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Testbericht

Marcel Sommer, 21. Mai 2015
Während die Produktionszahlen der Automobile in der Türkei stetig ansteigen, zeigen sich die Einwohner auf dem heimischen Markt gesättigt. Im vergangenen Jahr wurden rund 80.000 Einheiten weniger als 2013 verkauft.

Sonniges Urlaubsland, historische Kulturhochburg, vielfältiges Essen und freundliche Einwohner - die Türkei ist seit jeher für vieles bekannt. Von den politischen Eigenheiten abgesehen, fällt es nicht schwer, das Land am Bosporus als einen Teil Europas zu sehen. Mit knapp 78 Millionen Einwohnern befindet sich die Türkei auf Augenhöhe mit Deutschland. So gehören zu den 81 Millionen Einwohnern Deutschlands fast drei Millionen Menschen mit türkischer Herkunft, von denen rund die Hälfte die türkische Staatsbürgerschaft besitzt. Dass in solch einem bevölkerungsreichen Land der automobile Sektor eine ernstzunehmende Rolle spielt, überrascht niemanden.

Allerdings liegt in der Türkei der Fokus aktuell mehr auf der Produktion von Fahrzeugen, als im inländischen Verkauf. Waren es 2013 noch 664.655 Fahrzeugverkäufe, ist dieser Wert im vergangenen Jahr auf 587.331 Fahrzeuge gesunken. Dem gegenüber stehen doppelt so viele im Land produzierte Fahrzeuge. Mit den 1.170.445 Einheiten liegt die Türkei weltweit gesehen auf dem 17. Produktionsrang - Tendenz steigend. Dass ein Land mehr Autos produziert, als es selbst im Land verkauft ist nichts Neues. Den hierzulande verkauften 3,04 Millionen Autos stehen immerhin 5,6 Millionen produzierte Modelle gegenüber. Neben gestiegenen Zinsen und der an Wert verlorenen türkischen Lira wird vor allem die ÖTV für den Rückgang der Verkaufszahlen verantwortlich gemacht. Die Verbrauchssteuer Özel Tüketim Vergisi sorgt dafür, dass ein importiertes Kfz je nach Hubraum mit zwischen 27 und 50 Prozent besteuert werden muss.

Anders als in Deutschland werden in der Türkei hauptsächlich Marken fremder Nationen beziehungsweise fremde Modelle in Lizenz unter türkischem Namen hergestellt. Zu den größten Lizenzgebern gehören in der Türkei Fiat, Peugeot, Citroen, Ford und Opel. Letzterer blickt im ersten Quartal des laufenden Jahres auf ein Absatzplus von 45 Prozent zurück. 12.000 verkaufte Opel, von denen das Modell Mokka der Wachstumstreiber ist, lassen die Rüsselsheimer auf einen Gesamtabsatz von über 40.000 Einheiten in diesem Jahr hoffen. Produziert wird aus dem Hause Opel allerdings ein ganz anderes Modell in der Türkei. So läuft der Opel Combo im Tofas-Werk in Bursa vom Band, einem Joint Venture von Fiat Chrysler Automobiles und der türkischen Koc Holding. Der einstige Hochdach-Corsa ist nicht das einzige Auto, was die gewaltigen Fertigungshallen von Türk Otomobil Fabrikasi Anonim Sirket verlässt. Unter den insgesamt 400.000 jährlich produzierten Fahrzeugen befinden sich noch das Familientrio aus Peugeot Bipper, Renault Clio und Citroen Nemo. Die Marke Fiat lässt die Modelle Linea, Fiorino und Doblo inklusive der US-Version des Doblo, den Ram ProMaster City, in Bursa fertigen.

Ford Otosan errichtete vor genau einem Jahr ein neues Werk in Yeniköy, nördlich der 14-Millionen-Metropole Istanbul. Sowohl der Ford Tourneo Courier als auch der neue Transit Courier werden in der 511 Millionen teuren Anlage hergestellt. Der Vorstandsvorsitzende der Ford Motor Company Bill Ford erklärte in seiner Eröffnungsrede: "Ford Otosan ist eines der langlebigsten und erfolgreichsten Joint Ventures in der globalen Autoindustrie und der heutige Tag markiert einen wichtigen Meilenstein in dieser Partnerschaft." Dass solch große Werkseröffnungen auch an der Politik nicht unbemerkt vorüber gehen, zeigte die Anwesenheit des heutigen türkischen Regierungschefs Tayyip Erdogan.

Warum dennoch die Chance eines rein türkischen Automobils als unrealistisch eingestuft wird, liegt daran, dass "in der Türkei im Durschnitt ein Modell 20.000 Mal verkauft wird", erklärt Dogus Otomotiv-Chef Aclan Acar, dessen Unternehmen mit seinem engen Netz an Verkaufsstellen, in denen er 15 Automarken anbietet, für den türkischen Automarkt unverzichtbar geworden ist. Ein Zusammenschluss mehrerer Ingenieure, die Toruk Group, versucht sich dennoch an einem Elektro-Kleinwagen. Das aus organisch recycelbaren Materialien bestehende Konzeptfahrzeug hat allerdings weder Namen noch ausreichend solvente Investoren, so dass auch dieses rein türkische Experiment unbekannt am Bosporus verbleiben wird. Die dieser Tage stattfindende Istanbul Autoshow wird aber wohl noch den einen oder anderen türkischen Neustart zu feiern wissen.

Quelle: Autoplenum, 2015-05-21

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