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Testbericht

Marcel Sommer, 28. Juni 2016
Vor rund 80 Jahren kam der Urvater der heutigen Stahldach-Cabriolets auf den Markt. Die Fahrt im Peugeot 402 Eclipse wird nicht nur während der Fußballweltmeisterschaft zu einer Zeitreise durch ganz Frankreich.

Was für ein Moment. Die beiden klobigen Schrauben, die an den Halsschmuck von Frankensteins Monster erinnern, werden entfernt. Die gewaltige Heckklappe öffnet sich. Ein äußerst großvolumiger Raum wird freigelegt. Jetzt nur noch zwei Stäbe justieren, ein paar Verankerungen innen lösen und hinein mit dem schweren, schwarzen Ungetüm. Die Verwandlung eines Peugeot 402 Eclipse von einem geschlossenen Coupe mit einem vermeintlich festen schwarzen Stahldach hin zu einem schicken Cabriolet ist äußerst sehenswert. Der Eclipse ist das weltweit erste in größerer Stückzahl gebaute Fahrzeug in Cabrio- beziehungsweise Coupe-Form mit einem im Kofferraum versenkbaren, einteiligen Stahldach. Sozusagen der Vorfahr von VW Eos, Mercedes SLK und Co. Von dem in vielen verschiedenen Formen Mitte der dreißiger Jahre auf den Markt rollenden 402 Eclipse sind genau 324 als Fünfsitzer mit manuellem Dach produziert worden. Die Rede ist auch vom E4Y auf Basis des 5,19 Meter langen 402 L.

Zu verdanken haben die späteren Nutznießer diese Technik dem französischen Zahnarzt und Hobbydesigner Georges Paulin. Schon beim Vorgänger des 402, mit den aus aerodynamischen Gründen hinter dem Kühlergrill verborgenen Frontscheinwerfern, dem 301, kam ihm der Gedanke Coupe und Cabriolet zu vereinen. Gemeinsam mit dem Karosseriebauer Marcel Pourtout und dem Peugeothändler Emile Darl Mat wurde ein Peugeot 301 Cabrio-Coupe entwickelt. 1933 feierte das Ergebnis der drei Tüftler seine Premiere auf dem Pariser Automobil-Salon. Von dem Prototypen ganz angetan, ließ Peugeot im eigenen Karosseriebetrieb La Garenne-Colombe auf Basis des 401 und 601 ein eigenes Stahl-Cabrio-Coupe entwickeln. Zwei Jahre später feierte auch dieses Modell seine Premiere in der Stadt der Liebe.

Wer es beim Peugeot 402 Eclipse ausschließlich mit Liebe versucht, wird allerdings weder das Verdeck bedienen, noch den ganzen Wagen fahren können. Denn das bedeutet Arbeit. Wird die Stahlkapuze noch mit zwei Personen in seinen temporären Unterschlupf verbannt, gelingt das Fahren zwar auch allein. Doch von einer komfortablen Ausfahrt können anschließend nur noch die bis zu vier Passagiere schwärmen, die durch die beiden gegenläufig öffnenden Türen die gut gepolsterten Ledersitze geentert haben. Trotz seines 3,30 Meter langen Radstandes fällt die Beinfreiheit im Fond ziemlich bescheiden aus. Wird dort allein gethront, darf sich aufgrund fehlender Anschnallgurte gemütlich breit gemacht werden. Ansonsten gilt: Der beste Platz im Auto ist definitiv der Beifahrersitz.

Der Fahrer freut sich derweil schon nach wenigen Kilometern darauf, den 2,0 Liter großen Reihenvierzylinder wieder zum Schweigen zu bringen. Sowohl das stehende Bremspedal, als auch das wenig Spiel aufweisenden aber dafür umso dünnere Kunststofflenkrad zur Bedienung der Schneckenlenkung fordern eine ordentliche Partie körperlichen Einsatzes. Schon der Anlassvorgang erinnert eher an den eines Flugzeugstarts. Zündungsknopf reindrücken, den Starterknopf rechts daneben ziehen und beim Starten etwas Gas geben. Das unsynchronisierte Dreiganggetriebe mit Pistolenschaltung lässt sich hingegen simpler bedienen, als es im ersten Moment scheint.

Auf den ersten Metern zeigt sich bereits, dass der wassergekühlte Vergasermotor nicht zur sportlichen Kurvenhatz entwickelt wurde. Seine 58 PS schieben den 1.439 Kilogramm schweren Wagen lautstark aber sehr gemütlich über die angetriebenen und zugleich hinter aerodynamischen Abdeckungen verborgenen Hinterräder nach vorn. Die zentrale Querfeder vorn und die blattgefederte Starrachse hinten runden das komfortable Fahrgefühl ab. Gleichzeitig verhält sich seine Karosserie schon in leichten Kurven wie ein Segelboot im Sturm. Die Wankneigung ist von außen durchaus sehenswert. An Bord wird sich in Gedanken schon mit dem Besetzen der Beiboote beschäftigt. Der perfekte Einsatzort für den Peugeot 402 Eclipse wäre wahrscheinlich eine nie enden wollende, geradeaus verlaufende Allee mit einer Tempobeschränkung auf 50 Kilometer pro Stunde. Dass er sogar Tempo 110 schafft, will nahezu niemand tatsächlich erfahren.

Ein weiterer Vorteil eines gemütlichen Dahingleitens ist die Tatsache, dass das kleine Bremspedal eine ebenso kleine Bremswirkung aufweist. Wie bei jedem Oldtimer heißt es daher besonders beim Peugeot 402 Eclipse, vorausschauend und mit gehörigem Abstand zum Vordermann fahren. Sonst endet das in den französischen Nationalfarben erstrahlende 402 in der Front dann doch irgendwann einmal im Heck eines anderen Fahrzeugs. Der Schaden wäre ähnlich hoch wie schon zu seiner Markteinführung. Der damalige Preis in Höhe von 34.000 Französischen Franc entspricht einem heutigen Wert von rund 150.000 Euro. Ein Wert, den die restlichen 35 bekannten Peugeot 402 Eclipse, sollten sie überhaupt einmal auf dem freien Markt angeboten werden, durchaus erzielen könnten.

Quelle: Autoplenum, 2016-06-28

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