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Testbericht

Benjamin Bessinger/SP-X, 1. März 2017

Jeep bringt seine Modellpalette wieder auf Kurs: Nachdem in den letzten zwei Jahren ausgerechnet im wichtigsten Segment des SUV-Marktes eine schmerzhafte Lücke klaffte, schicken die Amerikaner jetzt zwischen Renegade und Cherokee eine Neuauflage des Compass an den Start. Ab Sommer soll er verlorenen Boden gutmachen und Emporkömmlinge wie den Opel Mokka oder bald auch den VW T-Roc in die Schranken weisen.
 
Konstruiert auf der gleichen Plattform wie der Renegade und vermutlich mindestens 25.000 Euro teuer, setzt die Fiat-Schwester aus dem Wilden Westen beim Compass vor allem auf eine attraktive Form, die bei allen traditionellen Jeep-Merkmale wie den typischen Grill mit seinen sieben Schlitzen ungewöhnlich frisch und frech aussieht. Nicht umsonst erinnern die Scheinwerfer mit Pupillen und Lidschatten an das entschlossene Gesicht des Comic-Helden Iron Man, die Flanke gewinnt mit Haifischflossen zum Heck hin an Tempo und das schwarz eingefärbte Dach lässt den Compass flacher erscheinen, als er eigentlich ist.
 
Dazu gibt es einen Innenraum, der bei 4,40 Metern Länge, 2,64 Metern Radstand und der geschickt kaschierten Höhe von 1,64 Metern nicht nur genügend Platz für Kind und Kegel, eine solide Kniefreiheit auch in der zweiten Reihe und einen stattlichen Kofferraum von knapp 500 Litern bietet. Ganz im Gegensatz zum Vorgänger sieht der Compass zudem auch innen nicht minder schick aus. Die Materialauswahl ist zwar lange nicht so vornehm wie bei einigen Wettbewerbern. Aber vor allem das Cockpit ist sehr ansehnlich gestaltet, es gibt einen großen Bildschirm zwischen den analogen Instrumenten und einen noch größeren Touchscreen in der Mittelkonsole, der Kleinkram verschwindet wie von selbst in einem halben Dutzend Ablagen und die aufwendig gestaltete Türverriegelung zeugt von einer Liebe zum Detail, wie man sie den Amerikanern gar nicht zugetraut hätte. Schade nur, dass sie sich dabei auch ein paar Patzer erlauben und zum Beispiel die Schalter für die elektrische Kofferraumklappe an Stellen verstecken, wo man sie nun beim besten Willen nicht sucht.
 
Die Ausstattung zeugt dabei vom Spagat zwischen Abenteuer und Alltag, der einer Traditionsmarke mehr Mühe macht als den vielen Seiteneinsteigern. Schließlich erwartet man von einem Jeep im Gelände mehr Stehvermögen als von einem VW oder einem Opel und will auf dem Weg zum Büro oder in den Kindergarten trotzdem keine Abstriche machen. Deshalb gibt es den Compass zwar mit zwei unterschiedlichen Allradsystemen und natürlich wieder als expeditionstauglichen Trailhawk, und ähnlich wie bei Land Rover kann man die Elektronik mit einem Drehschalter für Sand, Schlamm, Schnee oder Steine rüsten. Doch es gibt eben auch mehr Steckdosen als Sitzplätze, ein leistungsstarkes Infotainment-System samt Apple Carplay und Android Auto und Assistenten, die in der Zivilisation mehr helfen als im Unterholz- zum Beispiel einen Tempomat mit Abstandsregelung oder die elektronische Hilfe bei Spurwechsel und Spurführung.
 
Zwar gilt Jeep trotz der italienischen Eigner als ur-amerikanische Marke und wird mit dem Compass sicher noch „greater again“. Doch US-Präsident Donald Trump wird sich daran nur bedingt freuen. Denn der Compass steht auch für die Globalisierung der US-Ikone und wird deshalb gleich in vier Werken gebaut – von denen keines in den USA steht. Angelaufen ist die Produktion schon in Brasilien, die US-Modelle kommen genau wie die Fahrzeuge für Europa aus Mexiko, und bald baut Jeep den Compass auch in Indien und China.
 
Im Gegensatz zu Mr. Trump wird allen anderen diese Diversifizierung mehr als Recht sein. Bedeutet sie doch laut Projekt-Ingenieur Jim Lyijynen auch, dass jeder Markt seine eigenen Motoren bekommt und uns Europäern das unsägliche Tigershark-Triebwerk der Amerikaner erspart bleibt. Denn während man damit auf dem Highway vielleicht noch halbwegs locker mitschwimmen kann, quittiert der 180-PS-Benziner mit seinen 2,4 Litern Hubraum alle weiteren Ambitionen nur mit einem gequälten Geheule, ohne auch nur einen Hauch mehr Elan zu zeigen.
 
Es ist deshalb nicht schlimm, dass sich Europa-Chef Dante Zilli vor der regionalen Premiere auf dem Genfer Salon standhaft weigert, die technischen Details der Exportversion zu verraten. Denn erstens braucht es bei der engen Verwandtschaft mit dem Renegade nicht viel Phantasie, um auf die identischen Antriebsvarianten zu schließen und mit einem 1,4-Liter-Benziner oder einem 2,0-Liter-Diesel mit jeweils 140 oder 170 PS sowie einem 1,6-Liter-Diesel mit 120 PS, Sechsgang- Schaltgetrieben oder Automatiken mit sechs und oder neun Gängen sowie Front- oder Allradantrieb zu rechnen. Und zweitens kann es ohnehin nur besser werden als mit dem Tigershark-Motor.
 
Schick gezeichnet und passend geschnitten, fürs Abenteuer genauso gut gerüstet wie für den Alltag und mit Antriebspalette ausgestattet, die nach Europa passt – so könnte Jeep mit dem Compass im wichtigsten Segment des boomenden SUV-Marktes tatsächlich verlorenen Boden gut machen. Die Richtung jedenfalls stimmt schon mal. Aber das ist bei diesem Namen ja auch kein Wunder.

Kurzcharakteristik
Warum: weil man mit jedem Jeep ein Stück vom Original kauft
Warum nicht: weil der Compass zwar anders aussieht, aber eigentlich nichts anders macht
Was sonst: die Auswahl könnte kaum größer sein – von Opel Mokka bis zum Suzuki SX4
Wann kommt er: Sommer 2017

Der kleinste musste bislang den schwersten Job machen. Denn dass Jeep in Europa von Verkaufsrekord zu Verkaufsrekord eilt, ist vor allem ein Verdienst des Renegade. Jetzt bekommt das Bonsai-SUV Verstärkung: Im Sommer tritt sein größerer Bruder Compass unter anderem gegen Opel Mokka und den neuen VW T-Roc an.

Fazit
Der kleinste musste bislang den schwersten Job machen. Denn dass Jeep in Europa von Verkaufsrekord zu Verkaufsrekord eilt, ist vor allem ein Verdienst des Renegade. Jetzt bekommt das Bonsai-SUV Verstärkung: Im Sommer tritt sein größerer Bruder Compass unter anderem gegen Opel Mokka und den neuen VW T-Roc an.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2017-03-01

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