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Testbericht

Sebastian Viehmann / Stefan Grundhoff, 30. November 2011
Die Tokio Motor Show zeigt ein knallbuntes Sammelsurium skurriler Studien, aber wenig große Neuheiten. Die japanischen Autobauer haben sich nach Fukushima noch nicht völlig von der großen Schockwelle erholt.

Die japanische Autoindustrie feiert auf der Tokio Motor Show 2011 ihre Wiedergeburt nach der verheerenden Natur- und Atomkatastrophe im März. Ohne große Shows und viel Brimborium, aber mit einer Vielzahl von Studien und neuen Autos will Japans wichtigste Automesse den bedeutenden Automarkt in die Köpfe zurückbringen. Das Motto „Re-Born“ prangt zum Beispiel in großen Lettern auf dem Toyota-Stand. Die Japaner zeigen Modelle wie den Toyota Prius Plug-In und den neuen kleinen Hybriden Aqua, außerdem die dritte Elektro-Generation des Winzlings IQ namens FT-EV III. Einen Ausblick auf 2015 gibt die Brennstoffzellen-Familienkutsche FCV-R. Auch die zahlreichen Verkaufsstände des neuen Messestandorts „Big Sight“ in Hafennähe locken mit T-Shirts und Devotionalien der Messe mit der Aufschrift „Re Vital Nippon“.

Für mehr Emotionen bei Toyota soll der Sportflitzer GT 86 sorgen, der nach jahrelangem Showcar-Dasein endlich serienfertig ist und in Japan schlicht „86“ heißt. Beim 200 PS starken Boxermotor halfen die Kollegen von Subaru, die ihr GT-86-Schwestermodell BRZ zeigen. Subaru präsentiert außerdem den Advanced Tourer Concept. Der elegante Hybrid-Kombi fährt bei geringem Tempo mit einem rein elektrischen Allradantrieb und hat einen neu entwickelten Boxermotor mit Turboaufladung unter der Haube.

Mazda gibt mit der sehenswerten Coupé-Limousine Takeri Concept einen Ausblick auf die neue 6er Generation, die im Herbst 2012 ihre Serienpremiere feiern wird. Nissan und allen voran Carlos Ghosn präsentiert sich voller Elektro-Euphorie: „Vor zwei Jahren kamen wir gerade aus der Krise“, unterstreicht der Konzernchef, „heute haben wir mit 20.000 verkauften Nissan Leaf das erfolgreichste Elektroauto der Welt. Unsere Conceptcars hier auf der Messe in Tokio sind keine Gedankenspiele. Zero Emission ist die Zukunft.“ Die Elektroautos sollen langsam auch Lust am Autofahren machen. Der Leaf Nismo RC mit gewaltigem Heckspoiler wurde bereits über die Rennstrecke gejagt. Dazu gibt es den schmucken 1+2-Sitzer Pivo3, der mit vier lenkbaren Rädern automatisch einparkt. Elektro- und Hybridstudien stehen auch bei Honda. Mitsubishi zeigt neben einer SUV-Studie mit dem Kleinwagen Mirage eine der wenigen Serien-Neuheiten in Tokio.

Die Europäer bekommen trotz steigender Verkaufszahlen in Nippon keinen Fuß auf die Erde. Der Anteil der Importeure am japanischen Automarkt liegt gerade einmal bei 6 Prozent. Das liegt auch daran, dass allein jedes dritte Auto in Japan dem Kei-Car-Segment zuzuordnen ist – Kleinstwagen mit maximal 660 Kubikzentimetern Hubraum. Trotzdem spielen die Gäste in Tokio die kleine Karte, so gut es eben geht. Audi zeigt den A1 Sportback. Der ist zwar viel zu groß, um als Kei Car durchzugehen, bringt aber immerhin auf einer mit dem dreitürigen A1 identischen Grundfläche vier Türen und bequem Platz für vier Erwachsene unter. Mit integriertem WLAN-Hotspot wollen die Ingolstädter ihren Sportback den Technik-verliebten Japanern schmackhaft machen, ebenso mit dem A1 „Samurai Blue“ in den Farben der japanischen Fußball-Nationalmannschaft. In Deutschland steht der Sportback im ersten Quartal 2012 beim Händler.

Der Mutterkonzern VW zeigt den Passat Alltrack sowie die Hybrid-Studie Cross Coupé. Der Marktanteil der erfolgsverwöhnten Wolfsburger in Japan liegt bei rund 1,5 Prozent. Das soll der Kleinstwagen Up ändern, auch wenn er nicht auf der Messe steht. „Der Up wird wahrscheinlich im Winter 2012 nach Japan kommen. Wir rechnen mit 20.000 Verkäufen pro Jahr“, sagt Gerry Dorizas, Chef der VW Group Japan. Zum Kei Car langt es wegen des Hubraums von knapp einem Liter aber selbst beim Up nicht. BMW zeigt seine dynamischen Stromer i3 und i8 und präsentiert erstmals offiziell den 5er Active Hybrid. Jaguar und Land Rover sowie Peugeot Citroën sind auch auf der Messe, ansonsten machen sich die Importeure rar – italienische Marken fehlen ebenso wie amerikanische.

Überhaupt bleibt der Optimismus auf der 42. Tokio Motor Show gedämpft. Der japanische Automarkt schrumpft seit 2006, die kurze Belebung 2010 kam nur durch staatliche Kaufprämien zustande. „Wir rechnen damit, dass der japanische PKW-Markt 2011 um 19 Prozent auf 3,4 Mio. Pkw sinken wird“, sagt Autoexperte Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive. „Die japanischen Hersteller sind durch die Krise stark belastet und werden im Jahr 2011 - mit Ausnahme von Nissan - allesamt unterdurchschnittlich abschneiden“, so Bratzel weiter. Eine Besserung der Lage sei erst 2012 in Sicht. Die Gewinner der asiatischen Autoindustrie sitzen dieser Tage in Korea, sie heißen Hyundai und Kia – und profitieren indirekt von den Stärke des Yen, der den lokalen Herstellern das Leben schwer macht.

Toyota und Co. dagegen wurden durch Produktionsausfälle nach der Tsunami-Katastrophe und den Ereignissen in Fukushima sowie durch die Wirtschaftskrise schwer getroffen. Der Yen macht den Japanern beim Export zu schaffen, weil hier fast alle Fahrzeuge im eigenen Land produziert werden. „Derzeit wird jedes Auto, das aus Japan in die USA geht, mit Verlust verkauft. Der Autostandort Japan hat seinen Höhepunkt überschritten. In den nächsten Jahren werden die Autofabriken kleiner werden. Das wissen die Japaner und das drückt auch auf die Stimmung bei der Tokio Motor Show“, so Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center Automotive Research (CAR). Und echte Aufbruchsstimmung mit großen Shows, strahlenden Lichtern und beeindruckenden Messeständen sieht eben anders aus, als auf der 42. Tokio Motor Show.

Quelle: Autoplenum, 2011-11-30

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