jahre zur Legende, stach Fernseh-Ikone David Letterman aus und wurde so zum Megastar.

Doch der ehemalige Comedian hat seine Wurzeln in der Autobranche. „Ich habe als Junge bei Mercedes in einer Werkstatt gelernt“, erzählt er während er lachend um ein grünes Duesenberg Cabriolet vom Typ SJ von 1932 herumschleicht, „danach habe ich dann bei Ford noch Tachos zurückgedreht.“ Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Auftritte auf kleinen und mittleren Bühnen zwischen New York und Los Angeles, größere Engagements und schließlich die großen Shows. Doch die eigentliche Leidenschaft von Jay Leno sind Autos. „Jay fährt jeden Tag mit einem anderen Wagen. Am Wochenende auch oft mit seinen Motorrädern“, erzählt Bill, einer seiner Angestellten, „dabei hat er noch nie eines seiner Autos verkauft. Er kauft immer nur neue.“ Mittlerweile beschäftigt Leno in seiner „Big Dog Garage“ sieben Angestellte die die Fahrzeuge warten, instandsetzen und reparieren. Jeden Tag kommt der grauhaarige Entertainer die 20 Minuten von seinem Haus in Beverly Hills nach Burbank und verbringt den Großteil seines Tages in der blitzblanken Garage. Die tägliche Jay Leno Show am späten Abend scheint für ihn längst Nebensache geworden zu sein.

Nicht nur echten Autofans dürften in der Big Dog Garage die Augen übergehen. In der zentralen Werkstatthalle stehen ein alter Rolls Royce und ein Hispano Suiza gerade in ihre Einzelteile zerlegt. Sie dürften es schwer haben, bis Weihnachten noch auf die Räder zu kommen. Auf der Hebebühne ein Stück weiter hinten wird an einem goldenen Oldsmobile Toronado gearbeitet. Innen glänzt neues Leder und auch Bremsen und Reifen sind frisch gemacht. Gleich daneben ein Formel-Renner aus den späten 70ern. Eines der Lieblingsautos von Jay Leno war bis eben wohl noch im Einsatz. „Der Mercedes 300 SEL 6,3 von 1971 hat mittlerweile gut 325.000 Meilen gelaufen“, strahlt der Showmaster, „ und war als Kind immer mein Traumauto. Den fahre ich besonders gern.“ Jetzt kommt der alte Benz zu späten Ehren und soll ein 6,3-Liter-Triebwerk aus dem neuen Flügeltürer SLS implantiert bekommen. Das hieße eine Leistungssteigerung von 300 auf 571 PS. Zumindest die Hubraum-Lettern am Heckdeckel müssten die Mechaniker nicht ändern.

Ein paar Meter weiter, zwischen Drehbänken und ein paar Oldtimer aus den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts erstrahlt kaum weniger poliert als die Karossen eine Luxus-Küche. „Hier esse ich zusammen mit meinen Leuten. Ich bin schließlich meistens hier“, erzählt Leno, während er nach links deutet. Hier stehen riesige Dampfmaschinen. „Jay liebt die Dinger“, wirft einer seiner Monteure ein, „Hauptsache es dreht sich irgendetwas.“ Dann geht es hinaus zum großen Tor. Gleich gegenüber geht es in die nächsten drei Hallen. Die Strahler an der Decke sind so hell, dass man eine Sonnenbrille aufsetzen möchte. Gleich links stehen ein roter Ford GT, eine blaue sowie eine schwarze Dodge Viper und daneben die neue Corvette ZR-1. Zudem ein Dodge Charger Baujahr 1968 und nebenan eine neue Version des Musclecars. Der eine orange, der andere schwarz. Gegenüber ein getunter Ford F-150, eine Chevrolet Equinox Brennstoffzelle und ein schwarzer Bentley Turbo R. „Alle Autos hier sind fahrbereit und angemeldet“, so Jay Leno, „ich entscheide spontan, welchen Wagen ich nehme. Einmal ein altes Morgan Dreirad, mal meinen Porsche Carrera GT oder meinen Mercedes E 55 AMG. Mit dem fahre ich sehr viel.“ Deutlich weniger kommen die zahlreichen Duesenbergs, Bugattis oder Tatras zum Einsatz. Über 100 Fahrzeuge müssen erst einmal bewegt werden.

Die meisten Fahrzeuge haben mächtig Power unter der Haube. Die beiden spektakulärsten Modelle sind „The Tank“, ein offener Zweisitzer mit einem ohrenbetäubenden Panzer-Triebwerk und der Ecojet, ein Einzelstück, das allein für Jay Leno gebaut wurde. Ebenso wie ein Motorrad und ein Pick-Up wird dieser Eigenbau von einer Flugzeugturbine angetrieben. Ursprünglich war der EcoJet nur als Showcar für die SEMA 2006 in Las Vegas gedacht. Doch bei Jay Leno gibt es eben nur Autos, die auch wirklich fahren. Und so hauchten Leno’s Techniker Jim Hall und Bernhard Juchli dem Showcar auf Plattform einer Corvette einen automobilen Odem ein. Die Honeswell-Turbine im Heck leistet mehr als 700 PS und 800 Nm Drehmoment. In den Griff bekommt Leno das mit einer Viergang-Automatik aus dem Hause GM. Mit Bioethanol betankt schafft der EcoJet 250 km/h Spitze. Wenn es traditioneller sein soll, hat Leno immer noch eines der wenigen Chrysler Düsenautos in der Garage.

Ein fast unscheinbarer Chrysler Imperial in metallic-gold hat seine ganz eigene Geschichte. „Eines Tages rief ein 93jähriger Filmproduzent bei mir an und fragte, ob ich seinen Imperial haben wolle. Interessierte mich jedoch nicht. Doch er sagte, der Wagen sei topgepflegt aus erster Hand und zur Sicherheit hätte er seinerzeit jedes Ersatzteil doppelt zum Auto dazu gekauft. Als ich zu dem Produzenten nach Berverly Hills fuhr, stand da ein Chrysler Imperial wie neu – und jedes Teil gab es doppelt. Jetzt steht er hier.“

An den Wänden hängen hunderte von riesigen Plakaten und Werbebannern. Es sind Verkaufsplakate von Oldtimern, Werbung für Autorennen oder Zündkerzen. Jay Leno: „Das ist einer der Vorteile, wenn man beim Fernsehen ist. Die Jungs haben da echt eine Menge drauf und ich brauche ihnen nur ein Foto mitzubringen. In ein paar Stunden kriegen die mit Stift, Pinsel und Farbe alles hin.“ Vor gigantischen Plakaten stehen auch zwei Hudson-Limousinen, die nur aus einem Gangster-Streifen der 50er Jahre stammen können. Beide Coupés sind im Bestzustand. Dabei hat Jay Leno an sich kein Interesse daran, alle Fahrzeuge auf Ausstellungsniveau zu bringen. Dass das keine leeren Worte sind, sieht man an ein paar Meter weiter an einem roten Mercedes 300 SL. Der Flügeltürer hat schon bessere Zeiten gesehen, der Lack ist stumpf. Leno hüpft mit dem Hintern auf den Kotflügel und lacht: „Mit welchem SL kann man das schon machen? Fährt aber prima. Habe ich den 70ern in der Wüste gefunden.“ Er hat gut lachen. Eine Halle weiter steht ein weiterer Flügeltürer von 1956 in strahlendem grau, ein Stück weiter ein aktueller SLR. „Es könnte morgens schlimmere Probleme geben, als sich zu fragen, mit welchem Auto man unterwegs sein möchte. Das muss man sich immer vor Augen halten“, erzählt Jay Leno durchaus nachdenklich.

Doch es müssen nicht immer Powercars mit Leistung ohne Ende sein. So mancher Kleinwagen steht in seiner Gunst ganz oben. Der offene Flitzer Honda SM 600 hat es ihm bei gutem Wetter besonders angetan. Kaum weniger rar ist der Mazda Cosmo oder ein Ford Shogun, als Powerversion des alten US-Fiesta mit Heckmotor und Turbopower. Eines der Schmuckstücke in der 130 Fahrzeuge starken Sammlung ist ein Fiat Toppolino. Jay Leno: „Wenn man mit dem unterwegs ist, reißen sich die Frauen die Kleider vom Leib. Das muss man erlebt haben.“ Gleich geht es wieder ins Fernsehstudio. Arbeiten muss eben auch einmal sein.

Quelle: Autoplenum, 2009-12-07

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