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Testbericht

Stefan Grundhoff, 30. Dezember 2010
Es gibt viele Gründe, der Urlaubsregion Tampa einen Besuch abzustatten. Das Sonnenparadies an der Westküste Floridas steht besonders bei Europäern hoch im Kurs. Wer Tampa besucht, sollte neben Sonnenbaden und Shoppingtouren einen Abstecher ins Automuseum von Alain Cerf machen.

Alain Cerf kommt mit einem bullig grollenden Maserati GranTurismo auf den Parkplatz gefahren. Die grauen Haare sind kurz zum Igel geschnitten und seine Frau strahlt mit dem rotmetallic-farbenen Lack des Norditalieners um die Wette. Cerf ist gebürtiger Franzose, der seit mehr als einem Viertel Jahrhundert in Tampa / Florida lebt. Er ist Inhaber von Polypack, einer der erfolgreichsten Folien-Verpackungsfirmen. Doch Verpackungen sind für Alain A. Cerf nur das schnöde Tagwerk; seine Leidenschaft gehört seit den 50er Jahren Autos. Cerf sammelt mit Vorliebe exotische Fahrzeuge jeglicher Art. Als die eigenen Garagen immer voller wurden, eröffnete er im Frühjahr 2005 ein Automuseum, das seinesgleichen sucht. Das Tampa Bay Automobile Museum sollte man kennen; durch Zufall kommt hier in Pinellas County keiner vorbei.

Der flache helle Bau war ehemals Sitz einer US-Computerfirma. Cerf baute das Gebäude pragmatisch um, um die Oldtimer stilecht in Szene zu setzen. Jedoch wird den Fahrzeugen in dem Museum nicht gottesgleich gehuldigt. Vielmehr zeigt Cerf die Autos wie sie sind. Der Autofan ist kurz verschwunden und kommt nach wenigen Augenblicken mit einen strahlend blauen Peugeot 302 Darl’mat zurück. Der offene Rennroadster aus den 30ern gilt als eines der schönsten europäischen Autos seiner Zeit. Von dem sportlichen Zweisitzer, der seinerzeit selbst in Le Mans für Aufsehen sorgte, wurden gerade einmal 53 Fahrzeuge gebaut. „Ich war damals auf einer Versteigerung und suchte ein günstiges Auto. Nachdem ich mehrfach bei anderen Fahrzeugen überboten wurde, habe ich beim 302 Darl’mat geheim in einem Briefumschlag geboten“, erinnert sich der geborene Franzose, „umgerechnet 150 Dollar. Auf einmal habe ich den Zuschlag bekommen. Über 50 Jahre ist das her.“ Der blaue Renner mit dem grazilen Design und den roten Ledersitzen befindet sich seither ununterbrochen in seinem Besitz. Auch die Ehefrau von Alain Cerf hat den Oldtimerroadster im Art-Deco-Stil ins Herz geschlossen: „Ich habe meinen Mann genau in diesem Auto kennengelernt. Er sah klasse darin aus.“

Das hat sich bis heute kaum geändert. „Ich nutze den Darl’mat hier in der Region zwischendurch als echtes Alltagsauto“, lacht Cerf, „er fährt ohne jegliche Probleme.“ Doch das Automuseum von Alain Cerf hat mehr zu bieten. In der Sammlung, die rund 50 Fahrzeuge umfasst, befinden sich viele Fahrzeuge mit Heckmotor. Delorean, VW Kübelwagen, Tatra 603, Panhard Dynamic oder der Salmson S4E sind Autos, die Autofans nicht alle Tage zu sehen bekommen. Cerf hat einige französische Schmuckstücke in der großen Haupthalle des Museums. Doch auch einige deutsche Modelle gehören zu den Stars der Sammlung. Hanomag Komissbrot, DKW Meisterklasse, NSU Ro 80 und besonders das Heckmotoren-Doppel aus Mercedes 130 H und 170 H sind den Ausflug nach Tampa allemal wert.

Cerf kann sich nicht nur für Autos, sondern insbesondere für die Ingenieurleistungen hinter den Fahrzeugen begeistern. „Tatra und sein verantwortlicher Ingenieur Hans Ledwinka symbolisieren die Technik der Heckmotorenfahrzeuge”, erläutert Alain Cerf, „frontgetriebene Fahrzeuge waren auf der anderen Seite ein Meisterstück von Jean Albert Gregoire. Die beiden sind für mich wie Yin und Yang der Automobiltechnik. Da gibt es viele kreative Ingenieure wie Jaray, Muller, Porsche, Rasmussen oder Rohr.”

Cerf hat ein im Eingangsbereich gleich ein besonders ungewöhnliches Fahrzeug stehen. Der blaue Kastenwagen vom Typ C.G.E. Gregoire ist alles andere als ein Schmuckstück und mit Baujahr 1971 deutlich jünger als die meisten anderen Fahrzeuge in der Sammlung. Doch der „Gregoire“ war eines der ersten modernen Fahrzeuge, die ausschließlich von einem Akkupack angetrieben wurden. Die unzähligen Varta-Batterien im Innern ermöglichen eine Reichweite von bis zu 120 Kilometern. Die Höchstgeschwindigkeit lag knapp unter 100 km/h.

Wer es eleganter mag: Als Gegenstück zu seinem aktuellen Spielzeug Maserati GranTurismo hat der autoverrückte Franzose einen Jaguar E-Type und einen Maserati Sebring 3500 GTI Series II in seiner Sammlung – in der identischen Lackierung in rot-metallic. Noch exklusiver ist die französische Luxuslimousine vom Typ Panhard Dynamic. Gebaut wurde der Dynamic vom exklusiven französischen Autobauer Panhard & Levassor Mitte der 30er Jahre. Die Limousine mit der filigranen Stromlinienform, abgedeckten Radhäusern und der mittig positionierten Lenkung ist ein Kunstwerk auf Rädern wie es in der Automobilwelt nur wenige gibt. Seinerzeit konnten sich die Panhards allenfalls die Schönen und Reichen, hoch gestellte Persönlichkeiten aus Politik und Kirche leisten. Die Luxuslimousinen aus dem renommierten Hause Panhard & Levassor waren nichts für die breite Masse. Für Alain Cerf ist der Dynamic eines der schönsten Autos überhaupt. Wer sich davon überzeugen möchte. Ein Abstecher ins Tampa Bay Automobile Museum ist ein Muss – zumindest wenn man an der Westküste von Florida unterwegs ist.

Quelle: Autoplenum, 2010-12-30

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