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Testbericht

Stefan Grundhoff, 17. Februar 2015
Lotus hat bei seinen Anhängern in den vergangenen Jahren mehr für Verwirrung denn für Begeisterung gesorgt. Nach Produktionsstopp und der Freisetzung von Mitarbeitern machen die Briten nunmehr mit einer Auffrischung des Evora von sich reden.

So recht weiß keiner, wohin es mit Lotus gehen soll. Nachdem die Briten auf dem Pariser Automobilsalon 2010 mit fünf neuen Modellen ebenso kurzzeitig wie eindrucksvoll den Sportwagenaufstand geprobt hatten, waren sie danach beinahe spurlos im Erdboden versunken. Seither jonglierte die Traditionsmarke mit und ohne den einst gefeierten Messias Dany Bahar am Abgrund oder knapp darüber hinaus. Aus den mehr als ambitionierten Plänen mit einem komplett neuen Portfolio aus Lotus Exige, Elite, Eterne, Esprit und Elise war nichts außer heißer Luft geblieben und auch die wirren Phantasien von Elektro-und Hybridboliden waren über Nacht verschluckt. Der fade Beigeschmack blieb, dass die malaysisch-britische Braut allein hübsch gemacht werden sollte für einen finanzstarken Investor; bevorzugt aus China. Doch niemand kam und so blieb Lotus eine hundert prozentige Tochter von Proton.

Doch das Aushängeschild Dany Bahar wischte die jähe Kritik seinerzeit mit einem lässigen Handstreich fort und pochte mehr denn je auf die exponierten Pläne. "Kein Stein werde bei Lotus auf dem anderen bleiben", so Dany Bahar, der 2009 von Ferrari zu Lotus gewechselt war. Aus den kaum mehr als 2.000 verkauften Modellen sollten in einem ersten Schritt 10.000 weltweite Lotus-Verkäufe werden. Porsche, Aston Martin und Co. kamen zumindest ein Wochenende ins Grübeln. Die mäßig beschäftigten 1.200 Mitarbeiter im Werk Hethel bei Norwich sollten nach der 2010er-Planung zusammen mit der Produktausweitung verdoppelt werden. Letztlich ging es komplett in die entgegengesetzte Richtung. Mitarbeiter wurden frei gesetzt und viele Verantwortliche quittierten ängstlich selbst den Dienst und retteten sich zur Konkurrenz.

Nach langer Durststrecke gibt es im ausklingenden Winter 2015 wieder einmal ein Lebenszeichen von den Nachfahren des 1982 verstorbenen Colin Chapman. Das Aufflackern ist kein lautstarkes Tönen in der bewegten Autobranche, sondern ein leises Klingeln getreu dem Motto "wir sind auch noch da". Denn der in die Jahre gekommene Lotus Evora, auf verlorenem Posten gegen die finanzstarke Sportwagenkonkurrenz aus Europa, bekommt eine Leistungsspritze und ein paar optische wie technische Dreingaben zum Modelljahr 2016. Das 3,5 Liter große Toyota-Triebwerk erstarkte von 350 auf 400 PS und 410 Nm maximales Drehmoment. Gleichzeitig soll der Evora 400 um 22 Kilogramm abgespeckt haben, was der Fahrdynamik entsprechende Flügel verleihen soll. Den Imagespurt 0 auf Tempo 100 erledigt der Brite in 4,2 Sekunden. Die in Aussicht gestellt Höchstgeschwindigkeit: 300 km/h. "Der Maßstab für alle Lotus-Modelle ist eine Benchmark in Handling und Schnelligkeit zu sein", so der Markenchef Jean-Marc Gales, ehemals PSA-Direktor, "wir planen einige weitere Derivate von unserem Kernmodell Evora für die nächsten Jahre."

Die Entwicklung der seinerzeit proklamierten neuen Modelle scheint infolge der Finanzschwäche weitgehend eingeschlafen. Ambitionierte Zukunftstriebwerke mit vier, sechs sowie acht Zylindern und einem Leistungsspektrum von 320 bis 650 PS blieben bis heute ebenso lasziv säuselnde Zukunftsmusik wie die Implementierung von Allrad- oder Hybridmodulen. Bereits seit eineinhalb Jahren sollten die frischen Lotus-Modelle an sich auf den Straßen unterwegs sein und dabei insbesondere die Sportler von Porsche, Audi, Mercedes oder Lamborghini ärgern. Jetzt kommt im Sommer erst einmal der nachgeschärfte Lotus Evora 400. Preis: genauso unbekannt wie Zukunft der Briten. Immerhin verbesserten sich die Verkaufszahlen in den vergangenen zehn Monaten um 50 Prozent und das Händlernetz soll sich nach Aussagen von Jean-Marc Gales von 168 auf 200 bis Ende des Jahres erhöhen.

Quelle: Autoplenum, 2015-02-17

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