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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 20. August 2014
Ferrari-Power in einem Fiat. Dieser Traum wurde 1967 wahr. Noch heute fasziniert das Fiat Dino Cabrio mit dem 160-PS-Reihensechszylinder aus der norditalienischen Sportwagen-Schmiede.

Sie hätten gerne einen Ferrari 246 GTS Dino? Kein Problem. Macht dann mindestens 300.000 Euro bitte. Für alle, die es nicht gerade passend haben, ist das Ferrari-Feeling auch deutlich günstiger zu haben. In einem Fiat Dino Cabrio schlägt nämlich das gleiche Herz: ein Reihen-Sechszylinder mit Aluminiumblock und zwei Litern Hubraum und 160 PS. Beatmet wird das Triebwerk von drei Weber-Vergasern. Schuld an dieser Hochzeit, waren die Regularien der Formel 2. Mitte der 60er Jahre brauchte Ferrari dringend einen Zwei-Liter-Motor, um an der Rennserie teilnehmen zu können. Doch die Vorschriften verlangten, dass innerhalb eines Jahres mindestens 500 dieser Aggregate gebaut werden mussten. Da Ferrari diese Anzahl nicht stemmen konnte, sprang Fiat ein. Schließlich war die Beziehung zwischen den beiden italienischen Autobauern ziemlich eng, schon bevor Fiat bei 1969 Ferrari einstieg und 50 Prozent der Anteile erwarb.

Bereits Mitte der Fünfziger Jahre hatte Alfredo Ferrari zusammen mit dem legendären Konstrukteur Vittorio Jano ein 1,5-Liter-Triebwerk entwickelt, das für die Formel 2 vorgesehen war. Allerdings erlebte der an einer seltenen Muskelkrankheit leidende Dino (so sein Spitzname) die Fertigung des Aggregates nicht mehr. Der geliebte Sohn des Ferrari-Patriarchen Enzo, starb früh, am 30 Juni 1956 im Alter von nur 24 Jahren. Daher erklärt sich auch der Name des Fiat-Cabrios, das 1966 anlässlich des einhundertsten Geburtstages des Firmengründers Giovanni Agnelli auf der Turiner Motor Show vorgestellt wurde. Wenige Monate nach dem Fiat Dino Spider folgte das Coupé dann im Frühling 1967 in Genf.

Beim Aussehen der beiden Auto-Brüder gab es eine Arbeitsteilung zweier angesehener Designer. Das Blechkleid des Dino Coupé stammte aus der Feder von Bertone, und der offene Dino Spider ist eine Pininfarina-Kreation. Obwohl beide vom gleichen Motor befeuert wurden, gab es doch markante Unterschiede. Der Radstand des Cabrios war mit 2,28 Metern um 27 Zentimeter kürzer, als der des Coupés (2,55 Meter) und die Rückleuchten waren bei der offenen Version rund, beim Coupé rechteckig. Schaut man sich das formschöne Oben-Ohne-Mobil mit seinen geschwungenen Kotflügeln an, erkennt man den Ferrari 246 GTS, der ebenfalls den Namen Dino trägt, genauso wie den Opel GT. Für Kenner sind die feinen Details wie die markanten Cromorora-Räder.

Von der Optik angezogen, ist man von dem zeitlos eleganten Cockpit gefangen, sobald man auf den schwarzen Ledersesseln Platz genommen hat. Das Interieur mit den Rundinstrumenten zeigt heute noch so manchen Armaturenbrettdesigner, wie Übersichtlichkeit geht. Sechs Ringe und alles im Blick: rechts Tacho, links, dazu ein paar Kippschalter - so muss es sein. Die Hebel für die Heizung sind auf dem Mitteltunnel angebracht und die tastende Hand findet sofort den leicht schräg angestellten Ganghebel. Wie es sich für einen Rennsportmotor gehört, sitzt der erste Gang unten rechts. Das große Holzlenkrad passt zu den Applikationen.

Sobald man den Zündschlüssel dreht, ist es vorbei mit der Beschaulichkeit. Mit jedem Gaststoß schnellt der Zeiger des Drehzahlmessers nach oben. Der rote Bereich beginnt erst bei 8.000 Umdrehungen. Das heißere Rasseln des Sechszylinders, das breitbackige Einatmen durch die drei Vergaser garniert mit einem grummelnden Pusten durch die doppelflutige Auspuffanlage verwandelt jede Straße in die Amalfitana. Auf dieser kurvenreichen Küstenstraße im Süden Italiens wurde der Dino offensichtlich abgestimmt. Das Heck lenkt bei einem dosierten Gasstoß sofort mit. Mit jeder Ecke wächst das Vertrauen in das 4,11 Meter lange Cabrio. Trotz seiner gut 45 Jahre, die der Fiat Dino auf dem eleganten Buckel hat, lässt er sich sehr entspannt oder eben sportlich bewegen. Je nach Gusto.

Die Tachoskala reicht bis 250 km/h, damals eine Sensation. Die Höchstgeschwindigkeit betrug allerdings nur 210 km/h. Ein bisschen Oper gehört in Italien eben dazu. Nichtsdestotrotz hat das 160-PS-Kraftwerk mit dem 1.150 Kilogramm schweren Gefährt nur wenige Probleme. Ferrari gab für den exakt gleichen Motor 20 PS mehr Leistung an. Das machten die Verkaufsstrategen der Sportwagenschmiede gerne einmal. Eine echte Vitaminspritze, die genau diese Leistungssteigerung brachte, gab es 1969. Der 2,4-Liter-Motor hatte einen Graugussblock und wog deswegen rund 30 Kilogramm mehr. Insgesamt legte die zweite Generation des Dinos um etwa 100 Kilogramm zu. Statt der Starrachse sorgte eine Schräglenkerachse für stabilere Kurvenfahrten, dazu gab es bessere Bremsen. Doch echte automobile Leichtigkeit genießt man nur in dem bissigen Zweiliter-Modell. Gut erhaltene Dinos sind ohnehin selten, da der Rost und die forcierte Fahrweise der meisten Besitzer dem Auto den Garaus machten. Außerdem wurden zwischen 1967 bis 1973 nur 7.651 Exemplare des Fiat Dino gebaut.

Quelle: Autoplenum, 2014-08-20

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