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Testbericht

22. Oktober 2007
Gotland/Schweden, 22. Oktober 2007 – "Oh ist der niedlich, sieht der schick aus, der ist ja wirklich gelungen." Wer so was sagt, steht nicht etwa vor dem Retro-Mobil Fiat 500, nein, demjenigen ist ein echter BMW ins Blickfeld gefahren: Das neue 1er Coupé erzeugt im Handumdrehen große Mengen Sympathie. Dabei ist der Kleine als 135i mit 306 PS unterwegs. Steckt unter seinem hübschen Kleid jetzt etwa ein bösartiger Giftzwerg?

Coupé or not Coupé? Der Wagen soll also ein Coupé sein. Neben dem 1er-Fünftürer, dem Dreitürer und dem fürs Frühjahr 2008 angekündigten Cabriolet kommt der Wagen auf jeden Fall als weitere Deklination des Themas 1er-BMW daher – und der X1 lugt ja ebenfalls schon vorsichtig unter seiner Decke hervor. BMW legt Wert darauf, dass das 1er-Coupé ein echter Erbe des legendären 2002 tii ist (die BMW-02-Modelle wurden von 1966 bis 1977 gebaut), der in den USA Kultstatus genießt. Und damit wären wir auch schon beim Punkt: Das 1er-Coupé wird das erste Modell des 1er sein, welches in den USA auf den Markt kommt. Das Steilheck der anderen Varianten mag man im Erfinderland des Kombis nicht. Und gemessen am 2002 tii ist das neue Coupé tatsächlich ein Coupé. Zwar hat der kleine Wagen einen stufenheckähnlichen Kofferraum, aber den hatte der 2002 tii halt auch.

Gegenüber den Brüdern eigenständig Was macht den Bayern so niedlich und schön? BMW schwärmt vom coupé-typischen langen Radstand, was irgendwie nicht stimmen kann, da die anderen 1er-Varianten mit genau dem gleichen Abstand der Achsen fertig werden müssen. Das gestrecktere Aussehen des Wagens kommt durch die 1,3 Zentimeter niedrigere Höhe, die etwas nach hinten gerutschte Fahrgastzelle und der deshalb verlängerten Motorhaube sowie der verglasten, stark geneigten B-Säule zustande. Zusammen mit dem kleinen Kofferraum-Heck sieht der Wagen aus wie ein fahrbares Modell größerer BMW-Limousinen. Insofern haben die Bayern Recht, wenn sie meinen, das 1er Coupé sei ein ganz eigenes Fahrzeug, welches sich deutlich von der restlichen 1er-Garde abhebt.

Im Segment einzigartig Wie steht das kleine Coupé nun da im Kanon des verbissen umkämpften Kompakt-Segments? Klare Antwort: einzigartig. Nicht nur, dass der Wagen Heckantrieb hat, auch sein Äußeres hatte bis jetzt noch keiner vor ihm. Mit seinem selbstbewussten Pelz geht er auf Jagd nach Marktanteilen. Die Opfer: Audi TT und Porsche Cayman. Und wenn sie jemals Wirklichkeit werden sollte, so wäre auch die erbärmliche, an chinesische Produkt-Piraterie erinnernde TT-Kopie-Studie Peugeot 308 RC Z fällig. Mit allen genannten kann es das bayerische Coupé optisch locker aufnehmen, wobei der Cayman natürlich noch etwas mehr Sportlichkeit verströmt.

Platz für vier? In die 1er-Limousine passen mit ein bisschen gutem Willen vier Leute. In den Audi TT nicht und in den Porsche Cayman schon gar nicht. Und ins Coupé mit seinem Kofferraum und seinem abfallendem Dach? Es geht. Zwei 1,85 Meter große Leute können sich hintereinander arrangieren. Zwar gibt es dann keinen Raum mehr, um die Beine noch großartig zu bewegen, aber es funktioniert. Der hinten Sitzende sollte aber nicht noch größer sein, weil ihm dann doch das niedrige Coupé-Dach sehr nahe rückt. Die Sitze sind ausgesprochen straff, vorne ist beim 135i Sportgestühl Serie. Die engen Seitenwangen warten auf rasante Kurvenfahrt, die Länge der Beinauflage lässt sich bei den Vordersitzen verstellen, was die Fahrt auch für sehr große Insassen stets bequem gestaltet.

Platz für Gepäck? Der obere Teil des Armaturenbretts wirkt kratzfest und hochwertig, der untere Teil im Bereich des Handschuhfachs kommt als harter Kunststoff daher. Für die Aufwertung des Innenraums hält die Aufpreisliste natürlich Lederausstattung, Edelstahlpedale und Pappelholz parat. Der pittoreske Kofferraum fasst immerhin 370 Liter Gepäck und lässt sich dank einer im Verhältnis 60:40 umlegbaren Fond-Rücklehne auf 815 Liter erweitern. Und ein Skisack wird serienmäßig eingenäht.

Die Mischung macht`s Der 135i bewegt sich serienmäßig auf einem M-Sportfahrwerk, welches den Wagen um 1,5 Zentimeter tiefer legt. Das in der Kompaktklasse einzigartige Heckantriebs-Konzept wird beim 1er noch mit einer idealen Gewichtsverteilung von 50:50 zwischen Vorder- und Hinterachse verfeinert. Außerdem ist die Spurweite der Hinterachse im Vergleich zu den anderen 1ern um zwei Zentimeter breiter, was dem Coupé zusätzlich Standsicherheit gibt. Ein Stabilisator kümmert sich um die Seitenneigung und das gesamte Fahrwerkskonzept soll auf Agilität ausgelegt sein. Außerdem wichtig: die neu entwickelte Mischbereifung für die serienmäßig anliegenden 18-Zoll-Leichtmetallräder. Gerade diese sollen einen ganz erheblichen Anteil am Grip- und Federungsverhalten des 135i haben.

In den Asphalt gerieben Wir wollen den Kleinen an seine Grenzen bringen. Auf dem Gotland-Ring geben wir Gas bis zum Anschlag, drehen den Motor aus und laden den nächsten Gang erst kurz vor dem roten Bereich nach. Zu keinem Zeitpunkt drehen die Reifen durch. Wir schießen in die Kurve, das Fahrzeug wankt kaum, quietscht kaum und zieht beinahe brav seine Bahn. Der kleine Kerl ist ein echter Sportsmann. Als es zu regnen anfängt, bricht uns in einer besonders fiesen Kurve sofort das Heck aus. Umgehend schlägt das ESP zu und hilft uns, wieder auf Kurs zu kommen. Schalten wir das ESP ab, was nur unter kontrollierten Bedingungen auf einer abgesperrten Strecke ratsam ist, greift ein weiteres System: Eine elektronisch gesteuerte Sperrfunktion des Differenzials kümmert sich um die Traktion. In engen Kurven wird das durchdrehende innere Rad solange abgebremst, bis es sich wieder optimal in den Asphalt reibt. Dem Vortrieb des 135i kommt dies zugute, ohne dass das Einlenkverhalten negativ beeinflusst wird.

Zwei gegen das Turboloch Unter der langen Haube unseres 1er-Coupés macht sich ein enormes Kraftwerk an die Arbeit: Der 3,0-Liter-Sechszylinder bringt unter Einsatz zweier Turbolader, eine kleine Turbine ist einer größeren vorgeschaltet, 306 PS auf die Piste. Dieselähnliche 400 Newtonmeter Drehmoment stehen von 1.300 bis 5.000 U/min bereit, die Kurbelwelle zu hetzen. Und das liebenswerte Coupé haut einfach ab. Die Gasannahme erfolgt vehement und der Wagen will nur noch fahren. Nach 5,3 Sekunden sind 100 km/h erreicht, bei 250 km/h wird elektronisch abgeregelt. Ein Turboloch gibt es einfach nicht.

Im Vergleich recht sparsam Im Schnitt wirbeln dabei im Vergleich zur Leistung moderat erscheinende 9,2 Liter Super Richtung Verbrennungsanlage. Allerdings bekommt der 135i als sportliches Spitzenmodell aller 1er nur einen kleinen Teil des von BMW so erfolgreich eingesetzten EfficientDynamics-Systems. Die Start-Stop-Automatik gibt es nur für Vierzylindermodelle mit Handschaltung und auch auf die verbrauchsoptimierte Servolenkung muss der Sechszylinder verzichten. Den größten Anteil am effizienten Fahren haben das leichte Vollaluminium-Kurbelgehäuse, die optimierte Benzin-Dirketeinspritzung ("High Precision Injection" – HPI) und die Bremsenergie-Rückgewinnung (Rekuperation).

Was kann die Konkurrenz? Was können nun die Motoren der anderen? Schwächer sind sie alle: Der Porsche Cayman S kommt mit seinen 295 PS noch nahe an den 135i heran, das Audi TT Coupé quattro 3.2 muss sich mit 250 PS begnügen. Audi und BMW sind bei 250 km/h abgeregelt, der Porsche erst bei 275 km/h – wer also mit seinem 1er-Coupé schneller sein möchte, muss sich an den Tuner seines Vertrauens zwecks Aufhebung der Begrenzung wenden. Der Spurt auf 100 km/h zeigt die Möglichkeiten des Bayern: 5,3 Sekunden stehen hier den 5,9 Sekunden des Audi und den 5,4 Sekunden des Porsche gegenüber. Das in Leipzig gebaute BMW-Coupé entlässt 220 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer in die Umwelt, der allradgetriebene TT ist mit 247 Gramm dabei und der Cayman S verklappt sogar 254 Gramm pro Kilometer. Als einziger im Bunde kommt der BMW mit Super aus, die anderen Beiden brauchen Super Plus.

Präzise Schaltung für die Stadt Die Sechsgangschaltung des 135i muss natürlich, wie es sich für einen Sportler gehört, von Hand bearbeitet werden. Die Schaltwege sind mittellang und die Stufen rasten präzise in die ihnen zugedachte Position. Aber bei einer echten Sportwagen-Schaltung können die Schaltwege ruhig kürzer ausfallen. Außerdem ist der dritte Gang weit gespreizt. Dies ist für den Stadtverkehr gut und trägt zur Alltagstauglichkeit des 1er Cabrios bei. Aber für den sportlichen Einsatz auf der Rennstrecke wäre eine kürzere Abstimmung nötig. Die meisten Kunden werden auf den ausgesprochen sportlichen Charakter ihres BMW-1er-Coupés Wert legen, ohne den Wagen je auf der Rennstrecke zu riskieren. Insofern hat BMW alles richtig gemacht.
Technische Daten
Antrieb:Heckantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:TwinTurbo-Reihen-Ottomotor
Hubraum:2.979
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:6
Leistung:225 kW (306 PS) bei UPM
Drehmoment:400 Nm bei 1.300 - 5.000 UPM
Preis
Neupreis: 38.950 € (Stand: Oktober 2007)
Fazit
Das BMW 135i Coupé ist optisch erstaunlich eigenständig, mit einem erstaunlich leistungsfähigen Triebwerk auf einem erstaunlich agilen Fahrwerk unterwegs. Zum Einstiegspreis von 38.950 Euro drängt es auf einen Markt, auf dem bisher der Porsche Cayman dem Audi TT Kunden abjagte.

Das TT-Coupé quattro 3.2 schlägt mit 40.950 Euro zu Buche, beim Cayman S werden mindestens 60.303 Euro aufgerufen. Das 1er Coupé ist mit der besten Leistung bei bester Alltagstauglichkeit und bestem CO2-Wert der Drei der hübsche aber knallharte neue Kämpfer und wird sich unweigerlich einen gehörigen Happen aus dem Marktkuchen beißen.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2007-10-22

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