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Testbericht

Jürgen Wolff, 18. Juni 2012
Der Hybridantrieb hält im Rennsport Einzug. Beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans waren in diesem Jahr gleich zwei Teams damit unterwegs. Für Audi reichte es zum überlegenen Gesamtsieg.

Es sollte der Vergleich der Hybrid-Systeme werden. Peugeot hatte schon vor einiger Zeit überraschend seine Teilnahme an den diesjährigen 24 Stunden von Le Mans abgesagt. Nun warteten alle darauf, wie sich die Hybridsysteme, mit denen Audi und der Neuling Toyota ihre Boliden auf die Strecke schickten, bei der 80. Auflage des Rennklassikers schlagen würden. Am Ende war der Sieg eindeutig - doch es lag nicht an den Systemen.

Audi ging in zwei seiner vier Fahrzeuge mit Hybridantrieb an den Start. Die R18 e-tron-Hybriden aus Ingolstadt speicherten die Energie, die beim Bremsen gewonnen wird, in Schwungrädern mit bis zu 40.000 Umdrehungen. Die Energie können sie dann als Booster bei Bedarf wieder abgeben. Kurzzeitig wird der rund 500 PS starke Dieselmotor des Audi R18 e-tron quattro so mit 163 kW/200 PS zusätzlich unterstützt. Die beiden hinteren Räder werden dabei wie gehabt vom TDI befeuert. Der Zusatzstrom treibt bei Bedarf zwei Elektromotoren an den vorderen Achsen an - ein Audi quattro also.

Nur mit ein paar Zugeständnissen hatte Audi dieses Konzept durch bekommen - denn eigentlich sind in Le Mans keine Fahrzeuge mit vier angetriebenen Rädern erlaubt. Eine der Einschränkung: Der zusätzliche Drive an den Vorderrädern darf erst ab einem Tempo von 120 km/h einsetzen.Anders die Japaner. Die beiden Toyota TS030 Hybrid treibt hauptsächlich ein Benzinmotor, der ebenfalls über 500 PS kommt. Jedoch arbeiten in den rot-weißen Rennern keine Rotationsspeicher, sondern Kondensatoren, die die elektrische Zusatzleistung blitzartig wieder abgeben können.

Schon in den ersten Runden zeigte sich auf dem Rundkurs in der französischen Provinz, dass die Toyota mit den hoch favorisierten Audi durchaus mithalten konnten. Nach einer Stunde Rennen lagen die beiden e-tron-Audi mit den Startnummern 1 und 2 zwar in Führung - dicht gefolgt allerdings von den beiden Toyota. Dahinter dann die zwei herkömmlich angetriebenen Audi. Toyotas Sprecher Tom Mallett freute sich schon: "Es läuft besser als erwartet." Aber: "Wichtig ist jedoch, wo wir nach 24 Stunden sind."

Dass die Skepsis angebracht war, erwies sich schon wenig später. Zwar waren es zuerst die Audianer, die einen herben Rückschlag einstecke mussten. Kurz nach 19:30 Uhr setzte Romain Dumas den herkömmlich angetriebenen Audi R18 mit der Startnummer 3 beim Überrunden eines GT-Fahrzeugs an der ersten Schikane gegen die Leitplanke und demolierte dabei die Frontverkleidung und die rechte vordere Radaufhängung. In der Formel 1 bedeutet so etwas das Aus - in Le Mans eine zusätzliche Herausforderung: Kurz entschlossen stieg der Franzose aus, riss mit brachialer Gewalt den Rest der Verkleidung ab, nahm wieder in seinem Fahrzeug Platz, setzte zurück und fuhr mit eierndem Vorderrad Richtung Boxengasse weiter - hinter sich wild gestikulierende Marshals. Dumas schaffte es in zehn Minuten bis zur Audi-Box, wo die Mechaniker sich gleich daran machten, die halbe Fahrzeugfront auszuwechseln.

Derweilen erwischte es einen der beiden Toyota nur wenig später deutlich härter. Kurz vor der Mulsanne-Kurve machte ein Ferrari im Rennen einen Schlenker mit dem Heck und touchierte dabei den gerade überholenden Toyota mit der Startnummer 8. Der geriet quer, verlor den Anpressdruck, wurde hochgeschleudert, drehte in der Luft einen Salto und landete völlig lädiert im Reifenstapel. Neben ihm schlug der Ferrari ein und blieb auf dem Dach liegen. Bei Toyota-Fahrer Anthony Davidson diagnostizierten die Ärzte später im Krankenhaus zwei gebrochene Brustwirbel. Der Ferrari-Fahrer Piergiuseppe Perazzini dagegen blieb unverletzt. Und Toyota war nach fünf Stunden Rennen nur noch mit einem Fahrzeug unterwegs.

Glück für Audi. Denn während der anschließenden langsamen Safety-Car-Phase konnten die Mechaniker den Unfallwagen von Dumas richten, ohne dass er zu weit im Feld zurückfiel. An der Position 24 stieg Nummer 3 mit acht Runden Rückstand wieder ins Rennen ein und begann eine rasante Aufholjagd - darunter mit der besten Rundenzeit von 3:24.189. Die Jagd dauerte die ganze Nacht bis in den späten Morgen hinein. Während dessen lichtete sich das Feld nach und nach. Gegen 03:00 Uhr in der Frühe etwa schied Nissans spektakulärer Publikumsliebling DeltaWing aus, eine Mischung aus Dreirad, mattschwarzem Stealth-Bomber und Batmobil - ausgerechnet nach einem Crash mit dem zweiten Toyota. Damit waren alle beiden Hybrid-Toyota aus dem Rennen.

Ernsthafte Gegner gab es für die Audi nun nicht mehr - also lieferten sich die Audi-Piloten ein teaminternes Duell. Und sorgten bis kurz vor dem Zielleinlauf immer wieder für brenzlige Situationen. Um die Mittagszeit war es, als der Audi mit der Nummer 3 zum zweiten Mal in den Reifenstapel krachte, diesmal mit Marc Gené am Lenkrad. Und nahezu zeitgleich rutschte Allan Mc Nisch mit dem Audi Nr. 2 in der Porsche-Kurve an die Leitplanke. Beide schafften es aber auch diesmal bis in die Box, wo die Mechaniker die Autos wieder zusammenflickten. Wetten machten die Runde, ob Audi genügend Frontteile im Ersatzteillager habe.Es reichte aber. Punkt 15:00 Uhr rollten die vier Audi mit offenen Türen und in Formation über die Zielgerade und ließen sich von den Fans feiern. Die Plätze eins bis drei waren erobert, die beiden e-tron vorneweg. Der vierte Audi mit der Startnummer 3 hatte es auf den fünften Platz geschafft. Aber der frühere Formel 1-Pilot Nick Heidfeld in einem Lola B12/60 ließ ihm als Vierter im Gesamtklassement großzügig vorbei zu den anderen Audi. Le Mans hat auch Platz für die ganz kleinen Geschichten.

Quelle: Autoplenum, 2012-06-18

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