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Testbericht

Jürgen Wolff, 5. November 2010
Lotus hat den Evora nachgeschärft: Mehr Kraft, mehr Klang - und ein kleiner Knopf für den Sport-Modus. Wer ihn drückt, verkauft seine Seele zwar nicht an den Teufel, ist aber deutlich suchtgefährdet.

"Fortschreitende Entwicklung; stammesgeschichtliche Entwicklung der Lebewesen von niederen zu höheren Formen" - so definiert der Duden kurz und knapp den Begriff "Evolution". Und einen kräftigen Evolutionssprung hat Lotus nun dem Evora verpasst. Schon der aktuellen Version des Alltagsrenners konnte man nicht gerade Verschmustheit vorwerfen. Eine Optik, wie sie sich für einen britischen Straßensportler gehört, 280 PS aus dem V6-Motor zwischen Hinterachse und Rückenlehne, kaum mehr als fünf Sekunden für den Spurt von 0 auf 100 km/h und eine Höchstgeschwindigkeit von 261 km/h - langweilig ist anders. Aber mit dem Evora S zeigt Lotus, dass es sehr wohl noch eine Entwicklungsstufe nach oben gibt.

Dabei ist der mit dem "S" am Heck optisch kaum vom normalen Evora zu unterscheiden. Der üppige schwarze Diffusor unten am Heck, schwarz lackierte Außenspiegel - das war's erst einmal. Die neuen Felgen gibt es gegen Aufpreis auch für den bisherigen Evora. Innen scheint sich ebenfalls nicht viel getan zu haben: Der Einstieg über den breiten Türschweller war auch bislang nicht so akrobatisch wie bei der Elise mit ihrer Einstiegsluke. Der Evora bringt mehr Komfort mit: Leder und Aluminium rundum, ordentlich verarbeitet, verstellbare Lehnen an den griffigen Sportsitzen, optionale Sitzheizung und Rückfahrkamera, die Andeutung von Notsitzen in der zweiten Reihe, auf denen man dann doch allenfalls das Gepäck los wird, das nicht mehr in die mickrigen 160 Liter Kofferraum passt. Das Navigationssystem von Alpine gehört nicht gerade zu den Glanzstücken an intuitiver Benutzerfreundlichkeit. Die zum Teil verdeckte Anordnung und schlechte Lesbarkeit der Bedienknöpfe sind nicht gerade preisverdächtig.

Wo also sind die evolutionären Gene? Eine Drehung des Zündschlüssels lockt sie erstmals hervor. Sie machen sich zuerst im Gehörgang bemerkbar - am besten, wenn man die Tür noch ein wenig offen lässt. Der Motor klingt kerniger und aggressiver. Und dann gibt es da ja noch die Sport-Taste links am Armaturenbrett. Gleich unter dem Knopf, mit dem man das ESP ausschalten kann. ESP? Eingefleischten Lotus-Fans kriecht nun das Entsetzen in die Augen. So etwas hat ein Lotus ja noch nie gehabt. Jetzt hat er es, bald in allen Baureihen. Wurde auch Zeit. Allen Puristen zum Trost: Es lässt sich abschalten. Der pure Fahr- und Hörspaß lässt sich über die Sporttaste ein und wieder ausschalten. Doch erst der Sound. Aus dem Endschalldämpfer grollt und brabbelt es dank serienmäßiger aktiver Klappensteuerung - der Evora will endlich auf die Strecke. Hier zeigt sich mit jedem Kilometer mehr und eindrucksvoller, was sich noch geändert hat an der technischen Doppelhelix im "S".

Der Motor natürlich. Basis ist wie gehabt der V6 von Toyota, der im zivilen Leben ganz beschaulich zum Beispiel den alles anderen sportlichen Camry antreibt und dem die Lotus-Ingenieure mit diversen Modifikationen schon im bisherigen Evora mehr Leine gegeben haben. Jetzt lassen sie ihn im Evora S ganz von der Leine: Ein HTV1320-Kompressor des australischen Spezialisten Harrop schaufelt 70 PS mehr aus dem Aggregat und verhilft ihm so zu 258 kW/350 PS. Dazu kommt ein Drehmoment von 400 statt 350 Nm, die nun bereits bei 4500 U/min. anliegen und auf die Hinterräder losgelassen werden. Der Durchschnittsverbrauch soll bei zehn Litern Super auf 100 Kilometern liegen. In 4,8 Sekunden geht es laut Lotus aus dem Stand auf Tempo 100, bis 277 km/h hinauf soll es gehen. Klingt gut? Ist gut. Fährt sich noch besser. Der Druck auf die Sporttaste sorgt dafür, dass die Drehzahl im Stand leicht angehoben, die Kennlinie des Gaspedals aggressiver, ESP zurückhaltender und der Drehzahlbegrenzer erst bei 7.500 Touren aktiv wird. Kupplungspedal treten, Handbremse lösen und Gang einlegen - und der Spaß beginnt.

Erst einmal auf ganz normalen Straßen. Der Evora S ist alltagstauglich. Der Hürdenlauf von Ampel zu Ampel oder Stop-and-Go machen zwar auch in ihm nur mäßig mehr Spaß als in einem - sagen wir mal - Toyota Auris. Aber der Evora beherrscht auch das. Deutlich lustvoller wird es auf kurvigen Landstraßen. Dort ist er in seinem Element - trotz des für einen Lotus ungewohnt fülligen Gewichts von gut 1,4 Tonnen. Kurve links, Kurve rechts, Haarnadelkehre zwischen engen Brückengeländern, aus der Senke wieder rauf und in die nächste Kurve - der Evora S läuft wie auf Schienen und macht süchtig. Ohne gedrückte Sporttaste begrenzt das ESP allzu viel Übermut, im Sportmodus sind zumindest angedeutete Drifts drin. Die Lenkung ist - der nächste Schock für Lotusiasten - anders als in den anderen Modellen servounterstützt. Aber - das mildert den Schock dann wieder etwas - man merkt es kaum. Sie ist nach wie vor so direkt wie man es mag, schwergängig genug, hochpräzise und kommuniziert nahezu perfekt zwischen Fahrer und Straße.

Das knackige Fahrwerk hält den Lotus nicht nur mit traumwandlerischer Sicherheit in der Bahn - es bietet fast schon so etwas wie Komfort, wenn man gerade mal nicht durch die Kurven jagt. Das Getriebe der manuellen Sechsgang-Schaltung kommt wie der Motor von Toyota und wurde von Lotus mit kurzen Übersetzungen perfekt an den Motor angepasst. Die Schaltwege sind kurz, präzise und knackig. Jeder Spaß im Leben hat seinen Preis - auch der Spaß mit dem Lotus Evora S. Für den normalen Evora verlangen die Briten 59.990 Euro. Für ihre S-Klasse veranschlagen sie 10.000 Euro mehr. Der Aufpreis relativiert sich allerdings dadurch, dass der Evora S mit einigen Ausstattungsdetails serienmäßig kommt, für die man bei seinem kleineren Bruder Kreuzchen in der Aufpreisliste machen müsste. Ausstattungsbereinigt sind gut 6.000 Euro mehr fällig.

Quelle: Autoplenum, 2010-11-05

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