Das Thema Mini reizt mich seit geraumer Zeit enorm, obwohl ich früher mit derartigen Kleinwagen nicht allzuviel anfangen konnte. Hinzufügen muß ich, dass ich selbstverständlich den klassischen Mini von Rover / Austin meine und nicht den aufgeblähten Pseudo-Mini von BMW !
Es ergab sich jedoch vor guten drei Jahren, dass ich meinem besten Freund, der eine ausgesprochene Affinität zum alten Mini speziell und zu englischen Autos im allgemeinen besitzt, bei der Restauration seines 95er Mini 1.3 tatkräftig unter die Arme greifen konnte und seitdem ist bei mir einiges an Sympathie für das Fahrzeug hängen geblieben, auch wenn ich es mir nach wie vor nicht selbst kaufen würde (zu klein für mich als 1,93m-Mensch).
Das Auto hatte eine, wahrscheinlich Mini-typische Vorgeschichte: Relativ spätes Baujahr (1995)und zunächst im Stadtverkehr als stilvoller Einkaufswagen geschunden, mit den entsprechenden Dellen und Kratzern, sowie den obligatorischen Rostansätzen, vor denen kein Mini verschont bleibt.
Mein Freund bekam das Auto im Herbst 2004 durch seinen Vater vermittelt, damals noch in originalem british-racing-green lackiert. Nachdem er das Auto einige Monate gefahren war, reifte relativ schnell der Wunsch, eine Totalrestauration durchzuführen, inklusive neuer Lackierung. Es ging vor allem darum, das Auto langfristig zu erhalten (und verfaulte Minis fahren ja nun reichlich herum). Damals war mein Freund noch sehr optimistisch bei der Sache und so begannen wir im März 2005 damit, das Auto komplett zu zerlegen.
Hierbei stellte sich schnell heraus, dass Motor und Getriebe von einer Revision verschont bleiben würden, da sich beide in tadellosem Zustand befanden (erstaunlicherweise war noch nicht mal Ölverlust festzustellen) und zudem auch noch keine 70.000 Kilometer auf der Uhr hatten. Auch die (ohnehin übersichtliche) Elektrik arbeitete einwandfrei, so dass wir uns dieses Thema ebenso schenken konnten.
Dafür widmeten wir uns also umso mehr der Karosserie. Sämtliche Blechteile wurden komplett entrostet, teilweise gesandstrahlt und von Dellen befreit. Da wir sehr akribisch vorgingen, zog sich dieser Prozess über mehrere Wochen hin. Anschließend erfolgte eine gründliche Grundierung, die, da zwischendurch immer wieder per Hand glattgeschliffen wurde, auch mehrere Arbeitsgänge beanspruchte. Irgendwann, es dürfte wohl im Juni 2005 gewesen sein, war das Auto dann lackierfertig.
Da wir uns die Zeit sparen wollten (und es zu jener Zeit auch nicht hundertprozentig aufs Geld ankam), brachten wir das Fahrzeug in die Werkstatt eines befreundeten Lackierers um das Auto dort in Wunschfarbe (ein kräftiges Uni-Mittelgrün; wohl in früheren Jahren mal für den Mini erhältlich gewesen) lackieren zu lassen. Und das war der erste richtige Fehler !
Denn der Lackierer, der dort an das Auto herangelassen wurde, verstand sein Fach wohl nicht besonders (vielleicht hatten die giftigen Dämpfe im Laufe der Jahre auch sein Gehirn perforiert)und arbeitete mehr als schlampig, vermutlich beschädigte er auch Teile der Grundierung. Wie auch immer er das angestellt haben mochte.
Jedenfalls zeigte sich schon kurz, nachdem der Wagen wieder zusammengebaut war und zum erstenmal das Tageslicht nach längerer Zeit wieder erblickte, dass der frische Lack an vielen Stellen pickelig und unsauber verarbeitet war.
Und nicht nur das: Es dauerte nur wenige Wochen, da platzte der Lack an diversen Ecken, an den Scheinwerferrundungen und in einigen Karosseriefalzen wieder komplett ab ! Als wäre das nicht schlimm genug gewesen, kam nach maximal 2-3 Monaten auch wieder der Rost an den üblichen Stellen durch.
Mein Freund war verständlicherweise stinksauer und wurde in der Lackierei erneut vorstellig, um kostenlos nachbessern zu lassen. Dem Chef der Lackierei, wie schon erwähnt ein guter Bekannter, war diese Angelegenheit äußerst peinlich. Im Gespräch stellte sich dann heraus, dass der für die Schlamperei verantwortliche Lackierer zwischenzeitlich bereits entlassen worden war, da er sich wohl bereits des öfteren derartige Ausfälle geleistet und dementsprechende Kundenbeschwerden heraufbeschworen hatte.
Der Chef bot meinem Freund dann folgendes an: Das Auto nochmal vor Ort komplett auseinandernnehmen und in Eigenleistung neu gegen Rost behandeln, grundieren und vor allem auch (unter fachkundiger Chef-Anleitung) selbst lackieren und zwar absolut kostenfrei.
Also machten wir uns Ende 2005 / Anfang 2006 nochmal komplett an die Arbeit und das gleiche Spiel begann von vorne. Diesmal entschied sich mein Freund aber noch für einige kleinere, unbedeutende Abweichungen: Er wollte aus dem Auto einen Leichtbau-Mini machen, aus Gründen der Gewichtsreduktion, die einem sportlicheren Fahrgefühl zugute kommen sollte.
Also wurde das Auto nicht nur auseinandergebaut, sondern auch im Inneren völlig entkernt - alle Türverkleidungen, Teppiche, die Rückbank und sämtliche Dämmmaterialien wurden gleich mit ausgebaut und blieben auch ausgebaut. Zudem wurden die Bleche im Innenraum in der selben Farbe mitlackiert, wie die äußeren Bleche. Somit war diese Operation also noch umfangreicher als beim ersten Mal.
Wieder entrosten und grundieren, schleifen und dann die Premiere - die völlige Neulackierung in Eigenarbeit, unter den wachsamen Augen des Chefs. Und was soll ich sagen, diesmal war das Endergebnis auch im Nachhinein weitaus stimmiger und qualitativ besser als beim vorherigen Mal, obwohl mein Freund noch nie zuvor ein Auto lackiert hatte.
Auch die Lackfarbe war diesmal anders gewählt, nämlich ein sehr helles Uni-Grau, welches in bestimmten Lichtwinkeln schon fast weiß aussieht. Es erinnert von der Optik ein wenig an die Lackierung von Rennfahrzeugen der 60er Jahre.
Nun sind seit Fertigstellung der ganzen Aktion gute zwei Jahre vergangen und mittlerweile sieht der Wagen lackmäßig immer noch sehr gut aus, hat aber an den Lampentöpfen, der rechten Vordertür und der Dachkante trotzdem schon wieder Rostbläschen zu vermelden, obwohl die Vorarbeiten und die Lackierung beim zweiten Mal wirklich sehr viel besser ausgefallen waren und das Auto auch nur noch mit Saisonkennzeichen bewegt wird.
Es scheint also so zu sein, dass die Korrosion wirklich das größte aller Übel beim Mini (oft schon nach kurzer Zeit) darstellt und man ihr kaum langfristig wirksam begegnen kann, zumal das Auto ja auch wirklich sehr viele potentielle Rostherde bietet, wenn man alleine die Zahl der Blechfalze, Blechkanten, Schweißnähte usw. bedenkt.
Was das Fahren des Mini angeht, so macht dieses urtümliche Fahrzeug (dessen Konstruktion bekanntermaßen ja bereits 1959 Premiere feierte) aber jede Menge Freude, wobei an besagtem Wagen meines Freundes mittlerweile die Benzinpumpe mit zeitweisen Ausfällen nervt. Aber rein vom Fahrgefühl her ein tolles Auto, obwohl ich mit meiner Körpergröße und einer Schuhgröße von 50 schon arge Probleme habe, mich hinter das Lenkrad zu quetschen und die engstehende Pedalerie unfallfrei zu bedienen...
Der Motor selbst ist ein praktisch unzerstörbarer Bauernmotor mit einem herrlichen Sound, vor allem, wenn er warm gefahren ist. Das Auto liegt dermaßen satt auf der Straße, dass man mit relativ hohen Tempi praktisch im rechten Winkel um die Ecke driften kann, ohne zu kippen oder sonstwie ins Schleudern zu kommen. Ein echter Kurvenräuber, aber man muß ja nur an die einstigen Rallyeerfolge der legendären Mini Cooper denken. Die kamen ja nicht von ungefähr. Und auch vom Verbrauch her muß sich das Auto nicht hinter deutlich moderneren Fahrzeugen verstecken, denn er liegt selten bei über 6 Litern / 100 km.
Bleibt als Fazit meines Quasi-Restaurierungsberichtes: Ein herrliches kleines Auto mit sehr hohem Sucht-und Spaßfaktor, bei dem man aber auch vor allem Karosserietechnisch viele Macken und Anfälligkeiten in Kauf nehmen muß. England lieben und leiden sozusagen, aber ich denke, sowas sind italophile Autoliebhaber ja mitunter auch gewohnt.
Selbst meine Frau, sonst eher nicht so autobegeistert, zeigte sich nach einer (zunächst etwas ängstlichen) Probefahrt mit dem Wagen äußerst angetan !
Achtung, folgende Aktualisierung meines Beitrages (heute, Sonntag, 12.10.2008): Habe heute erfahren, dass meinem Freund vorgestern die Kurbelwelle seines Minis in Einzelteile pulverisiert wurde ! Jetzt liegen Motor und sämtliche Anbauteile zerlegt bei einem Fachmann und mein
Freund, der insgeamt knappe 4000 Euro in das Auto investiert hatte, ist am Rande eines Nervenzusammenbruchs !
Er will das Auto nach der Reparatur nun endgültig verkaufen und hofft, dass er am Ende mit plus/minus Null aus der Sache herauskommt.
Was soll man dazu sagen ?