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Testbericht

21. Juli 2015

Es ist wie immer, wenn eine neue Technologie kommt. Volkswagen sieht zu, vermeintlich tatenlos, wie sich die Wettbewerber die Hörner abstoßen, um dann als letzter ein passendes Produkt zu präsentieren. Doch statt mit der roten Laterne umherzufahren, setzen die Wolfsburger damit zum Überholspurt an und werden Segmentführer. Ein Effekt, der möglicherweise auch beim Thema Hybrid eintreten könnte, wo Erzrivale Toyota seit Jahren unangefochten auf Platz eins rangiert. Das passende Mobil der Wolfsburger dazu: Der Passat GTE.

LED-Scheinwerfer sind Serie im Passat GTE.

Vergleichbares Konzept, ohne Vergleich
Mit dem Golf GTE hat der VW bereits ein Modell der Plug-In Gattung im Programm. Plug-In steht vereinfacht gesagt für Auto mit Stecker und besagt nichts anderes, als dass der im Fahrzeug verbaute Akku nicht nur während der Fahrt mit dem Verbrenner, sondern auch mit einem Kabel nachgeladen werden kann. Eine Fähigkeit, die auch der mit der nahezu identischen Technik bestückte Passat GTE besitzt, den die VW-ler nun als zweites Hybridfahrzeug auf den Markt bringen. Doch anders als bei Toyota setzt VW das Thema Hybrid nicht in die lahme Öko-Nische, sondern versucht, bereits durch die dynamische Modellbezeichnung dem Hybrid eine sportliche Note zu verleihen – der GTI für die Umweltfraktion also. 

Für Technikfreaks steht eine App zur Überwachung der Passat GTE Systeme bereit.

Ein Versprechen, das der Passat GTE auf dem Papier einhält. Mit einer Systemleistung von 218 PS (156 PS Benziner, 115 PS Elektromotor) gibt er Zweiflern keine Chance. Beteiligt an dem Ergebnis ist neben dem 1,4 Liter TSI Benzinmotor im Bug auch der zwischen Motor und Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe untergebrachte Elektromotor, der es auf stolze 85 KW bringt. Er wird gespeist von einer Lithium-Ionen–Hochvoltbatterie im Heck, die in Verbindung mit einem intelligenten Energiemanagement die elektrische Energieversorgung sicherstellt. Soweit keine Innovation, denn dieses Prinzip haben auch andere Hybride, wenngleich die Kombination mit einem Doppelkupplungsgetriebe schon die Vermutung aufkommen lässt, dass hier eher der dynamische Kunde bedient werden soll.

Im freien Spiel der Kräfte
Und richtig, der Passat GTE zeigt bereits auf den ersten Metern, wohin die Reise geht. Statt wie andere Hybrid Fahrzeuge mit hoher Drehzahl und ein wenig kraftlos die Fuhre mühsam anzuschieben, stemmt sich der VW-Antrieb mächtig gegen die rund 1,7 Tonnen Leergewicht des Passat. Wer will, ist binnen 7,6 Sekunden auf 100 km/h und wenn die Bahn frei ist, rennt der Wolfsburger immerhin 225 km/h. Dabei regelt die Elektronik das Miteinander der beiden Antriebe so perfekt, dass außer dem etwas plärrenden Vierzylinder Sound beim Ausdrehen eigentlich kaum etwas von der komplexen Antriebstechnik bemerkt wird. Als besonderes Bonbon gibt es noch eine Boost-Funktion, die vor allem auf der Autobahn richtig Spaß macht. Wann immer der VW von hinten bedrängt wird, entschwindet der eilige Passat auf Nimmerwidersehen nach dem Aktivieren der letzten Reserven. Wer so viel Sport fordert, darf sich allerdings nicht wundern, dass der Passat GTE zum Säufer wird. Der Verbrauch steigt bei freudiger Nutzung des Temperaments jedenfalls deutlich an. Wer dagegen der Versuchung der immer wieder begeisternden Beschleunigung widerstehen kann und sich zügelt, erlebt den Passat als sanften Schieber mit grünem Gewissen.

Elektrisch fahren – lautlos und emissionslos
Das lässt sich am ehesten im Stadtverkehr ausprobieren. Durch Druck auf den Schalter E-Mode hat der Benziner Pause und der Kollege Elektro übernimmt. Der Passat wird so zum lautlosen Gleiter. Ideal für Umweltzonen oder einfach nur für die entspannte Stadtfahrt, denn auch wenn der Benziner durchaus kultiviert ist, so ruhig wie der Elektromotor läuft er dann doch nicht. Nach rund 50 Kilometern ist dann allerdings Schluss mit der Ruhe; dann springt automatisch der Verbrenner an und lädt nach. Oder der Passat Fahrer steuert eine geeignete Lademöglichkeit an. Die kann entweder aus einer 230 Volt Steckdose oder aus einer Wallbox bestehen, mit der der Akku mal langsam (Haushaltssteckdose 4:15 h), mal zügig (Walbox Ladezeit 2:15 h) aufgeladen werden kann.

Die Ladedose liegt hinter dem Kühlergrill.

Das integrierte Ladegerät des Passat ist jedenfalls auf alle Anforderrungen vorbereitet. Damit das mit dem Laden auch gut klappt, hat VW sich allerlei ausgedacht. So kann der Ladezustand des Akkus über das Handy abgelesen werden, die Ladezeit sowie die Innenraumklimatisierung genau gesteuert werden oder aber die nächst gelegene Ladesäule ausfindig gemacht und via Navigation angefahren werden. Ärgerlich nur, dass VW es versäumt hat, die Problematik des Kabels anzugehen. Kaum ein Passat Fahrer wird vermutlich Lust auf die Nutzung des Energiespenders haben, wenn er es im Regen ein– und ausrollen soll und sich dabei zwangsläufig die Kleidung beschmutzt. Eine integrierte Aufrollvorrichtung wäre eine Lösung gewesen, doch die hat der Passat leider nicht. Noch besser wäre allerdings die Möglichkeit, das derzeit noch nicht flächendeckend verfügbare Induktivladen nachzurüsten. Das würde dem Fahrer das Hantieren mit Kabel und Ladesäule ersparen und die Akzeptanz des Hybriden sicher noch einmal steigern.

Sparsam ja, sparen nein
Doch so sparsam man mit dem Passat GTE auch unterwegs sein kann (Reichweite bei einem vollen Akku und Tank rund 1.114 Kilometer), so teuer ist der Hybrid VW in der Anschaffung. Die umfangreiche Technikausstattung fordert ihren Tribut beim VW-Händler und zwar in Form von mindestens 44.250 Euro für die Limousine und 45.250 für den Variant. Ein paar Zutaten aus der reichhaltigen Aufpreisliste später sind die 50.000 Euro dann erreicht, bei etwas Luxus kratzt man gar an der 60.000 Euro Marke. Die Frage nach dem wirtschaftlichen Sinn des Autos darf vor diesem Hintergrund gestellt werden, doch die Antwort fällt kurz aus: Es gibt keinen, denn ein vergleichbarer Passat mit herkömmlichem Antrieb (210 PS Benziner) kostet rund 10.000 Euro weniger und gilt im Alltag auch nicht gerade als hemmungsloser Säufer. Letztlich bezahlt der Hybrid-Kunde so den Innovationsschub; ob und wie viele das letztendlich bereit sind zu unterstützen, bleibt abzuwarten. Das Verkaufsergebnis für den Passat GTE wird jedenfalls am Ende des ersten Verkaufsjahres mit Spannung erwartet. Nicht nur von Volkswagen.

Fazit
Zum Sparen eignet sich der Passat GTE nur bedingt. Zu hoch ist sein Anschaffungspreis. Als Innovationsträger macht er aber deutlich, wie ein perfekter Hybridantrieb funktionieren muss. Die vielen App-Anwendungen
erhöhen den Reiz und machen den GTE zum schönsten Männerspielzeug des Jahres.

Pro: Hochwertige Verarbeitung, gutes Raumangebot, sorgfältig adaptierte Hybridtechnik, gute Fahrleistungen, zahlreiche Individualisierungsmöglichkeiten.
Contra: Hoher Preis, nur zwei Jahre Garantie, umständlich Handhabe des Ladekabels, teilweise hohe Aufpreise für Sonderausstattungen.

Technische Daten Volkswagen Passat GTE

Länge/Breite/Höhe 4.767/1.832/1.456 m
Radstand 2,79 m
Wendekreis ca.11,4 m
Leergewicht ab 1.735 kg
Zuladung 590 kg
Anhängelast (ungebremst) 750 kg
Kofferraumvolumen  586-1.152 l
Tankinhalt 50 l

Passat GTE

1,4 TSI Plug-In-Hybrid:Systemleistung 160 kw/218 PS, max. Drehmoment 400 Nm.–100 km/h in 7,4 s, Spitze 225 km/h;
Verbrauch 1,6 l S/100 km, CO2-Ausstoß (Werksangabe) 39-37 g/km; ab € 44.2500,- (Limousine).

 

Testwertung
4.0 von 5
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