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Testbericht

Sebastian Viehmann, 6. August 2011
Amerikaner erledigen gern alles mit dem Auto. Das war auf dem Mond nicht anders: Vor 40 Jahren sausten Astronauten im „Lunar Rover“ über den Erdtrabanten. Die Strecken waren kurz, aber immerhin war der Antrieb emissionsfrei.

„Eine Super-Methode zu reisen – wirklich großartig und ganz einfach zu fahren. Wir haben keinerlei Probleme!“ Apollo 15-Astronaut David Scott war hellauf begeistert, als er 1971 zusammen mit James Irwin die erste Autofahrt auf dem Mond durchführte. Zwar streikte für kurze Zeit die Lenkung, aber das Problem war schnell behoben. Die Weltraum-Helden fuhren an der Hadley-Rille vorbei, rollten über die Hänge der Apenninen-Berge und brausten zwischen faszinierenden Mondkratern hindurch. „Brausen“ ist eigentlich nicht das richtige Wort – das Durchschnittstempo der ersten Mondtour lag bei 8 Km/h. Der inoffizielle Geschwindigkeitsrekord auf dem Erdtrabanten liegt immerhin bei knapp 18 Km/h, aufgestellt von Apollo 17-Kommandant Eugene Cernan.

Während Amerikaner auf Mutter Erde bei Zwischenstopps gern in Fastfood-Restaurants essen und ihre durstigen V8-Motoren auftanken, parkten die Astronauten zu wissenschaftlichen Zwecken. Sie führten Experimente durch, sammelten Mondgestein und machten etliche Filmaufnahmen. Tanken war unnötig, denn der allradgetrieben Mondbuggy fuhr im luftleeren Raum natürlich nicht mit Verbrennungsmotor, sondern rein elektrisch. Mit einem dicken Ami-Straßenkreuzer hatte der Buggy ohnehin nichts gemein, eher mit dem allerersten Jeep: Alles was man nicht unbedingt brauchte, hatten seine Entwickler weggelassen.

Das LRV (Lunar Roving Vehicle) war 3,1 Meter lang, bestand zu großen Teilen aus Aluminium und hatte Halterungen für Videokameras. Die Astronauten saßen auf simplen Stühlen mit Nylonpolstern. Die Reifen bestanden aus einem Drahtgeflecht, darüber waren in einem Zickzack-Muster Spangen aus Titan angebracht, damit das Fahrzeug nicht im weichen Mondboden versinken konnte. Die kleinen Kotflügel aus Fiberglas hielten den aufgewirbelten Staub zurück, der wegen der geringen Mondanziehungskraft selbst bei langsamer Fahrt ein Problem war. Auf der Apollo 17-Mission verbeulte Kommandant Eugene Cernan aus Versehen einen Kotflügel mit einem Hammer. Es gelang den Astronauten jedoch, den Schaden in neun Minuten provisorisch zu flicken.

Der Fahrer lenkte das LRV mit einem Joystick-ähnlichen Kontrollgriff. Zum Gasgeben wurde der Controller nach vorn gedrückt, zum Bremsen nach hinten. Beim Lenken traten elektrische Stellmotoren in Aktion. Weil alle vier Räder lenkbar waren, konnten die Astronauten auf kleinstem Raum wenden. Zum Antrieb hatte jedes Rad einen Elektromotor mit jeweils nur 0,25 PS. Silberoxid-Zink-Batterien lieferten die Energie, sie waren aber nicht aufladbar. Der Mond-Buggy brachte nur 210 Kilo auf die Waage und konnte mehr als das Doppelte seines Gewichtes transportieren. Bei der Apollo 15-Mission hätten die Batterien nach der letzten Fahrt noch für 80 Kilometer gereicht.

Das Navigationssystem des LRV führte Buch über die exakte Position des Autos relativ zur Raumfähre, indem es Richtungsänderungen und die zurückgelegte Strecke aufzeichnete. Damit fanden die Astronauten auch den Weg zurück zum Lunar Module, wenn es außer Sicht war. Allerdings entfernten sich die Weltraum-Pioniere nie mehr als ein paar Kilometer von der rettenden Fähre. Überhaupt waren die automobilen Expeditionen wohlkalkuliert und arg begrenzt. Das LRV der Apollo 17-Mission hatte mit 36 km Strecke und knapp viereinhalb Stunden Fahrt die meisten Kilometer auf dem Tacho.

Abgesehen von Kleinigkeiten bereiteten die drei Mondautos, die bei Apollo 15, 16 und 17 zum Einsatz kamen, keine Probleme. Knifflig war aber der Transport hin zum Erdtrabanten, denn Platz war im Raumschiff ein extrem knappes Gut. Der Rover musste deshalb zusammengefaltet und auf dem Mond von den Astronauten wieder auseinandergeklappt werden. Dank intensiven Trainings gelang das bei Apollo 15 in gerade einmal 26 Minuten.

Wer die vierrädrigen Mondpioniere einmal aus der Nähe sehen möchte, wird übrigens in jedem Museum der Welt vergeblich suchen: Die LRVs wurden bei allen drei Missionen auf dem Mond zurückgelassen. Und ob jemals wieder ein bemanntes Fahrzeug auf der großen Käsekugel herum rollt, ist fraglich. Zwar hat die NASA schon einen großen Transporter mit Kabine und zwölf Rädern in der Wüste getestet, der eigentlich 2020 bei einer neuen Mondlandung zum Einsatz kommen sollte.

Die euphorische Stimmung der Kennedy-Ära und der folgenden Jahre ist jedoch längst verflogen, die USA haben für ihre Space-Abenteuer einfach kein Geld mehr. Vielleicht hat das nächste LRV deshalb eine rote Flagge auf dem Kotflügel: Die Chinesen wollen ebenfalls den Erdtrabanten erforschen und sogar eine eigene Mondbasis bauen.

Quelle: Autoplenum, 2011-08-06

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