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Testbericht

6. Juli 2016

Skodje (Norwegen), 7. Juli 2016

Unter dem eisgrauen Himmel Norwegens fallen die kahlen, schneebedeckten Berge steil ab, sie tauchen ihren Fuß in einen dunklen Fjord, und der Wind bläst sogar im Juli noch kalt: Klimatisch ist die Gegend um Skodje (rund 200 Kilometer nördlich von Bergen gelegen) ideal für die erste Fahrpräsentation des neuen Kodiaq, denn der Name spielt auf einen in Alaska lebenden Bären an. Obwohl man von Deutschland aus locker fünf Stunden für die Anreise braucht, war Skoda-Chef Bernhard Maier angereist, um das SUV zu enthüllen. Das Anfang 2017 startende Auto ist also wichtig - so wichtig, dass Maier sich sogar einmal interessant verspricht und "Skodiaq" sagt. Wir haben uns die enthüllte Version genau angesehen und schon eine getarnte Variante getestet.

Optisch keine Überraschung
Als unter dem bunten Tuch ein dunkelgrauer Kodiaq zum Vorschein kommt, ist schnell klar: Das Serienauto sieht nicht viel anders aus als die beim Genfer Autosalon 2016 gezeigte Studie. Es ist mit 4,70 Meter genauso lang, und optisch sehr ähnlich. Gut, die hellgrüne Studie hatte schwarze Pianolack-Leisten am unteren Karosserierand, bei der enthüllten Version sind sie unlackiert, und die Chromstrebe in der Frontschürze fehlt beim vorgestellten Kodiaq. Aber auch die als Studie gezeigte Optik wird später als sportlichere Variante Wirklichkeit, wie mir Skoda-Chefdesigner Jozef Kaban verrät. Er spricht auch von einer offroadlastigeren Scout-Version.

Die dickste MQB-Orgelpfeife
Der Wagen wirkt sehr massig, vor allem im Vergleich zu den anderen Konzern-SUVs, die ebenfalls auf dem Modularen Querbaukasten (MQB) beruhen, wie der Audi Q2, der Seat Ateca und der VW Tiguan. Der Kodiaq ist der größte in dieser Orgelpfeifen-Reihe, er hat einen rund zehn Zentimeter längeren Radstand als der Tiguan und ist über 20 Zentimeter länger. Skoda bleibt damit seiner Markenphilosophie treu, in einer Klasse immer etwas mehr Platz zu bieten als die anderen Konzernmarken.


In puncto Kofferraum unschlagbar

So hat der Kodiaq auch den größten Kofferraum seiner Kategorie. Die fünfsitzige Version - daneben gibt es auch einen Siebensitzer - bietet 720 bis 2.065 Liter Stauvolumen. Beim Siebensitzer bleiben selbst mit vollständiger Bestuhlung noch 270 Liter - rund 20 Liter mehr als bei einem Citigo. Ähnlich wie beim Tiguan lässt sich beim Kodiaq die zweite Reihe um 18 Zentimeter längs verschieben. Ist sie ganz zurückgeschoben, kann man hinten leicht die Beine übereinander schlagen. Allerdings bleibt dann kein Platz mehr in der dritten Reihe. Die Kopffreiheit ist dagegen auch auf den billigsten Plätzen stets gut.

Türkantenschützer und "Schlafkopfstützen"
Verblüffend sind einige Details, die sich die "Simply clever"-Designer haben einfallen lassen. Neu sind zum Beispiel die Türkantenschützer. Das Prinzip ist von Ford bekannt: Beim Öffnen der vorderen und hinteren Türen legen sich etwa 15 Zentimeter lange Hartplastikleisten automatisch um die Kanten und verhindern so Kratzer beim Ein- und Aussteigen. Beim Schließen der Türen werden die Teile wieder unsichtbar. Dahinter steckt eine simple Bowdenzug-Mechanik. Eine weitere Idee sind die sogenannten Schlafkopfstützen für die Fondsitze: Man kann kleine Polsterteile links und rechts aus der Stütze herausklappen, so dass der Kopf beim Einnicken nicht an die C-Säule knallt oder auf die Brust fällt, sondern weich angelegt werden kann - das klappt prima.

Skoda Connect: Beeindruckendes Angebot
Was Skoda auch sehr wichtig ist, ist das Thema Konnektivität, das die Tschechen beim Kodiaq zum ersten Mal so richtig ausrollen. Dazu gehört eine Notruffunktion: In Griffweite des Fahrers gibt es am Dach drei Knöpfe, mit denen man sich über ein Callcenter Informationen zur Fahrzeugbedienung holen, den Kontakt zur Werkstatt herstellen oder einen Unfall melden kann. Für diese Funktionen hat der Kodiaq eine "embedded SIM" im Auto integriert. Für die Infotainmentfunktionen kann man entweder einen Internet-Stick nutzen, oder einen SIM-Karten-Slot im Handschuhfach. Dazu empfiehlt sich ein Dual-SIM-Vertrag, damit man die Karte nicht jedes Mal aus dem Handy nehmen muss. Die Onlinedienste des Top-Navis "Columbus" umfassen zum Beispiel die Tankstellen-Suche (mit Spritpreisen) oder Echtzeit-Stauinfos. Skoda hat auch eine App programmiert, mit der man nicht nur Fahrzeugstandort, Tankfüllstand oder Schließzustand abrufen kann. Per Smartphone kann man auch schon ein Navi-Ziel festlegen und es ans Auto senden. Wenn man einen Termin in den Handy-Kalender eingetragen hat, empfiehlt das System bei Staus, ein wenig früher abzufahren.
 
Goodies für den Anhängerbetrieb
Da der Kodiaq Anhänger bis zu 2,5 Tonnen an den Haken nehmen kann, gibt es optional eine elektrisch entriegelbare Anhängerkupplung: Drückt man eine Taste im Kofferraum, kommt der Haken unter dem Stoßfänger zum Vorschein, und man muss ihn nur noch mit dem Fuß in Position schieben und arretieren. Auch der vom Tiguan bekannte Trailer Assist zum Rückwärts-Rangieren mit Anhänger ist verfügbar: Man stellt die Kurvenrichtung (links oder rechts) mit dem Spiegel-Verstellknopf ein, das System übernimmt die Lenkarbeit. Die Kofferraumklappe lässt sich optional nun auch per Fußgeste schließen, nicht nur öffnen wie beim Superb Combi.

22 Fahrassistenten
Die Fahrassistenzsysteme sind im Wesentlichen von anderen Konzernfahrzeugen bekannt. Das Angebot reicht vom erwähnten Trailer Assist über das Rundumsicht-System Area View bis zum Antikollisionshelfer Front Assist mit City-Notbremssystem sowie Fußgängererkennung. Auch den Querverkehrsassistenten, einen Abstandstempomaten, den aktiven Spurhalte- und den Totwinkelassistenten kann man bestellen. Neu für uns war die Rangierbremsfunktion: Der Kodiaq bremst zum Beispiel beim Rückwärtseinparken automatisch, wenn er ein Hindernis erkennt.

Cockpit: Noch ziemlich geheim
Praktisch auch: Die Frontscheibe ist beheizbar, aber man sieht keine Heizdrähtchen, sondern Skoda nutzt eine völlig transparente Plastikfolie. Damit sind wir beim Cockpit. Es ist noch so geheim, dass ich es nicht fotografieren durfte, aber zumindest beschreiben kann ich es: Der Fahrer schaut auf zwei ganz normale Rundinstrumente mit Display dazwischen. Die schicke Displaylösung des Konzerns (Active Info Display alias Virtual Cockpit) dürfte jedoch später kommen, lässt man durchblicken. Der Monitor in der Mitte des Armaturenbretts sieht bei flüchtigem Blick zuerst riesig aus. Das haben die Designer gut gemacht, denn er hat nur 8,0 Zoll Diagonale, der Rest geht auf das Konto von schwarzen Glasteilen links und rechts, die die Bedienfelder enthalten. Vor dem Beifahrer gibt es eine große, nahezu rechteckige Zierblende, die bei dem enthüllten Auto in unscheinbarem grauschwarzem Plastik gehalten ist. Es soll aber auch Alu und Holz geben, sagt mir Kaban - in den Sportversionen sogar Carbon.
 
Einfacher Moduswahlknopf statt Drehrad
In der Mittelkonsole gibt es neben dem eher klobig aussehenden Getriebewahlhebel einen Knopf für die elektrische Parkbremse. Das vom Seat Ateca und VW Tiguan her bekannte Modus-Drehrad fehlt. Stattdessen gibt es einen einfachen Knopf, der weniger hermacht, aber den gleichen Zweck erfüllt: die Einstellung von Lenkung, Gaspedal, DSG-Schaltpunkten und adaptiven Dämpfern. Richtig gelesen: Anders als beim Seat Ateca wird hier auch die regelbare DCC-Dämpfung angeboten. Die Allradversionen haben zudem einen Offroad-Schalter, mit dem man den Kodiaq bis Tempo 30 auf Geländebetrieb abstimmen kann - das betrifft neben DCC auch ABS, ESP und mehr. Wo wir schon beim Thema Gelände sind: Der Kodiaq bietet 19 Zentimeter Bodenfreiheit, die Böschungswinkel und der Rampenwinkel liegen um die 20 Grad.

Fahrwerk noch nicht optimal
Am nächsten Tag ist dann Zeit für eine kurze Probefahrt. In schnellen Kurven hält sich mein Nebenmann Jozef Kaban schon mal mit den Händen fest: Der 1,68 Meter hohe Kodiaq wankt nun mal stärker als ein Kombi, und auch die Sitze geben für eine stürmische Fahrweise zu wenig Seitenhalt. Sonst fällt noch auf, wie schnell der Straßenbär bei kleinen Schlenkern ins Schwimmen kommt: Ruckelt man bei 80 bis 100 km/h ein paarmal am Lenkrad, macht das der Kodiaq undefinierte Bewegungen - sogar im Sport-Modus. Als ich Chefentwickler Christian Strube drauf anspreche, meint er: "Wir wollten das Auto etwas komfortabler auslegen als den Octavia. Aber das müssen wir uns noch mal ansehen." Für die Endabstimmung ist ja noch Zeit, bis zur Markteinführung Anfang 2017 bleibt ein halbes Jahr.

Zum Start fünf Motoren
Den bekannten 190-PS-Diesel kann ich auf den ebenen, kurvigen Teststrecken nicht ausreizen. Er ist einer von fünf Motoren, die ab Marktstart Anfang 2017 verfügbar sind. Die beiden 2.0 TDI leisten 150 und 190 PS, auf der TSI-Seite stehen der 1.4 TSI mit 125 PS oder 150 PS sowie ein 180 PS starker 2.0 TSI mit Atkinson-Brennverfahren. Später kommen noch ein 115 PS starker 2.0 TDI und ein Plug-in-Hybrid (frühestens 2019, nach einer entsprechenden Superb-Version) sowie ein reines Elektromodell hinzu. Der Schwerpunkt der Verkäufe soll bei den beiden starken Dieseln und dem 150-PS-TSI liegen. Die TSI-Einstiegsversion wird ausschließlich mit Frontantrieb und manuellem Getriebe angeboten, die Topversionen auf Benziner- und Dieselseite ausschließlich mit Allradantrieb und Doppelkupplungsgetriebe. Der Rest - also der 150-PS-TSI und der 150-PS-TDI wahlweise mit beidem.
 
Ab etwa 25.000 Euro
Wegen der Masse und des hohen Windwiderstands des Kodiaq erhalten sämtliche Diesel eine SCR-Abgasreinigung. Das heißt, man wird mehrmals im Jahr das Additiv Adblue nachfüllen müssen. Der Basispreis für den Kodiaq soll bei rund 25.000 Euro liegen. Das ist günstig und bewegt sich etwa auf dem Niveau von Konkurrenten wie Hyundai Santa Fe, Kia Sorento, Nissan X-Trail oder Mitsubishi Outlander. Skoda hofft laut Markenchef Maier, bei den Verkaufszahlen in Deutschland in die Nähe des bisherigen Topmodells Superb vorzustoßen. Das wären rund 15.000 Stück. Mehr Exemplare werden wohl nach China gehen, denn das Reich der Mitte ist mittlerweile Skodas größter Einzelmarkt - von den weltweit rund 100.000 Yeti fährt rund ein Drittel auf chinesischen Straßen. Dort soll es auch eine Coupé-Version des Kodiaq geben und eine abgespeckte Version des neuen Yeti, der bei uns im Jahr 2017 startet. Außerdem denkt man bei Skoda über ein Crossover-Fahrzeug unterhalb des Yeti nach.
Fazit

SUVs gibt es längst in jeder denkbaren Größe, für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel. Wer auf Hightech wie Matrix-LED-Scheinwerfer oder Head-up-Display verzichten kann, darf beim Skoda Kodiaq zugreifen. Die Motoren bieten den anerkannt hohen Standard des Konzerns. An die Adblue-Nachfüllarbeiten bei Dieselmodellen muss man sich wohl bei größeren Autos generell gewöhnen. Schwächen beim Fahrwerk bügelt Skoda hoffentlich noch aus. Was Lackfarben und Cockpitausstattung angeht, glauben wir dem Hersteller, dass es auch lebendigere Versionen als mit dunkelgrauem Lack und grauschwarzen Cockpit-Leisten geben wird. Kaufentscheidend beim Kodiaq werden neben dem günstigen Preis der großzügige Innenraum und die hohe Variabilität sein - hier ist das Auto Klassenprimus. + sehr viel Kofferraum, hohe Variabilität innen, niedriger Basispreis - noch Schwächen beim Fahrwerk

Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2016-07-06

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