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Testbericht

Sebastian Viehmann, 23. Dezember 2009
Wenn sich Autos nur noch mit Abwrackprämien verkaufen lassen, sehen Premium-Hersteller kaum einer großen Zukunft entgegen. Das Beispiel Dubai zeigt, wo sich Luxuskarossen heute wohlfühlen – und wie ein Automarkt funktioniert, in dem Spritverbrauch keine Rolle spielt.

Vor ein paar Jahren noch kamen die reichen Scheichs zu Mercedes-Händler Abdul Jabbar Gargash, legten Bündel voller Geldscheine auf seinen Tresen und fuhren mit ihrem neuen Benz gleich aus dem Verkaufsraum heraus. Heute handeln sie zuerst eine Finanzierung aus und steigen dann in ihren neuen Wagen. In den Vereinigten Arabischen Emiraten haben sich bei vielen Kunden nur die Zahlungsmodalitäten verändert, aber offenbar nicht die Liquidität: „Dies ist immer noch eine reiche Region“, bekräftigt Mercedes-Importeur Gargash aus Dubai. Und der Spritverbrauch spielt keine Rolle, einmal Volltanken kostet umgerechnet 20 Euro.

Während sich in Europa die Autokäufer lange vorher informieren, wird am Golf spontan gekauft – was der Kunde wünscht, muss man auch auf Lager haben. Gargashs Bestseller ist der G 55 AMG, ein Luxus-Geländewagen mit V8-Kompressormotor. 300 Stück verkaufte der Händler davon in diesem Jahr, 100 mehr als noch 2008. „Früher war in dieser Region ein Pferd das wichtigste Statussymbol, heute ist es ein AMG“, meint Gargash, der sich 1977 im Alter von 18 Jahren seinen ersten Mercedes kaufte. „Es war ein S 280 in orange-rot“, erinnert sich der Chef von fünf Mercedes-Niederlassungen mit 1000 Mitarbeitern, der auch in der Bau- und Versicherungsbranche tätig ist.

Noch heute ist die S-Klasse eine der beliebtesten Luxuslimousinen der Emirate. Ein S 350 kostet 470.000 Dirham, das sind umgerechnet knapp 90.000 Euro. Schwarz oder weiß sind die beliebtesten Lackierungen, und fast immer haben die Fahrzeuge Vollausstattung. Das gilt auch für den 7er BMW, von Januar bis November 2009 mit 4142 verkauften Autos die erfolgreichste Luxuslimousine im Mittleren Osten. 640 davon wurden allein in Dubai verkauft, 60 Prozent mehr als noch 2008. „Die Leute kaufen fast ausschließlich die Langversion mit Achtzylinder und Vollausstattung“, sagt Stathis I. Stathis, Chef des größten BMW-Importeurs AGMC. Beliebt sind auch die Modelle X6 und X5. BMW-Importeur Stathis rechnet in den nächsten fünf Jahren mit zweistelligen Zuwächsen: „Der Automarkt ging ziemlich schnell nach unten, aber er wird genau so schnell wieder steigen.“

Stark vertreten im Mittleren Osten sind auch Nissans Luxusmarke Infiniti mit mehr als 5000 verkauften Autos im Jahr 2008 sowie Porsche (knapp 3700 Autos). Jaguar, Bentley, Rolls-Royce und Maserati freuen sich ebenfalls über satte Zuwächse. Da Dubai über ein gut ausgebautes Straßennetz mit mehrspurigen Autobahnen verfügt, lassen sich Sportwagen ohne größere Probleme bewegen – in anderen Märkten wie Russland oder China verhindert ein teils abenteuerlicher Asphalt den flächendeckenden Erfolg der flachen Flundern. So sieht man in der Wüstenregion zahllose Ferraris, Aston Martins und Lamborghinis. Auch der Audi R8 erfreut sich großer Beliebtheit.

Natürlich ist selbst in der Glitzerstadt Dubai der Automarkt nicht allein ein Stelldichein der Luxuskarossen. Dafür sorgen schon die zahllosen Gastarbeiter aus aller Herren Länder, die den größten Teil der Bevölkerung ausmachen. 1990 lebten in Dubai 300.000 Menschen, heute sind es rund zwei Millionen. Marktführer im gesamten Mittleren Osten ist Toyota. Im Jahr 2008 verkauften die Japaner in der Region fast 80.000 PKW. Der Kleinwagen Yaris kostet umgerechnet rund 11.000 Euro, die Renner sind jedoch Geländewagen wie der Land Cruiser oder die bei uns unbekannten Modelle Prado und Fortuner. Als Land Rover des kleinen Mannes hat sich besonders der Toyota FJ Cruiser durchgesetzt, den man in Dubai an jeder Straßenecke sieht. Auf Rang Zwei der Zulassungsstatistik in Middle East folgte 2008 Nissan mit rund 40.000 Autos, den dritten Platz ergattere Mitsubishi mit 35.000 Stück.

Auch wenn der Automarkt der Emirate von der Wirtschaftskrise nicht verschont wurde, bleibt er langfristig attraktiv. Das bekannte Marktforschungsunternehmen Business Monitor International rechnet für die Region wieder mit zweistelligen Zuwächsen ab 2011 und einem Gesamtmarkt von 570.000 verkauften Autos ab 2013 – das wären 57 Prozent mehr als 2008. Denn der Hunger nach persönlicher Mobilität scheint noch längst nicht gesättigt: Auf 1000 Einwohner kommen in den Emiraten statistisch gesehen 350 Autos, in Deutschland sind es 540. Zwar fährt in Dubai mittlerweile auch eine Hochbahn durchs Stadtzentrum, doch wie in den meisten anderen Metropolen bevorzugen viele Pendler das eigene Auto oder Taxen. „Eine fünfköpfige Familie hat hier auch irgendwann fünf Autos“, sagt BMW-Importeur Stathis.

Das Thema alternative Antriebe spielt in den Golfstaaten nur am Rande eine Rolle. Stathis hat zwar schon seinen ersten BMW X6 Hybrid verkauft, doch er hat seine Zweifel, ob es in den Emiraten wirklich einen Hybrid-Trend geben wird: „In dieser Region kann sich ja nicht einmal der Dieselmotor durchsetzen“, so der Luxuswagen-Händler. „Für viele spielt dieses Thema tatsächlich keine Rolle“, sagt auch Abdul Jabbar Gargash, „doch die junge Generation, mein Sohn zum Beispiel, beschäftigt sich schon damit“. In der Tat gibt es immerhin ein paar Anzeichen dafür, dass man im Reich des Schwarzen Goldes an die Zeit nach dem Öl denkt. In Dubais Nachbaremirat Abu Dhabi wird seit 2008 sogar an einer „Ökostadt“ gebaut: Masdar City soll sich allein durch erneuerbare Energien versorgen. Auf der Straße sollen nur Fahrräder oder Elektroautos unterwegs sein.

Quelle: Autoplenum, 2009-12-23

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