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Testbericht

Stefan Grundhoff, 18. Februar 2015
Premium bedeutet Image, Premium bedeutet ertragreiches Volumen. Es gab Zeiten, da spielten auch Marken wir Ford, Opel, Citroen oder Renault in der ersten Liga. Sie selbst wünschen sich diese Zeiten sehnlichst zurück.

Einst verbreitete Opels KAD-Dreigestirn aus Kapitän, Admiral und dem mächtigen Diplomat Angst und Schrecken bei der Konkurrenz. Und selbst ein Ford Granada fuhr noch Anfang der 80er Jahre als luxuriös ausgestattetes Topmodell 2.8i Ghia in eine Region zwischen Mercedes 280 E und der übermächtigen S-Klasse. Was den deutschen Marken Recht war, war den Franzosen nur billig. Auch Modelle wie Citroen DS 20 / CX oder der Renault TX 30 klopften bis in die 80er Jahre an die Himmelspforte zur Luxusliga.

Diese Zeiten sind vorbei. Längst sind Mercedes, BMW und Audi zusammen mit Jaguar in die Luxusliga entrückt. Eine halbe Klasse dahinter bringen sich seit Jahren Marken wie Cadillac, Volvo und Lexus in Position. Premium heißt heute nicht nur Image und Stückzahlen, sondern insbesondere auch gute Erträge. Genau hieran hapert es in der Volumenklasse. Egal ob in unseren Breiten bei Opel Insignia, Ford Mondeo oder in anderen Regionen bei Modellen von Lexus, Volvo oder Citroen - abgesehen von einem immer kleiner werden Stammklientel geht allzu viel über den Preis. Noch viel schlimmer für die Massenmarken im Schatten von Volkswagen, die sich einst erfolglos mit dem Phaeton krönten. Wer ein Fahrzeug der gehobenen Mittelklasse, Ober- oder Luxusklasse sucht, hat einstige Erfolgsmarken wie Opel oder Ford längst nicht mehr auf seiner Einkaufliste. Das drückt die gesamten Marken im Ansehen herunter.

Wer bis in die 70er Jahre hinaus etwas auf sich hielt, stieg nicht automatisch in S-Klasse ein, sondern wählte nicht selten die Aushängeschilder von Ford, Citroen oder Opel. Erst wurde bei den Rüsselsheimern der Commodore gestrichen, dann folgte das Aus für den Senator, seinen Coupé-Bruder Monza und schließlich war den GM-Oberen sogar der Omega als Mischung aus Ober- und Mittelklasse zu üppig für das bodenständige Blitz-Klientel. In den 50er, 60er und 70er Jahren sah das ganz anders aus. Die mächtigen US-Luxuslimousinen von Konzernmutter General Motors sollten Opel auch in Europa einen Namen wie Donnerhall verschaffen. Krone der renommierten KAD-Reihe aus Kapitän, Admiral und Diplomat war mit dem Diplomat ab Mitte der 60er Jahre eine Oberklasselimousine, die der S-Klasse in kaum etwas nachstand. Besonders edel ließ es sich ab Mitte der 60er Jahre im Diplomat B reisen. Den kantig geformten Diplomaten gab es auf besonderen Wunsch sogar mit verlängertem Radstand. Der bereits üppig dimensionierte Serien-Diplomat Typ B wurde auf besonderen Wunsch um wertvolle 15 Zentimeter verlängert und bot auf seinen 5,07 Metern allen erdenklichen Luxus.

Zu seiner aktiven Zeit wurde die elegant-kantige Limousine bei Empfängen in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn eingesetzt. "Als der amerikanische Präsident Ford seinerzeit Deutschland besuchte, war das Begleitpersonal auch mit diesem Diplomat unterwegs", erinnert sich Heinz Zettl, lange Jahre bei Opel für die historischen Fahrzeuge zuständig, "Opeleigene Fahrer chauffierten über die Jahre damit eine Fülle von Politikern vorwiegend aus dem Ausland." Bis heute strahlt der Diplomat B Würde, Eleganz und Anmut aus. Im August 1973 kostete der Diplomat 5.4 V8 mit verlängertem Radstand 36.600 D-Mark. Damit lag er auf Augenhöhe mit dem deutschen Aushängeschild Mercedes 450 SEL, der mit 38.600 D-Mark kaum teurer war. Der Vorgänger Diplomat A bekommt als Testballon Anfang 1965 sogar eine Coupéversion als Imageunterstützung. Doch Karosseriespezialist Karmann aus Osnabrück baut wegen der geringen Nachfrage in zwei Jahren gerade einmal 350 der langen Zweitürer mit 4,6-Liter-Trienbwerk und 190 PS.

Noch exklusiver geht es nur in einem Diplomat Cabriolet. Die ließ Opel in den 70er Jahren als Einzelstücke in Handarbeit von den beiden Spezialisten Fissore und Karmann fertigen. Ein Opel Diplomat B mit kurzem Radstand kostete bei seinem Marktstart im März 1969 20.260 D-Mark. Das Ende der Diplomaten-Ära kam in der zweiten Hälfte der 70er Jahre. Die Ölkrise war für den Niedergang von Opels Luxuslimousine dabei weit weniger entscheidend als die geringe Akzeptanz bei der zahlungskräftigen Kundschaft. Wer nobel reisen und repräsentieren wollte, der entschied sich für die Mercedes S-Klasse oder für die im Jahre 1977 vorgestellte 7er Reihe von BMW. So wurde auch der mächtige Diplomat im Jahre 1977 von einem allzu modischen und europäischen Opel Senator du seinem Coupébruder Monza abgelöst, der deutlich europäischere Gene in sich trug. Die 180-PS-Einspritzer-Version verhalf dem großen Rüsselsheimer zu ansehnlichen Fahrleistungen. Von 0 auf 100 Km/h vergingen 9 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit lag bei 210 Km/h. Damit war der Senator schneller unterwegs als ein Ford Granada 2.8i oder Mercedes 280 SE und lag gleichauf mit dem BMW 733i. Auch bei den Preisen wollte Opel in die Oberklasse vorstoßen. Das Top-Modell Senator CD mit Dreiliter-Einspritzer kostete 1979 fast 39.000 D-Mark, keine 2.000 Mark weniger als 7er BMW oder S-Klasse mit vergleichbaren Motoren.

Bei Ford sah es nicht viel anders aus. Seit 1972 gab es als Nachfolger der M-Modelle das Doppelpack aus Ford Consul und Granada. Letztlich konnte sich nur der Granada als edlere Variante durchsetzen. Das luxuriöseste Modell trug seit Mitte der 70er Jahre den Zusatz Ghia. Das Topmodell Ford Granada 2.8i Ghia wurde von einem 2,8 Liter großen V6-Motor mit 110 kW / 150 PS angetrieben, der unter anderem auch den sportlichen Ableger Capri befeuerte. Die Ghia-Version bot zwar keinen langen Radstand wie bei der Konkurrenz von BMW, Mercedes oder früher auch Citroen oder Opel zu bekommen, doch Klimaanlage, Zusatzscheinwerfer, elektrische Fensterheber / Schiebedach und beheizte Ledersitze verwöhnten die Insassen so lange, bis dem kantigen Granada der rundgelutschte Ford Scorpio den Garaus machte.

Jetzt kämpfen Marken wie Opel und Ford mehr denn je um den Anschluss an die Premiumliga. Ford lässt Pläne für ein neues Topmodell in der Schublade. Stattdessen sollen es der SUV Edge, der sportliche Mustang sowie die Ausstattungslinie Vignale richten, die in allen Modellreihen eingeführt werden soll. Zweifelhaft, ob hier Kunden von einem BMW, Mercedes oder Audi in einen edlen Ford Mondeo umsteigen, nur weil er das Vignale-Signet trägt. Opel arbeitet dagegen an einem neuen Topmodell, der die einstigen Gene von Diplomat oder Senator wieder aufleben lässt. Die Studie des Opel Monza hat zumindest einmal Lust gemacht. Was daraus wird, bleibt abzuwarten.

Quelle: Autoplenum, 2015-02-18

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