Auch dieser Erfahrungsbericht beschränkt sich Hauptsächlich auf die Fahrleistungen und das Fahrverhalten des Renault Clio RS Cup. Der Unterschied zum normalen RS ist zum einen das Gewicht: normaler RS 1279kg Leergewicht minus Klimaanlage und plus leichte anthrazit Sportfelgen = -36 Leergewicht. Und zum anderen der Preis: normaler RS 22500€ und Rs Cup 19900€.
Nach dem kurzen Interemezzo mit dem aktuellen VW Scirocco habe ich mich nun wieder auf einen sportlichen Wagen besonnen. Der Renault Clio RS Cup ist alles das was ein VW Scirocco bzw VW Polo, um den direkten Konkurrenten zu nennen, nicht sein darf. Er ist radikal, unvernünftig, laut und rauh.
Dennoch wo Licht ist, ist auch Schatten. Ich versuche hiermit eine neutrale Kaufempfehlung zu geben.
-Der Motor:
2 Liter Vierzylinder ohne Aufladung mit gelbem Drehzahlmesser bis 8000 rpm. Direkte Gasannahme, relativ breit nutzbares Drehzahlband und lineare Kraftentfaltung. Zu langweilig? Man muss es mögen weil man keinen Turbokick hat und es daher relativ unspektakulär ist wie der Motor seine Kraft entfaltet. Erst jenseits der 5000 rpm spielt die Musik und man hat konstanten Vortrieb.
Hohe Drehzahlen = hoher Spritverbauch.
Ist der Motor die fahrende Unvernunft? Nur bedingt, der Verbrauch liegt im 6.gang bei 110kmh bei 7,2 l. Nach dem Einfahren geht er denke ich knapp unter 7 Liter. Was will man mehr? Der Topmoderne TSI mit 160 PS aus dem VAG Konzern hat mindestens 7,7 Liter konsumiert. Bei Vollgas sind denke ich 11-13 Liter realistisch, obwohl der Bordcomputer auch gerne mal 20 Liter bei Vmax anzeigt. In der Stadt hat man keine allzugroße Sparsamkeit zu erwarten, bei 50kmh (Tacho) und im dritten Gang zeigt das Display 8,3l an.
Das Durchzugsvermögen ist trotz Turbolosigkeit sehr gut, wenn man jeweils einen Gang niedriger schaltet als man es in der Regel gewohnt ist. Überholen sollte man ruhig mal im 2 oder 3 Gang.
Das Beschleunigungsvermögen ist gut und der Wagen rennt auf der AB bis Tacho 200kmh ohne irgendwelche merkbare Anstrengung. Erst über 210kmh wird es etwas zäh.
-Das Fahrwerk:
Hart aber herzlich. Der Cup Clio ist ein sehr ehrlicher Wagen, sein Fahrwerk ist so hart wie nötig um sportlich zu sein und so weich wie möglich um nicht zu entnerven.
Man bekommt jederzeit den Zustand der Fahrbahn vermittelt, die ultradirekte Lenkung lässt einen die Neigungen der Fahrbahn und die Kompetenz des Fahrbahnbelags jederzeit spüren. Man bekommt also jede Menge mit Das kann auf die Dauer vor allem Langstreckenfahrer ziemlich entnerven.Aus sportlicher Sicht ist es aber das Nonplusultra in der Kleinwagenklasse. Der Wagen fährt praktisch wie ein großer. Der fahrwerksmäßig einzige Konkurrent zum Cup ist meiner Meinung nach der Mini Cooper S JCW.
Bei Höchstgeschwindigkeit, also auch jenseits der 200kmh kommt wenig Unruhe auf, kein Zerren an der Lenkung,keine Probleme die Spur zu halten, kein seitliches Versetzen bei schnell angegangenen Autobahnkurven. Der für einen Kleinwagen recht große Radstand und das gute Fahrwerk tragen maßgeblich dazu bei den Wagen jederzeit unter Kontrolle zu halten. Einzig die Art wie Bodenwellen an den Fahrer weitergegeben werden, nämlich direkt, ist etwas ruppig.
-Die Bremsen:
Die Bremsen sind im Auto Test mit 34m aus 100kmh getestet worden. Die wirkich üppig dimensionierte Bremsanlage (312mm vorne, 300mm hinten) von Brembo ist Serie und eine kleine fahrtechnische Offenbarung. Gut dosierbar und ehrlich. Man kann leicht anbremsen und dann in ein hartes Bremsmanöver übergehen. Der Wagen dreht leicht mit dem Heck ein (zur Verunsicherung ungeübter Fahrer). Ist im Alltag sicherlich erschreckend aber aus sportlicher Sicht konsequent. So ein progressives Bremsen war beim Scirocco zB nicht möglich. Man hat einen definitiven Druckpunkt und die Bremse lässt einen auch nach mehreren Runden harter Gangart nicht im Stich. Es gibt keinen elektronischen Bremsassistenten.
-Die Schaltung:
Die 6 Gang Schaltung ist nicht hakelig, sodass man jederzeit ohne Probleme die Gänge wechseln kann. Sehr knackig, kurz vor dem Einrasten spürt man einen kleinen Widerstand, nach dessen Überwindung man den Gang eingelegt bekommt.
Schalten bei 6000rpm? Ohne Probleme möglich, im ersten Moment hat man das Gefühl, als wäre man wieder im selben Gang gelandet, nur in der anderen Schaltgasse.
-Das ESP:
Das ESP ist vollkommen deaktivierbar und ich kenne es bisher nur vom Papier. Der Clio Cup hat so gut wie gar keine Traktionsprobleme bei Trockenheit und ist auf öffentlichen Strassen nur bei extremer Fahrweise zum Ausbrechen zu bewegen.
Fazit:
Der Clio Cup ist ein echter Sportler und mehr für die Rennstrecke gemacht als für den Alltag, dennoch hat er alltagstaugliche Fähigkeiten, einen sehr großen Kofferraum und einen günstigen Einstiegspreis. Auf der Gegenseite steht sein lauter Auspuff. Ab 4000rpm wird es dröhnig, sodass sich auch mal so mancher Passant verdutzt nach deinem Kleinwagen umschaut. Und sein mitteilsames fahrkompetentes Fahrwerk....es ist wie mit Menschen, wer zu viel redet der nervt auf die Dauer, die automobile Reizüberflutung des Clio Cup stellt den Alltagsfahrer auf eine harte Probe und streichelt dem Sportfahrer die Sinne.
Nun soll man kaufen oder nicht kaufen? Der Wagen hat eine starke Persönlichkeit und ein eigenes Flair, ob man dem verfällt mag nur eine Probefahrt klären, frei nach dem Motto: "Love it or Leave it".
Nun der Wagen ist ein ehrliches Angebot von Renault, man bekommt faire Rabatten auch bei den Händlern wenn man nur lange genug hartnäckig bleibt. Für meinen Cup habe ich bei einer Fahrzeugvermittlung als Basisversion Neuwagen lediglich 16 000 € bezahlt und bin soweit vollauf zufrieden. Mein bester Händlerpreis lag soweit bei 17 250 € für den Cup ohne alles.
Einziges Manko ist die exorbitant hohe Vollkasko-Versicherungseinstufung die trotz meiner 30% bei knapp 600€ Euro im Jahr liegt. Die hohen Unfallzahlen belegen die Beliebtheit des Clubsport- Fahrzeugs unter semiprofessionellen oder Hobbyrennfahrern und treiben den Beitrag sichtlich in die Höhe.