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Testbericht

M. Sommer / W. Gomoll / J. Oliveira / S. Grundhoff, 20. April 2015
Spektakuläre Neuheiten muss man auf der Auto China 2015 in Shanghai lange suchen. Vieles dreht sich um SUV jeglicher Größe. Sparsamen Plug-In-Hybriden gehört in dem Milliardenstaat die Zukunft.

Schamlose Plagiate, peinliche Designverfehlungen oder wilde Modellankündigungen ohne jede technische Substanz haben die chinesischen Automessen schon ein paar Jahre hinter sich. Die Auto China 2015, erstmals im neuen Kongress- und Messezentrum im Westen von Shanghai abgehalten, zeigt, wie sehr sich der nationale Markt mittlerweile angepasst hat. Wie in Europa oder den USA haben sich aufstrebende Chinesen längst ins Fahrzeugsegment der SUV und Crossover verliebt. Kein Wunder, dass Realmodelle wie BMW X5 xDrive 40e, Audi Q7 e-tron ebenso im Fokus des Interesses stehen, wie Studien eines Mercedes Concept GLC Coupés oder eines Qoros 2 PHEV. "Ein Viertel aller Neuwagen waren hier in China zuletzt SUV", so Chinas Daimler-Chef Hubert Troska, "mit Modellen wie dem GLC Coupé wollen wir davon profitieren." Wenn es etwas spektakulärer sein darf, fallen einem die martialischen Geländewagen von G. Patton oder der 526 PS starke Startech Range Rover Pick-Up aus dem Hause Brabus ins Auge. Doch der SUV-Wahn gilt nicht nur für Importeure. "Die Verkäufe von lokal in China produzierten SUV sind im ersten Quartal 2015 um fast 50 Prozent gestiegen", weiß IHS-Autoanalyst Henner Lehne.

"Doch die Zeiten der zweistelligen Zuwächse ist vorbei", ergänzt Lehne, "wir erwarten hier Zuwachsraten von 7,0 bzw. 6,4 Prozent für die Jahre 2015 und 2016. Konservativ gerechnet gehen wir ab 2018 von einem Wachstum von rund drei Prozent aus." Davon profitieren in erster Linie nationale Massenmarken wie SAIC, Brilliance, Haval oder zumindest die Fahrzeuge internationaler Hersteller, die in China produziert werden. Plagiate wie vor ein paar Jahren findet man im neuen Messegelände der 20-Millionen-Metropole nur noch sporadisch. Dass der Europa-Flopper Landwind seinen X7 vom Erfolgsmodell des Range Rover Evoque abgekupfert hat, scheint angesichts der prächtigen Land-Rover-Verkäufe hier niemanden ernsthaft zu stören. Und auch am Eagle Carrie einer furchtbaren Symbiose aus Porsche Cayman und Ferrari 599 scheint niemand Anstoß zu nehmen. Überhaupt gibt es kaum einen Messestand, bei dem sich die SUV nicht ins gleißend helle Rampenlicht gefahren haben. Hier aalte sich trotz anderslautender Ankündigungen übrigens doch das ein oder andere Model - zumeist jedoch weniger aufreizend als in den Vorjahren gekleidet - an den automobilen Ausstellungsstücken wie dem auffrischten Citroen DS5 oder der schmucken Studie des Aircross.

Und am besten ist es nicht nur SUV oder Crossover, sondern gleich eine Kombinationslösung mit einem Plug-In-Hybriden anzubieten, denn die Emissionsvorgaben in China gehören allen Unkenrufen zum Trotz längt zu den schärfsten auf der Welt. Infolge dessen beschränken immer mehr Megastädte die Zahl der Neufahrzeuge. "Die Zahl der chinesischen Großstädte mit Restriktionen bei der Zulassungszahlen wird zunehmen, weil die Regierung Druck wegen der großen Luftverschmutzung macht", sagt IHS-Analyst Henner Lehne. Shanghai, alternierender Austragungsort der Auto China, soll seine Einwohnerzahl von aktuell über 20 Millionen bis zum Jahre 2050 verdoppeln. Mit einem verrosteten Drahtesel fährt durch das alltägliche Verkehrschaos außer in den historischen Hutongs niemand mehr. Shanghai selbst vergibt aktuell gerade einmal 9.000 Kennzeichen pro Monat und so vergeben immer mehr Verwaltungsbezirke ihre blauen Kennzeichen nur noch per Lotterie. Die Zulassung selbst kostet umgerechnet bis zu 10.000 Euro. Wurde eines der auf Lebenszeit gültigen Kennzeichen zugeteilt, gibt es eine mehrjährige Sperre - außer, man entscheidet sich für ein Elektrofahrzeug oder ein Modell mit Plug-In-Modul.

Kein Wunder daher, dass viele der Messeneuheiten mit Plug-In-Technik ausgestattet sind. Doch um die maximale Förderung zu bekommen, schreiben die Zulassungsbehörden eine elektrische Mindestreichweite von 50 Kilometern vor. Die schaffen Modelle wie der BMW 5er Hybrid, der neue Audi A6L e-tron oder der Volvo S60L Twin-Drive zumindest auf dem Papier. Kein Wunder, dass selbst Konzeptstudien wie das VW C Coupé GTE als Ausblick auf den nächsten Phaeton oder ein Mercedes GLC Coupé bei ihren zukünftigen Markteintritten auf Plug-In-Antriebe für den größten Automarkt der Welt nicht mehr verzichten können.

In Europa bereits seit einigen Monaten auf der Straße, wurde in Shanghai nunmehr auch die neue Generation des Smart Fortwo enthüllt. Es ist beim Daimler-Konzern fest eingeplant, dass das Dauersorgenkind in Sachen Verkaufszahlen spätestens ab 2016 China zum größten Smart-Markt macht. Bis zu 800 Individualisierungsmöglichkeiten, mehr Lifestyle und das serienmäßige Doppelkupplungsgetriebe sollen die chinesischen Kunden noch hungriger auf den kunterbunten Doppelsitzer aus Hambach machen. "Smart liebt China und China liebt den Smart", gibt sich Markenchefin Dr. Annette Winkler selbstbewusst. Anders als in den USA soll in China bald auch der viertürige Smart Forfour zu einer Erfolgsgeschichte werden.

Doch es muss trotz überfüllter Straßen und bisweilen katastrophaler Straßen- und Parkzustände nicht unbedingt ein Kleinwagen sein. Zunehmend kommen die einstigen Limousinen-Chinesen nicht nur auf den Geschmack von SUV, sondern begeistern sich auch für dynamischere Modelle. "Wir bemerken ein größer werdendes Interesse an Sportwagen", sagt Bentley-Chef Wolfgang Dürheimer, "das Interesse an unserer Studie des EXP 10 ist entsprechend." Nicht minder im Fokus: der neue McLaren 540C, der Porsche 911 Style Edition China oder der 750 PS starke Lamborghini Aventador SV. Und wer es noch ungewöhnlicher mag, steigt einfach in einen Event ein - da ist der Name sprichwörtlich Programm.

Quelle: Autoplenum, 2015-04-20

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