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Testbericht

Marcel Sommer/ Wolfgang Gomoll / Stefan Grundhoff, 2. Oktober 2014
Einmal mehr lassen sich die französischen Autohersteller bei dem heimischen Pariser Salon die Butter vom Baguette nehmen. Deutsche Hersteller geben zwischen Seine, Eiffelturm und Porte de Versailles einmal mehr die Schlagzahl vor - mit Leistung und Plug-In statt Elektro und Enthaltsamkeit.

Es gibt beliebtere Automessen als den Pariser Salon. Der französische Automarkt gilt insbesondere für die Hersteller von Sportwagen und Luxusmodellen als schwierig - und SUV tun sich Heimatland von Renault, Peugeot und Citroen schwerer als anderswo in Europa. Der französische Staat schaut zuerst auf die eigene, weitgehend darbende Autoindustrie mit ihren bevorzugt kleinen Autos und legt dann die Rahmenbedingungen für den nationalen Markt fest. Leistungsstarke und große Fahrzeuge werden strafbesteuert und somit deutlich verteuert.

Kein Wunder, dass kaum ein Hersteller mit dem Pariser Automobilsalon einen echten Impuls für den nach wie vor dahinvegetierenden europäischen Markt verbindet. Elektroautos spielen in Paris keine Rolle; stattdessen überfluten Plug-In-Hybriden die zahllosen Messehallen. Mercedes S 500, Porsche Cayenne, VW Passat, Mitsubishi Outlander oder sogar der 910 PS starke Lamborghini Asterion - wer einen Hybriden unter die Leute bringen will, braucht eine zweite Tankklappe hinter der sich eine Steckdose befindet. Hybridantriebe ohne Plug-In-Modul stehen auf dem gleichen Abstellgleis wie Elektroautos.

Der Pariser Automobilsalon ist in diesem Jahr anders. Nicht, dass das desaströse Messezentrum an der Porte de Versailles bei der diesjährigen Franko-Leistungsschau auch nur einen Hauch charmanter wäre, seitdem Francoise Hollande als Staatspräsident das Zepter in der französischen Hauptstadt übernommen hat. Die wirtschaftliche Lage in Frankreich ist nach wie vor ungewiss und die Franzosen haben nach wie vor nur eine überschaubare Lust auf neue Autos. Umso überraschender, dass an der Seine neben den üblichen Klein- und Familienautos zahlreiche PS-Protze und Luxusvehikel im Licht der grellen Scheinwerfer glänzen. Die Stars heißen Kleinwagen wie Smart Fortwo, Renault Twingo, Skoda Fabia und Opel Corsa. Alles schmucke Vehikel, die mächtig Lust auf kleine Autos machen. Sicherheitssysteme, Fahrerassistenz und eine beeindruckende Vernetzung - die kleinsten der Kleinen stehen den Luxusmodellen hierbei kaum noch nach.

Während die Kleinwagen Applaus ernten und Familienautos wie Ford S-Max, Renault Espace und die aufgefrischten Ford C-Max. Kia Venga oder Mercedes B-Klasse auf ihrer Lieblingsmesse mit bekannten Qualitäten glänzen, überraschen Kraftprotze wie der Mercedes GT AMG oder der ebenfalls 510 PS starke C 63 AMG, der das bayrische Triumvirat aus BMW M3 / M4 sowie M4 Cabrio mit 80 PS Mehrleistung aus dem Stand überflügelt. Gerade die deutschen Premiumhersteller schielen auf dem Salon unweit der Seine argwöhnisch zum neuen Mittelklassestar des Jaguar XE herüber, der das Jaguar-Signet nicht nur in Sachen Image in Volumensegmente spült. Wer noch mehr Sportlichkeit will, staunt nicht schlecht, wenn er neben schmuckvoll in Szene gesetzten Messhostessen kaum weniger beeindruckend Sportwagenschönheiten wie den Lamborghini Asterion LPI 910-4, den Aston Martin V12 Vantage S Roadster, Mercedes S 65 AMG Coupé oder den Ferrari 458 Speciale A erblickt.

Mit deutlich weniger Argwohn hat der Mazda MX-5 zu kämpfen, der in seiner vierten Generation ehrlich, offen und kompromisslos das bietet, was er seit 25 Jahren wie kein anderer kann: Roadsterspaß ohne Grenzen. Das versuchen auch der sehenswerte Alfa Romeo 4C Spider, ein offener BMW 2er und der schicke Audi TT, der nicht nur als offener Zweisitzer lockt, sondern als Sportback Concept eine ganze TT-Familie erahnen lässt. Doch selbst offene Zweisitzer, bullige Brüller und coole Cityflitzer haben es schwer, wenn die Armee der Geländewagen und Crossover derart durch die Messehallen trampelt. BMW X6, Suzuki Vitara, Kia Sorento, Fiat 500x, Land Rover Discovery Sport, Volvo XC 90, der überarbeitete Porsche Cayenne und der Messedauerbrenner Ford Edge drücken der französischen Autoshow, die sich zweijährig mit der Frankfurter IAA abwechselt, einen ungewöhnliche Stempel auf, den man in Frankreichs Metropole kaum kannte. Die Messe selbst bleibt ihrem Standard treu, dass sie von den drei großen europäischen Messen in Genf, Frankfurt und eben Paris mit Abstand die blasseste und nationalste ihrer Art bleibt.

Da haben es Limousinen aus Mittel- und Oberklasse wie Audi A6 / A7, Peugeot 508, VW Passat oder Jaguar XE schon schwer, sich ins rechte Messelicht zu setzen. Das gilt einmal mehr für die heimischen Hersteller Renault und Peugeot / Citroen, die abseits des gemeinsam mit Smart entwickelten Renault Twingo nicht viel mehr zu bieten haben als visionäre Studien ohne Realitätsbezug und einen ungewöhnlichen Renault Espace, der irgendwo zwischen Van- und Crossoversegment Kunden locken soll. Citroen präsentiert seinen Ableger DS zwar erstmals als eigene Submarke, um neue Premiumanteile zu realisieren. Doch was fehlt, sind gerade bei Peugeot und Citroen imageträchtige Oberklasselimousinen oder Crossover - sonst bleibt es im europäischen Umfeld so schwierig wie vor der Messe. Und mit realitätsfernen Studien allein, ist kein Kunde zu locken.

Quelle: Autoplenum, 2014-10-02

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