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Testbericht

Marcel Sommer, 14. April 2016
Der Volvo 144 wird 50 Jahre alt. Ganze neun Jahre lang wurde er produziert. Abgesehen von seinem Hang zum Rosten, ist er ein echt solides Stück Schwedenblech.

Ist beim Automobilhersteller Volvo die Rede von einem Nachfolgemodell, muss immer noch ein zweites Mal hingeschaut werden. Denn bei den Schweden heißt Nachfolger nicht gleich Nachfolger. Im Jahr 1966 heißt das "Wir lassen die Modellreihe 140 auf die Straße, verkaufen den Amazon aber noch ein paar Jahre weiter." Aus den paar Jahren werden in diesem speziellen Fall genau vier Jahre. In dieser Zeit präsentiert Volvo allerdings auch schon die restlichen Familienmitglieder des Mittelklassewagens P144, wobei das P für Personvagn steht und eigentlich immer weggelassen wird. Der zweitürige 142, der fünftürige Kombi 145, der 164 mit Reihensechszylinder und der 145 Express mit Hochdach bilden einen bunten und äußerst sehenswerten Volvo-Clan. Insgesamt werden in neun Produktionsjahren 523.808 Exemplare produziert. Der Einstiegspreis liegt am 22. August 1966 bei 12.000 DM für einen 144S. Einen Ford Mustang mit Hardtop gibt es zum selben Zeitpunkt für 16.100 DM, einen VW 1500 für 5.435 DM und einen BMW 2000 für 11.475 DM. Doch zurück zum Volvo.

"Das Funktionelle ist oft das Schöne. Man folgt den Gesetzen der Natur und macht die Dinge nicht komplizierter, als sie wirklich sind. Funktionelle und vernünftige Lösungen sind oft die attraktivsten", schwärmt damals Jan Wilsgaard, der von 1950 bis 1991 für das Design der Fahrzeuge aus dem Hause Volvo verantwortlich ist. Dass die Schwärmerei des gelernten Bildhauers nicht aus der Luft gegriffen ist, ist noch viele Jahre später an den folgenden Volvomodellen zu sehen. Die legendäre Schulter der Volvo-Karosserien und der vielzitierte lächelnde Rahmen sind bis heute noch im Straßenverkehr zu entdecken. Die eigentliche Stärke der Schweden war und ist zu diesem Zeitpunkt aber nicht unbedingt das Design, sondern die Technik beziehungsweise die Sicherheit.

Das hervorstechendste Merkmal des 144er ist das 2x3-Bremssystem. Hier werden beide Vorderräder von beiden Bremskreisen versorgt, so dass bei dem Ausfall eines Kreises nur 20 Prozent der Bremskraft verloren gehen. Die Konkurrenz verlor gleich 50 Prozent. Abgelöst wird dieses innovative System erst mit der Einführung des ABS. Für die Verzögerung selbst kommen rundherum Scheibenbremsen zum Einsatz. Gleichzeitig sorgen serienmäßig Sicherheitsgurte und das Weglassen von frei herumstehenden Teilen im Interieur für ein Mehr an Sicherheit.

Volvo ist aber schon damals nicht nur auf die Sicherheit der Insassen, sondern auch auf den Erhalt der Umwelt bedacht. Denn nicht nur heute, 50 Jahre später, sorgen kalifornische Abgasgesetze für so manch Sorgenfalte in den Gesichtern der Automobil-Bosse. Und das, wo doch jeder gern im Land des Dollars Kunden gewinnen will. Genau aus diesem Grunde hält sich, wie auch heute noch, Mitte der 60er-Jahre nicht jeder daran oder versucht zumindest diese Gesetze irgendwie zu umschiffen. Die Schweden sind da anders. Die Abgasreinigung des 144 erfolgt unter anderem durch ein lastabhängig betätigtes Regelklappensystem im Ansaugkrümmer und durch temperierte Ansaugluft. 1975 bekommt der letzte Jahrgang des 164 als erstes Serienfahrzeug der Welt einen ungeregelten Katalysator im Abgasstrang verpasst.

Neben all den technischen und sicherheitsrelevanten Finessen, weist der 144 aber auch eine hohe Alltagstauglichkeit auf. Der mit 4,64 Metern Länge und einem Radstand von 2,60 Metern ausgestattete Volvo ist länger und breiter als seine Vorfahren Amazon und der Buckelvolvo. Trotz seines 1,44 Zentimeter dicken Blechs bietet er somit einen sehr geräumigen Innen- und auch Kofferraum. Letzterer feiert in dem 145er im Jahr 1967 seinen Höhepunkt. Der Kombi ist so beliebt, dass er sogar in den USA den Station-Wagon salonfähig macht. 1,90 Meter Laderaumlänge und eine versenkbare Kinderbank im Laderaum sorgen für strahlende Kundengesichter. Die Sperrspitze der 140er Baureihe stellt der 164er dar. Zur Serienausstattung des mit einem 3,0-Liter-Reihensechszylindermotor ausgestatteten Topmodells gehören unter anderem ein höhenverstellbarer Fahrersitz mit Echtleder, justierbare Lendenwirbelstützen, Klimaanlage und eine Servolenkung. Das ebenfalls erhältliche Automatikgetriebe vereinfacht zwar das Fahren, doch treibt es seinen Besitzer zu noch regelmäßigeren Tankstellenbesuchen. 22.600 DM und mehr lassen sich solvente Käufer des 164 E im Jahr 1973 aus ihren Geldbeuteln entlocken.

Wer sich heutzutage auf die Suche nach gut erhaltenen Exemplaren des 144 macht, muss viel Glück haben. Denn zum einen werden sie nur zu gern als Ersatzteillager für die Nachfolgegeneration der 200er hergenommen. Zum anderen gibt es einige Problemstellen, bei der nur zu gern der Rost sein Unwesen treibt. Vor allem der Windschutzscheibenrahmen bietet ein gefundenes Fressen für die rot-braune Plage. Hinzu kommen schlecht geklebte Drehfenster-Scharniere und Verschlüsse sowie sehr oft vergilbte Kunststoff-Chromteile am Heck.

Quelle: Autoplenum, 2016-04-14

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