Den Opel Mokka fahre ich nun seit November 2013. Es war für mich beinahe ein Spontan-Kauf, denn nur durch den Totalschaden an meinem Meriva war ich zu einer Neuanschaffung gezwungen... An einen SUV hatte ich als eingefleischter Van- und Kombifahrer bis dato eigentlich nie gedacht...
Gereizt hat mich neben dem eleganten Styling vor allem der Allradantrieb in Kombination mit dem Turbodiesel - und ich bin begeistert von dieser Kombination. Meine anfängliche Skepsis, ob die etwas angegraute 1.7-Liter-Maschine mit dem recht hohen Fahrzeuggewicht harmoniert, waren schon nach den ersten Testfahrtkilometern verraucht. Zwar wirkt der Motor in den unteren Drehzalbereichen manchmal etwas "bemüht", doch diese Momente sind selten und verfliegen spätestens jenseits der 2.000 U/Min komplett: Dann dreht die Maschiene willig und sorgt auch bei längeren - und schnelleren - Fahrten jederzeit für mehr als genügend Drehmonent und Durchzug. Tatsächlich verleiten die Fahrleistungen des Diesels eher zu sportlichem Fahren denn zu gemütlichem Dahindieseln. Einzig der doch enorme Geräuschpegel des Motors bei höheren Drehzahlen trübt das Fahrvergnügen bei schnellen Autobahnfahrten.
Das Fahrverhalten des Mokka ist unproblematisch, selbst auf glatten Fahrbahnen - allerdings sollte man mit der Sommer-Serienbereifung auf regennasser Fahrbahn in Kurven etwas vorsichtig sein: Dabei drängt das Fahrzeuggewicht den Mokka doch sehr schnell (schon bei unter 50 Km/h) über die Vorderräder schiebend nach außen - z.B. bei Autobahnauffahrten ist das nicht ganz so lustig. Bei den Winterrreifen konnte ich dieses Verhalten allerdings noch nicht bemerken. Der Allradantrieb wird fahrsituationsbedingt automatisch zugeschaltet - ansonsten läuft der Wagen als Fronttriebler, was sicher dem Verbrauch zu Gute kommt. Tatsächlich ist dies mein einziger Kritikpunkt am 4x4-Mokka: Natürlich ist dieses Antriebskonzept sinnvoll (sonst wäre der Mokka wohl auch nicht 2x hintereinander zum Allradauto des Jahres gewählt worden) - doch als ambitionierter Fahrer fehlt mir etwas das Gefühl dafür, wann der 4x4 eigentlich seine Arbeit tatsächlich aufnimmt - und wann nicht! Eine entsprechende Kontrollleuchte für den Allradeinsatz fehlt nämlich - das einzige, was in kritischen oder rutschigen Fahrbahnsituationen dann und wann aufleuchtet, ist die Anzeige für das ASR-System - dann nimmt der Mokka auch spürbar Leistung weg. Den Allradeinsatz muss man sich dagegen eher "denken" - spüren tut man ihn nicht und angezeigt wird er eben auch nicht. Da könnte Opel mal eine Anzeigenlampe mehr spendieren...
Die Verarbeitung im Opel ist sehr ordentlich und enthält - in dieser Preisklasse verständlich - zwar einige Kunststoffteile, die aber nicht billig wirken, sondern sehr solide ausgestaltet sind. Die Heckklappe scheint etwas dünn abgepolstert zu sein, zumindest ist jeder Schließvorgang mit einem sehr gewöhnungsbedürftigen scheppernden Klang verbunden. Für die Fahrzeugtüren trifft das nicht zu, allerdings wollen die Mokkatüren auch schon mit einem gewissen Schwung bewegt werden, sonst schließen sie nicht richtig. Stört aber nicht weiter. Von der Ausstattung her bietet der Mokka einige "Extras", die man selbst bei höherklassigen Fahrzeugen manchmal vergeblich sucht: Berganfahrassistent (wer's braucht...), elektrisch anklappbare Außenspiegel, ein beheizbares Lenkrad (im Winterpaket) und ein Einparkassistent - letzterer nervt manchmal etwas, da die ständige Piepfunktion zwar manuell abgeschaltet werden kann, nach jedem Neustart aber automatisch wieder aktiviert ist. Das führt dazu, dass man sich im Mokka daran gewöhnen muss, von ständigem Gepiepe "begrüsst" zu werden – egal, ob es vorwärts oder rückwärts losgehen soll: Der Mokka hat immer etwas zu Piepen...
Die Sitze und das Platzangebot im Mokka überraschen positiv: Die Sitzposition ist angenehm, selbst auf langen Fahrten. Auch hinten sitzen selbst größere Passagiere mit ausreichend Bein- und Ellebogenfreiheit. Nach oben wird es irgendwann jenseits der 1,90 etwas knapp - aber wir sind ja auch in einem Mini-SUV unterwegs!
Fahrer und Beifahrer haben ausreichende Einstellmöglichkeiten, der Fahrer nicht nur horizontal, sondern auch in der Sitzhöhe. Einzig der Rückspiegel ist etwas unglücklich an der Frontscheibe angeschlagen: Größere Mokka-Piloten werden es mitunter schwierig finden, den idealen Sichtwinkel nach hinten zu finden, da der Spiegel schnell an seine Einstellgrenzen stösst und das sehr klein ausgefallene Heckfenster des Mokka die Sichtwinkel aus dem Heck heraus zusätzlich einschränkt. Kleine Passagiere (also Kinder unter 12 Jahren) werden im Mokka die recht tiefe Sitzposition auf der Rücksitzbank bemängeln, denn zusammen mit der ansteigenden Karosserielinie zum Heck hin sorgt das fafür, dass kleine Fondpassagiere kaum etwas von der Landschaft oder Stadt draussen sehen, sondern gegen die Innenverkleidung der Tür schauen. Größere Fondpassagiere müssen sich beim ersten Einsteigen an die tief in die Rücklehnen eingelassenen Kopfstützen gewöhnen, die zunächst hochgeschoben werden müssen, bevor man vernünftig sitzen kann. Nach dem Aussteigen ist der Fahrer gut beraten, vor Fahrtantritt diese Kopfstützen zunächst wieder in die Sitze zu versenken, da sonst der eh recht eingeschränkte Ausblick nach hinten durch den Rückspiegel quasi komplett verbaut wird.
Die Belüftung im Mokka ist etwas schwachbrüstig: Frischluftliebhaber werden ständig mit mindestens Gebläsestufe 3 (von 5) unterwegs sein müssen - bei mehr als 2 Fahrzeuginsassen oder gar feuchtem Außenwetter ist sehr schnell auch die Klimaanlage im Dauereinsatz gefordert, um das extrem schnelle Beschlagen der Scheiben im Mokka in den Griff zu bekommen. In den Wintermonaten fällt negativ auf, dass auch die Belüftung des Fussraumes unterdimensioniert ist: Bei Minusgraden bekommt oder behält man ungewöhnlich lang kalte Füße, wenn die im oberen Temperaturbereich schlecht dosierbare Heizung nicht auf Anschlag läuft.
Überhaupt hält das Belüftungskonzept des Mokka noch eine Denksportaufgabe für den Benutzer bereit: Die Verteilung der Luftströme wird nicht über manuelle Schieber, sondern mit drei vorgegebenen Tastern (also Druckknöpfen) Frontscheibe/Lüftungsgitter/Fußraum geregelt. Was nirgendwo in der Anleitung steht, ist eine versteckte Verküpfung des ersten Schaltknopfes mit der Start-Stop-Funktion des Motors: Wird nur Luftverteilung auf Frontscheibe gewählt (bei Regenwetter jetzt keine soooo selten gewünschte Funktion in unseren Breiten), schaltet die Start-Stop-Funktion des Motors komplett AUS... darauf muss Mokkafahrer/in jetzt erstmal kommen. Mir hat es nach 2 Wochen Ärgern über eine vermeintliche Fehlfunktion eines neuen Fahrzeuges einen völlig überflüssigen Werkstattbesuch eingebracht - und das mitleidige Lächeln meiner Opel-Händlerin "Typischer Bedienerfehler...!" Die offizielle Begründung lautete: Wenn nur die Frontscheibe beblasen wird, dann denkt die Motorelektronik, oh jetzt könnte gleich auch die Scheibendefrostfunktion aktviert werden - lieber vorsorglich mal Auto-Stop deaktivieren!!! Mann, was für eine schlaue Karre - schade nur, dass einem diese elektronische Fürsorge dann erst in Internetforen erklärt werden muss, denn eine real nachvollziehbare Begründung für diese Schaltung gibt es anscheinend nicht, und auch keinen entsprechenden Hinweis im mitgelieferten Bordhandbuch. Aber nun weiß ich es ja...
Noch ein paar Worte zum Kofferraum: Der fällt für seine Fahrzeugklasse eher klein aus. Für den täglichen Einkauf reicht es sicher noch, aber jenseits der 3 Bierkisten wird es dann schon eng. Klappt man die Rückbank um, was erfreulicher Weise OHNE Abbau der Kopfstützen der Rücksitze geht, bietet der Mokka nicht nur ordentlich Platz, sondern mit den solide gearbeiteten Rücksitzrückseiten eine anständige Ladefläche.
Im Alltagsbetrieb zeigt sich der Mokka als zuverlässiger Begleiter: Das Fahrwerk ist straff, aber nicht zu hart abgestimmt, die Lenkung angenehm direkt trotz Servounterstützung. Der Verbrauch liegt bei mir (Tagesfahrleistung 100 Km) konstant bei 6,0 Litern, was für die gebotenen Fahrleistungen durchaus akzeptabel ist. Angenehm für mich auf meinen langen Landstraßenabschnitten ist die Geschwindigkeitsregelanlage mit Tempomat und Tempolimiter, die leicht über Lenkradknöpfe zu bedienen sind und nicht auf irgendwelchen Hebeln sitzen. Die 6-Gang-Schaltung ist sehr exakt und hat kurze Schaltwege, was auch mal sportliches Fahren durchaus interessant macht. In meinem ersten Mokka-Jahr hat mich meine Werkstatt (bis auf den besagten überflüssigen Besuch) nur zum 1. Ölwechsel nach 25.000 KM und zum Radwechsel gesehen.
Mein Fazit:
Ich bin früher schon einen Allrad-Diesel gefahren (Golf Synchro Tdi) - der Mokka hat mich sofort überzeugt: Ich habe selten in einem Fahrzeug dieser Fahrzeugklasse so viel Spaß und gleichzeitig genügend Sicherheitsreserven gehabt wie in meiner "Kaffeebohne"! Dass mein Fahrzeug auch noch in Espressobraun-Metalic lackiert ist, komplettiert das Gesamtbild für mich in idealer Weise: Dieser Mokka bringt mich jeden Tag auf Touren ;-)