Im Dezember 2010 war ich der Meinung, mir einen drei Jahre alten, gebrauchten Mini Cooper s mit dem JCW-Kit (192 Ps) kaufen zu müssen.
Zunächst zum Positiven:
Der Wagen hatte eine tolle Optik, unter anderem die JCW 18 Zoll Felgen und diverse Carbonteile aus dem Mini-Zubehörkatalog.
Die Beschleunigung des Mini war wirklich gut, auch bei höheren Geschwindigkeiten auf der Autobahn ging es noch zügig voran. Das Fahrwerk war hart, dafür lag der Wagen wirklich wie ein Brett auf der Strasse.
Der JCW- Endschalldämpfer sorgte für einen satten, nicht aufdringlichen Klang.
Jetzt zum Negativen:
Die Verarbeitung ist für den Neupreis (ca. 32.000 €) absolut nicht wertig genug. Aber das war mein geringstes Problem...
Ich habe den Wagen, wie bereits oben geschrieben, gebraucht von privat gekauft. Die Heimfahrt (ca. 200 km) nach der Fahrzeugübergabe, war die Welt noch in Ordnung. Bereits am nächsten Tag leuchtete eine gelbe Warnleuchte auf, die volle Motorleistung war nicht mehr verfügbar. In der Werkstatt wurde dann festgestellt, dass der Turbolader seinen Dienst quittiert hatte. Da dies wohl ein bei Mini bekanntes Problem ist, wurde der Turbolader auf Kulanz getauscht. Zu diesem Zeitpunkt konnte man bereits ein deutliches Ruckeln beim Beschleunigen sowie Vibrationen am Lenkrad feststellen. Nach Austausch des Turboladers hatte der Motor wieder einen ordentlichen Durchzug, allerdings wurde anschliessend eine "neue" Software von BMW aufgespielt, um das Ruckeln zu beseitigen. Der Wagen reagierte danach nicht mehr so bissig auf Gasbefehle, und hatte gefühlt an Leistung verloren. Das Ruckeln beim Beschleunigen war immer noch da...
Zwei Tage später lief der Motor dann absolut undrund, die Diagnose der Werkstatt: Zündspule defekt. Der Austausch kostete lediglich 80 €, der Wagen ruckelte immernoch. Laut Werkstatt war der Wagen aber in Ordnung, das angeschlossene Diagnosegerät konnte keinen Fehler finden. Auch auf meinen mehrmaligen Hinweis, dass das Ruckeln nur in eingekuppelten Zustand aufträte, wurde mir mitgeteilt, das Fahrzeug sei vollkommen in Ordnung. Nach diversen weiteren Werkstattaufenthalten, bei denen die Ursache der Vibrationen nicht gefunden werden konnte, wurde dann ein Ingenieur aus München angefordert. Bereits nach fünf Wochen traf dieser dann bei meiner Werkstatt ein, um nach 15 minütiger Probefahrt die Diagnose zu stellen - Kupplung und Schwungscheibe defekt, müssen getauscht werden. Das Fahrzeug hatte zu diesem Zeitpunkt ca. 70.000 km gelaufen. Gleichzeitig wurde der Bordcomputer ausgelesen, und mir mitgeteilt, dass ich mit hohen Drehzahlen gefahren sei, und daher das frühzeitige Ableben der Kupplung selbst verschuldet hätte.
Da ich natürlich nicht wusste, wie der Vorbesitzer mit dem Wagen umgegangen ist, habe ich das so hingenommen. Reparaturkosten 1500 €...
Mit freudiger Erwartung habe ich den reparierten Wagen dann in der Werkstatt abgeholt, um endlich dem in der Werbung versprochenen Go-kartfeeling fröhnen zu können. Bereits nach wenigen Kilometern, ich wollte es anfangs nicht wahrhaben, musste ich einsehen, dass der Wagen wie zuvor schon beim Beschleunigen mal mehr, mal weniger ruckelte. Anruf bei der Werkstatt meines Vertrauens- der Ingenieur aus München würde sich der Sache sofort wieder annehmen! In vier Wochen würde er wiede vorbeikommen. In der Zwischenzeit könnte ich aber ohne Weiters den Mini benutzen. Dann nach ca. 800 gefahrenen Kilometern der nächste Termin beim Fachmann aus München. Diagnose: Kupplung und Schwungscheibe defekt, müssen getauscht werden. Mir wurde mitgeteilt, man hätte den Bordcomputer ausgelesen, ich sei mit sehr hohen Drehzahlen gefahren und hätte somit die Kupplung selbst zerstört. Daher könne der Austausch natürlich nicht auf Kulanz erfolgen...
Mein Einwand, dass der Wagen direkt nach dem ersten Kupplungsaustausch immer noch geruckelt hätte, wurde nicht gelten gelassen. Es folgte ein Telefongespräch mit dem Mini Kundendienst in München:
Der Herr in der Kundenbetreuung teilte mir mit, dass Kulanz von Seiten der BMW AG ausgeschlossen sei, da die Daten des Bordcomputers belegen würden, dass ich mit sehr hohen Drehzahlen gefahren sei.
Mein Einwand, dass durch den Austausch der ersten Kupplung keine Besserung der Problematik eingetreten sei, wurde als nicht mehr nachvollziehbar hingestellt.
Ich habe dann gefragt, ob BMW mir jetzt allen Ernstes unterstellen wolle, dass ich in nicht mal 800 km eine Kupplung zerstört hätte. Und ob das die vielbeworbene Premiumqualität von BMW sei?!
Ich habe noch nie einen Menschen am Telefon so sehr um Ausreden ringen hören.
Man hätte ja schliesslich den Speicher ausgelesen, die hohen Drehzahlen...
Mein Hinweis, dass ich weder Ampelrennen fahre, und auch keine Pferdeanhänger oder Boote mit dem Mini gezogen hätte, sondern lediglich recht schnell auf der Autobahn unterwegs wäre, was ja bekanntlich mit einem Anstieg der Drehzahl verbunden ist, wurde mit skurrilen Ausreden abgetan.
Auch mein Einwand, dass mein vorheriges Fahrzeug, ein Z4 Sdrive35i, und der Wagen davor ein Z4 3.0i gewesen seien, und dass ich bei denen, trotz höherer Motorleistung nie Probleme mit der Kupplung hatte, wurden mit dem Hinweis abgetan, dass das ja schliesslich Sportwagen seien...
Ich habe dann gefragt, ob es also nach Meinung der BMW AG nicht erlaubt ist, einen Mini John Cooper Works sportlich zu bewegen.
Ich habe dann noch aus dem Mini John Cooper Works Zubehörkatalog vorgelesen:
in dem Minizubehörkatalog wird zum Nachrüsten ein Schaltblitz angeboten, um Zitat: "die maximale Beschleunigung aus Ihrem Mini rauszuholen".
Zu diesem Zeitpunkt konnte man bereits eine sehr deutliche Nervosität am anderen Ende der Telefonleitung ausmachen. Mir wurde dann noch mitgeteilt, dass der Mini kein Sportwagen sei, sondern ein Kleinwagen. Ein sportlicher halt... Und dass man die volle Motorleistung theoretisch schon abrufen könne, nur halt besser vielleicht nur manchmal oder auch gar nicht und überhaupt hätte ich jedenfalls die Kupplung wieder kaputt gemacht, und deshalb hätte ich jetzt die Kosten dafür zu tragen.
Da der Fehler definitiv nicht im Bereich der Kupplung lag, ich aber keine Lust und Nerven mehr hatte, habe ich mich dann nach knapp sieben Monaten von diesem Premiumprodukt aus dem Hause BMW getrennt.
Jetzt noch das Beste zum Schluss:
Mein Arbeitskollege ist zur gleichen Zeit ebenfalls einen Mini gefahren.
Einen Mini John Cooper Works Cabrio (Bj 2010, 211 Ps), Neupreis knapp 40.000 €. Bei Kilometerstand 8.000! Ich wiederhole: 8.000 km ebenfalls
Ruckeln beim Beschleunigen. Der Wagen war zu diesem Zeitpunkt ( September 2011) ca. 17 Monate alt. Diagnose in der Werkstatt: Kupplung und Schwungscheibe defekt, müssen getauscht werden.
Natürlich hat ein 17 Monate altes Fahrzeug noch Garantie- ABER- man hätte den Speicher ausgelesen, er sei mit sehr hohen Drehzahlen gefahren, die Kupplung müsste er deswegen selber bezahlen...
Ich glaube ja an Zufälle, aber da zwängt sich mir doch der Verdacht auf, dass bei den JCW Modellen bauartbedingte Mängel auf den Rücken der Kunden abgewälzt werden.
Vielleicht ist die die Leistung, die aus dem 1.6 Literaggregat gepresst wird, einfach zu viel für den Antriebsstrang...
Jedenfalls habe ich mir die Internetdomain www.minimalerfahrspass.de gesichert, bei Gelegenheit werde ich mal die Seite starten.
Fazit:Vom Mini JCW kann ich nur abraten. Grundsätzlich ein von der Idee her tolles Auto, anscheinend wird das Fahrzeug dem Premiumanspruch der BMW- Group aber überhaupt nicht gerecht.
Aber muss ja jeder selber wissen...