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Testbericht

Max Friedhoff/SP-X, 21. Januar 2018

Der Ford Expedition ist satte sechzig Zentimeter länger als ein Audi Q7. Das muss man erst einmal sacken lassen. Gut, dass in den USA nicht nur die Autos deutlich größer sind, sondern auch die Parkplätze vor den vielen Shopping-Malls und Einkaufszentren. Wer in die neueste Version des 1997 erstmals vorgestellten Expedition steigt, wird wohl zuerst von den überwältigenden Platzverhältnissen beeindruckt sein. Bis zu acht Menschen finden im großen Ford Platz, verteilt auf drei Sitzreihen. Dabei ist selbst für großgewachsene Europäer auf der mittleren Rückbank mehr als genügend Freiheit für sämtliche Körperteile in alle Richtungen vorhanden. Auf die letzte Bank sollte man wohl keine drei Erwachsenen quetschen, lässt man den mittleren Sitz frei, ist aber auch dort genügend Raum für längere Fahrten.

Doch der Expedition kann nicht nur Großraumtaxi. Als Top-Version „Platinum Max“, die in den USA bei rund 79.000 Dollar (65.000 Euro) startet, glänzt der Innenraum mit jeder Menge Leder – glatt, gesteppt und angeraut. Zugegeben: Die großen Plastik-Oberflächen, etwas billig wirkenden Holzeinlagen und das altbackene Navi würden von europäischen Kunden wohl nicht goutiert werden, dafür bietet der Expedition aber Eigenheiten, die ihn bestens für einen gepflegten Roadtrip prädestinieren. Beispiele gefällig? In der Mittelarmlehne zwischen Fahrer und Beifahrer kommen problemlos ein bis zwei Sixpacks Bier unter, das sich dann schnell auf die unzähligen Cupholder an allen Plätzen verteilen lässt. Dazu gibt es in der ersten Reihe Sitze mit Heizung und Kühlung, im gesamten Auto USB-Ladeanschlüsse an allen Ecken und Enden und sogar eine richtige Steckdose, an dem beispielsweise ein Laptop geladen werden kann. Außerdem lässt ein großes Panoramadach viel Licht in den Innenraum, sodass man sich trotz getönter Scheiben im Fond nicht ganz und gar von der Außenwelt abgeschnitten fühlt.

Doch genug über die Vorteile des kastigen Designs geredet, schließlich soll sich auch der Fahrer am Steuer des Expedition wohl fühlen. Hat man die Kommandozentrale erst einmal über die automatisch ausklappenden Trittbretter geentert, fühlt man sich wie auf einem fahrenden Hochsitz. Vorne scheint die gewaltige Motorhaube bis an den Horizont zu reichen, im Außenspiegel sieht man auch nur noch das eigene Auto und würde auf der benachbarten Highway-Spur ein flacher Sportwagen fahren, man würde in glatt übersehen. Dafür hält der Expedition aber auch alle Umwelteinflüsse vom Fahrer fern, die der Winter in Detroit bereithält. Egal ob Flussbett-tiefe Pfützen oder Schlaglöcher so groß wie ein Smart: Der Expedition bügelt alles weg, woran europäische Mini-SUV-Crossover schlicht zerbrechen würden.

Die panzermäßige Atmosphäre fordert allerdings ihren Tribut. In der Lenkung ist kaum Gefühl vorhanden, erst ab einer ganzen Umdrehung spürt man in etwa, wohin sich das Auto bewegt. Dazu sollte man sich stets ins Gedächtnis rufen, wie groß der Expedition ist, denn im Fahrgefühl spiegelt sich diese Tatsache nicht wieder. Und auch der Motor scheint mit der schieren Masse leicht überfordert. Zwar massiert der 3,5 Liter große V6-Benziner im Stand mit sanften Bässen und weiß auch unter Volllast mit einem sonoren Grollen zu beeindrucken, die 298 kW/405 PS und 515 Newtonmeter tun sich aber merklich schwer mit den rund 2,6 Tonnen, die der Expedition auf die Waage bringt. Dabei gibt sich die Zehngang-Automatik größte Mühe, die Kraft des Turbobenziners immer in der richtigen Fahrstufe zur Verfügung zu stellen. Optionale Vielfalt stellen die diversen Fahrmodi für Sport, Hängerbetrieb, Sand, Schnee oder Geröll dar. Und auch die angetriebenen Räder kann der Fahrer selbst wählen, Heckantrieb und Allrad stehen zur Verfügung.

Insgesamt ist eine Fahrt im Expedition mit kaum einem Fahrzeug auf dem europäischen Markt zu vergleichen. Alles wirkt ein paar Jahre zurück und nicht so ausgefeilt wie die Mode-Modelle, die schon hierzulande kaum noch einen Parkplatz in der Innenstadt finden. Obwohl sich manche Familienväter nach den generösen Platzverhältnissen im großen Ford schon die Finger lecken dürften – verständlicherweise. Denn das, wofür er in den USA verkauft wird, hat der Expedition definitiv drauf. Dort ist eben alles etwas größer, nicht nur das Ego des Präsidenten.



Ford Expedition – Technische Daten:

Viertüriges, achtsitziges SUV mit Allradantrieb, Länge: 5,64 Meter, Breite: 2,03 Meter, Höhe: 1,94 Meter, Radstand: 3,34 Meter, Kofferraumvolumen: 972 Liter

3,5-Liter-V6-Turbobenziner, 298 kW/405 PS bei 5.000 U/min, maximales Drehmoment: 515 Nm bei 2.250 U/min, Durchschnittsverbrauch: 13,2 l/100 km, Preis: ab 79.000 Dollar (65.000 Euro)

Kurzcharakteristik:
Warum: extrem viel Platz, Top-Version ist edler als die meisten US-Geländewagen  
Warum nicht: unübersichtlich, innen etwas billig, kein gutes Fahrgefühl
Was sonst: da in Deutschland nicht käuflich ... alles was groß ist

Auch, wenn SUVs und Geländewagen hierzulande gerade sehr angesagt sind: Erst eine Fahrt in einem echten US-Koloss offenbart, was wahre Größe ist.

Fazit
Auch, wenn SUVs und Geländewagen hierzulande gerade sehr angesagt sind: Erst eine Fahrt in einem echten US-Koloss offenbart, was wahre Größe ist.

Quelle: Autoplenum, 2018-01-21

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