Anstößige Messegirls - I’m too sexy for my car
Testbericht
Hübsche Messegirls sind die Hingucker bei jeder Autoshow. In China könnte es damit bald vorbei sein: Staatliche Sittenwächter beschweren sich über zuviel nackte Haut und fürchten einen "negativen Einfluss für die Gesellschaft".
Ein neues Auto kann noch so hässlich sein - wenn eine lächelnde Schönheit daneben steht, bekommt der Wagen trotzdem reichlich Aufmerksamkeit. Auf dem Genfer Automobilsalon, der IAA oder der Bologna Motor Show strahlen spärlich bekleidete junge Damen um die Wette, räkeln sich lasziv auf der Motorhaube und posieren für die Fotografen. Chinesische Automessen machen da keine Ausnahme. Immer freizügiger schien in den letzten Jahren der Dresscode der asiatischen Schönheiten zu werden.
Auf der Peking Motor Show im April haben einige Autohersteller offenbar den Bogen überspannt. Staatliche Medien beschwerten sich über die zu legere Kleiderordnung der Messegirls. Auch im Internet gab es lebhafte Diskussionen. "Viele Web-User waren beim Betrachten von Bildern fast barbusiger Models der Ansicht, es handle sich eher um eine Busen-Show als um eine Automesse", berichtet die englische Website der Zeitung "People’s Daily" (Renmin Ribao), die als Sprachrohr der kommunistischen Partei Chinas gilt.
Als Reaktion auf das Medienecho schaltete sich das Pekinger Capital Spiritual Civilization Office ein, eine Art staatliches Sittenwächter-Amt. "Die Aufgabe dieses Amtes ist es, für kulturellen und ideologischen Fortschritt zu werben und die sozialistische Kultur und Ethik zu fördern", sagt ein chinesischer Automobilexperte. Er möchte lieber anonym bleiben, Themen der öffentlichen Moral gelten in China als relativ heikel. Das Amt spreche von einem "vulgären Hype" und einem "negativen Einfluss auf die Gesellschaft" durch die offenherzig bekleideten Models. "Die Messeleitung wurde gebeten, in Zukunft dafür zu sorgen, dass so etwas nicht wieder passiert", berichtet der Insider.
Knappe Höschen, tiefe Ausschnitte - gewagt war der Auftritt einiger Hostessen durchaus, doch auf den Autoshows in Bologna oder Moskau wird regelmäßig noch mehr nackte Haut präsentiert. Trotzdem könnte es auf den nächsten chinesischen Automessen deutlich züchtiger zugehen. "Ist die Party nun vorbei? Wahrscheinlich ja", kommentiert Tycho de Feyter in seinem populären Auto-Blog Car News China. "Wenn derartige Berichte in staatlichen Medien auftauchen, heißt das in der Regel, dass es Veränderungen gibt", glaubt de Feyter. Es werde wahrscheinlich neue Richtlinien für die Messegirl-Bekleidung geben sowie empfindliche Geldstrafen bei Zuwiderhandeln.
Viele Besucher der Autoshows scheinen das Thema aber nicht ganz so kritisch zu sehen wie die staatlichen Moralhüter. Die Zeitung "People’s Daily" zitiert einen chinesischen Internetblogger, der ein Model mit den Worten beschreibt: "Da hat der Autohersteller wohl die Qualitäten des Autos vermitteln wollen - ein Cabriolet mit zwei Airbags."





























