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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 6. Juli 2015
Renault wagt im umkämpften Segment der Mittelklasse mit dem Talisman einen neuen Anlauf. Zeitgemäße Technik und eine selbstbewusste Optik sollen den Erfolg bringen.

Einen Mangel an Selbstreflektion kann man den Renault-Verantwortlichen wahrlich nicht absprechen. Die neue Mittelklassen-Limousine "Talisman" zu nennen, belegt, dass man sich der Vergangenheit durchaus bewusst ist. Die war in diesem Segment nicht immer ruhmreich. Das zeigte sich auch in den Verkaufszahlen. Auch wenn der Laguna den Renault-Händlern nicht aus den Händen gerissen wurde, war das Mittelklasse-Fahrzeug immer noch erfolgreicher, als der Renault Latitude, der in den Verkaufshallen stand, wie Blei. Mit dem neuen Modell soll alles anders und natürlich besser werden, wie das immer so ist, wenn ein Auto das Licht der Welt erblickt. Der Talisman (dt.: Glücksbringer) wird auf der IAA stehen und soll ab Januar nächsten Jahres Geld in die Kassen spülen.

Der Kühlergrill trägt zwar einen sehr großen Renault-Rhombus, ist aber deutlich markanter als beim Clio oder dem Captur. Zusammen mit der kantigen Motorhaube und den LED-Scheinwerfern bekommt der Franzose so einen forschen, selbstbewussten Auftritt. Auffallend sind die sichelförmigen Verlängerungen des Tagfahrlichts. Die sehr breiten und schmalen Rückleuchten sorgen für einen angemessenen Abschluss des Gefährts. Die coupéhaft abfallende Dachlinie unterstreicht optisch den sportlichen Charakter des Fahrzeugs. Der Talisman macht nicht auf Understatement, sondern ist ein Auto, das ganz bewusst Präsenz zeigt. Nur so sehen die Franzosen eine Chance gegen Audi A6, BMW 5er und Mercedes E-Klasse. Schließlich ist das Unterfangen schwer genug, den deutschen Premium-Platzhirschen den Verkaufsrang streitig zu machen. Doch schon auf den ersten Blick wird deutlich, dass der Talisman deutlich mehr Chancen als das glücklose Duo Laguna und Latitude.

Mit einer Länge von 4,85 Metern übertrifft der Talisman den Audi A4 um zwölf Zentimeter. Damit es sich in dem neuen Renault-Flaggschiff reisen lässt, wie Gott in Frankreich, sorgt der Radstand von immerhin 2,81 Metern. Da lassen sich im Fond die Croissants und der Café au lait angemessen genießen. Der Kofferraum fasst 608 Liter (Audi A6 Limousine 530 Liter) und lässt daher, was die Beladung angeht, wenig Wünsche offen. Vier Golftaschen passen hinein, ergänzt wird das Gepäckabteil noch durch mehrere teils klimatisierte Ablagen im Innenraum, die sich zu 25 Litern summieren. Doch gutes Aussehen alleine gewinnt keinen Blumentopf. Deswegen packen die Renault-Ingenieure einiges an Technik in den Talisman. Sobald sich der Fahrer dem Talisman nähert, beleuchten kleine Lampen in den Türen den Boden vor den Türen. Drinnen sorgen eine individuell regelbare Innenraumbeleuchtung und zehnfach verstellbare Vordersitze mit Massagefunktion für angenehmes Ambiente. Damit bietet der Talisman den Luxus, den es braucht, um in dem hart umkämpften Segment erfolgreich zu sein. Ein Head-Up-Display gibt es auch, allerdings benützen die Franzosen die abgespeckte Variante mit einer hochklappbaren Scheibe, anstatt die Anzeigen direkt an die Windschutzscheibe zu projizieren, wie es beim BMW 5er und Audi A6 der Fall ist. Den Rest der Infos bekommt der Fahrer über das Info-Display, das bis zu 8,7-Zoll groß ist.

Beim Talisman kann der Käufer aus fünf Turbotriebwerken - drei Diesel und zwei Benzinern - wählen. Bei den Benziner-Motoren hat man die Wahl zwischen dem Aggregat mit 110 kW/150 PS und 147 kW/200 PS. Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe sollte mit seiner größeren Gangspreizung die Ottomotoren gut ergänzen. Die Selbstzünder kann man mit der Sechsgang-Handschaltung oder dem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe kombinieren. Der Basis-1.5-Liter-Diesel mit 81 kW /110 PS und einem Durchschnittsverbrauch von 3,6 Liter pro 100 Kilometern dürfte vor allem für Flottenkunden interessant sein. Kräftiger auf der Brust sind die beiden 1.6-Liter-Diesel mit 96 kW/130 PS beziehungsweise 118 kW / 160 PS, wobei der Top-Selbstzünder nur mit dem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe erhältlich ist.

Das große Pfund, mit dem die Franzosen wuchern wollen, nennt sich Multi-Sense. Kern des Systems ist das adaptive Fahrwerk mit den bekannten Einflussmöglichkeiten auf Gaspedal, Schaltung. Lenkung und natürlich Dämpfer. Darüber hinaus sind noch die Farbe der Innenraumbeleuchtung, die Farbe und Grafik der Instrumente, der Motorklang im Innenraum, die Leistung der Klimaautomatik und die Massagefunktion der Sitze variierbar. Ergänzt wird die Spielwiese für die Insassen durch zeitgemäße kamera- und radarbasierte Assistenzsysteme, wie zum Beispiel einen Toten-Winkel-Warner, einen adaptiven Tempomaten, eine Verkehrszeichenerkennung und einen Fernlicht-Assistenten. Das alles klingt gut und mit der ansprechenden Optik könnte der Talisman seinem Namen alle Ehre machen. Damit die französische Mittelklassen-Limousine auch ein Erfolg wird, muss sich aber die Verarbeitungsqualität steigern, die bei Renault nicht immer Maßstäbe setzte. Damit sich das ändert, haben die Franzosen 420 Milliarden Euro in die Hand genommen und in das Werk in Douai, das im Norden Frankreichs liegt und wo auch der Espace produziert wird, investiert.

Quelle: Autoplenum, 2015-07-06

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