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Testbericht

14. Juni 2016
Nizza, 13. Juni 2016 - "Klein und gemein" - so beschreibt mein Schwiegervater in spe immer seinen Wunsch nach einem künftigen Spaßgefährt. Im Alltag zu gebrauchen, nach Feierabend für eine kleine Extrarunde zu haben. Fahrzeuge wie der Renault Clio R.S. oder der Opel Corsa OPC stehen dabei genauso weit oben auf seiner Liste wie der Ford Fiesta ST. Letzterer wird nun in einer voraussichtlich auf 500 Exemplare limitieren Sonderversion "ST200" aufgelegt. Der Name erinnert stark an den RS200-Rallyewagen aus den Achtzigern und die Optimierungen machen den Fiesta schon auf dem Papier zum Favoriten auf den Titel "klein und gemein 2016". Sagen Sie hallo zum schärfsten Serien-Fiesta, den es je gegeben hat! Asphaltgraues Spielmobil mit 200 PS Unter der exklusiv dem ST200 vorbehaltenen Sonderlackierung in "Asphalt Grau" verbergen sich diverse Detail-Änderungen, die das Sondermodell von seinem Serienbruder abheben. Fangen wir beim Motor an: Der Name nimmt es schon vorweg, im ST200 produziert der 1,6-Liter-Turbo-Vierzylinder statt 182 nun 200 PS. Das Drehmoment steigt von 240 auf 290 Newtonmeter und macht den Sonder-Fiesta besonders bei Zwischensprints und auf kurzen Geraden zu einer kleinen Kanonenkugel. Dabei hilft auch die kürzer ausgelegte Gesamtübersetzung, deren Verhältnis von 3,82 auf 4,06 abgeändert wurde. In 6,7 Sekunden geht es nun aus dem Stand auf Tempo 100. Der Fiesta ST mit 182 PS braucht für den Standardsprint 6,9 Sekunden. Kleiner Kritikpunkt am Antriebsstrang: der Sound. Zwar klingt der ST200 im Lastbetrieb dank einem "Sound Symposer" schön kernig, so ein paar "Pops and Bangs" bei der Gaswegnahme könnte man dem Fiesta für ein volleres Klangbild aber schon noch einprogrammieren. Neu abgestimmtes Fahrwerk Deutlich interessanter als die Längsdynamik stellt sich bei den Testfahrten auf der sehr kurvenreichen "Route de Napoléon" in Südfrankreich die querdynamische Komponente heraus. Angepasste Stoßdämpfer-Raten, kürzere Federn und ein neuer Querstabilisator machen den ST200 zusammen mit einer direkter übersetzten Lenkung zum gierigen Kurvenfresser. Besonders erwähnenswert: Selbst wenn man die Finger völlig vom ESP-Knopf lässt, führt der ST seinen Reiter an einer sehr langen Leine und ermöglicht ein perfekt mitlenkendes Heck. Erst mit grobem Lupfen des Gaspedals provozierte Heckschwenks unterbindet das Regel-System. Begibt man sich in den ESP-Sport-Modus, lässt der ST200 seinen kurzen Hintern launig mitschwingen und macht sich auch nicht in die asphaltgraue Hose, wenn man mal auf drei Rädern durch eine Kurve schießt. Der Fiesta beißt sich in Kurven fest, lässt sie nicht mehr los und schüttelt sie durch wie ein junger Hund sein Spielzeug - großartig.
Die Sperre arbeitet gegen die Bremse Einen nicht unerheblichen Anteil am hervorragenden Einlenkverhalten hat neben kürzeren Lenkarmen und speziellen Achsschenkeln auch die Abstimmung der "Enhanced Torque Vectoring Control", die bei Bedarf das kurveninnere Rad abbremst und die Kraft ans äußere Rad weiterleitet. Das dadurch angestrebte Eindrehen des Fiesta ohne durchdrehende Räder beim Herausbeschleunigen lässt den Wunsch nach einer mechanischen Sperre fast verschwinden. Fast nur deshalb, weil das elektronische System die Bremsleistung auf längeren Kurvenjagden negativ beeinflusst. Zwar ist die Schwimmsattel-Bremse mit einem sehr guten Druckpunkt und einer im Normalfall mehr als ausreichenden Leistung gesegnet, die Kombination aus Bergab-Haarnadel-Spaß und Bremseingriffen der elektronischen Sperre lässt die Anlage allerdings mehr als einmal heißlaufen. Innenraum nicht mehr taufrisch, dafür fokussiert Die Innenraumgestaltung des ST200 mag zwar gerade, was Anordnung und Bedienung des Infotainment-Systems samt Mäusekino-Navi betrifft, für manche nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik sein, lässt das Cockpit aber fokussierter erscheinen. Die Sitzposition in den Recaro-Schalensitzen ist hervorragend, das in Höhe und Tiefe verstellbare Lenkrad liegt gut in der Hand und hat eine angenehme Größe. Der Schalthebel des manuellen Sechsgang-Getriebes könnte etwas kürzere Wege haben, flutscht aber schnell und knackig durch die Gassen. Lediglich das Kupplungs-Pedal hat einen recht langen Weg zum dann allerdings sehr gut dosierbaren Druckpunkt. Der hellste Stern am Kleinwagen-Himmel Der Fiesta ST200 verbindet eine gehörige Portion Fahrvergnügen mit großem "Wolf im Schafspelz"-Potential und zeigt, dass man auf einer kurvenreichen Strecke und in einem so gut ausbalancierten Auto nicht mehr als 200 PS braucht, um viel Spaß zu haben. Womöglich würden auch die 182 Pferde des Basis-ST in Verbindung mit den restlichen Änderungen des ST200 reichen, um zu begeistern. Während der Kurvenhatz kommt in dem kleinen Flitzer ein Fahrfluss auf, der einfach Freude bereitet. Die Kombination aus verbessertem Fahrwerk, dem fokussierten Innenraum und der kleinen Prise Extra-Boost lassen die lediglich optisch graue Maus für mich zum momentan spaßigsten sportlichen Kleinwagen aufsteigen. Dabei schlägt der ST200 seinen schwächeren Bruder mit mehr Leistung und Finesse, den sehr digitalen Renault Clio R.S. mit mehr Purismus und den in einzelnen Bereichen starken Opel Corsa OPC mit dem besseren Gesamtpaket. Preislich ordnet sich der Fiesta mit 24.640 Euro in sein Wettbewerbsumfeld ein: Der Clio ist 150 Euro günstiger, der Corsa zehn Euro teurer. Nur der Unterschied zum Basis-ST fällt mit 4.000 Euro happiger aus als vielleicht nötig.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltung
Motor Bauart:Reihenmotor
Hubraum:1.596
Anzahl Ventile:16
Anzahl Zylinder:4
Leistung:147 kW (200 PS) bei UPM
Drehmoment:290 Nm bei 2.500 UPM
Preis
Neupreis: 24.640 € (Stand: Juni 2016)
Fazit
Unter der knuffigen Kleinwagen-Hülle hat Ford den Fiesta ST200 zum Landstraßen-Sportwagen-Schreck gemacht. Chassis und Fahrwerk sind hervorragend abgestimmt, der Motor drückt untenheraus ordentlich nach vorne. Nur beim Sound müsste man wohl nachträglich etwas tun. Das Infotainment-System? Reden wir nicht darüber. + sehr gute Abstimmung, hoher Spaßfaktor, perfekte Schalensitze - Kupplungspedal etwas lang, Sound eher mau, Bremse und Sperre kommen sich in die Quere
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2016-06-14

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