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Testbericht

Stefan Grundhoff, 12. Dezember 2015
Der winzige Kwid hat sich für Renault innerhalb weniger Monate zum Bestseller gemausert - allerdings in Indien. In zwei Monaten wurden 72.000 Kleinst-SUV verkauft. Zu Preisen von weniger als 4.000 Euro.

Die Renault-Verantwortlichen gehen mit einem zufriedenen Lächeln ins neue Jahr 2016. Nicht, dass aktuell alles Gold wäre, doch nach den Elektro-Eskapaden vergangener Jahren scheinen die Franzosen langsam wieder zurück auf die Erfolgsspur zu kommen. Der Renault Clio ist hinter dem VW Golf das zweimeistverkaufte Auto Europas und im Segment der Einsteiger-SUV liegt der Captur trotz fehlenden Allradantriebs weiterhin vor dem Hauptkonkurrenten Opel Mokka. Wie auch bei anderen Herstellern sollen gerade die allseits beliebten SUVs Renault auch bei den Verkaufszahlen weiter nach vorne spülen.

Wie einfach das funktionieren kann, ist gerade beim Kleinst-SUV Renault Kwid zu sehen. Den pseudo-rustikalen Mikro-Crossover bietet Renault seit kurzem in Indien an. In zwei Monaten wurden bereits 72.000 Fahrzeuge verkauft. "Wir können pro Woche 2.000 Fahrzeuge produzieren", sagt Renault-Chefdesigner Laurens van den Acker, "ein gigantischer Erfolg." Das wird man insbesondere in Wolfsburg nicht gerne hören, denn die Norddeutschen versuchten mit dem ehemaligen Opel-Topmanager Hans Demant jahrelang ein Billigmodell für Schwellerländer wie Indien auf zu entwickeln - bisher ohne Erfolg. Der Einsteiger-Renault erinnert mit seinen 18 Zentimetern Bodenfreiheit und leicht ausgestellten Kotflügeln etwas an einen geschrumpften Dacia Duster. Das 3,68 Meter lange und gerade einmal 1,58 Meter breite Mikromodell konkurriert auf dem asiatischen Subkontinent mit Modellen wie dem Suzuki Alto oder dem Hyundai Ion. Angetrieben wird der Renault Kwid von einem Dreizylinder-Triebwerk, der mit seinen 800 Kubikzentimetern 54 PS und ein maximales Drehmoment von 72 Nm bei 4.400 U/min leistet. Dank 2,42 Metern Radstand finden in dem Inder fünf Personen Platz. Im turbulenten indischen Straßenverkehr sind es jedoch mitunter ein paar mehr.

"Renault setzt mit dem Kwid die Strategie erschwinglicher Mobilität für einen möglichst breiten Kundenkreis fort", erklärt Carlos Ghosn, Vorstandsvorsitzender der Renault Gruppe, "indem er auf einer neuen Plattform der Renault-Nissan Allianz aufbaut, bietet der Kwid für Renault die Möglichkeit, sein internationales Wachstum fortzusetzen und gleichzeitig dem Bedürfnis der Kunden gerecht zu werden, die ein modern gezeichnetes, robustes und uneingeschränkt alltagstaugliches Fahrzeug wünschen." Für viele indische Kunden ist der Kwid nicht nur das einzige, sondern auch das erste Auto in der Familie. Die tägliche Fortbewegung in Indien läuft in erster Linie über Motorräder, Fahrräder und den öffentlichen Nahverkehr. Alles andere ist zu teuer. "In Indien kommen auf 1.000 Einwohner aktuell gerade einmal 14 Autos", erklärt Laurens von den Acker, "daher muss ein Auto wirklich billig sein. Doch ein billiges Auto darf nicht arm aussehen. Sonst hat es keinen Erfolg." Daher gibt es trotz aller Einsparungen nicht nur ein ansehnliches Design, sondern auch Details wie Kopfstützen auf allen Sitzplätzen, elektrische Fensterheber, Funkfernbedienung und einen Touch Screen für Radio und Navigationssystem. Das weitgehend nackte Basismodell des Renault Kwid Standard kostet aktuell 256.968 Rupien; umgerechnet weniger als 3.500 Euro. Der zweite Kleinwagen von Renault mit Namen Pulse liegt mit 503.996 Rupien bereits beim Doppelten und ein Renault Duster startet bei 820.009 Rupien - umgerechnet über 11.000 Euro und somit sogar mehr als in Europa, wo es unter dem Dacia-Label bei knapp über 10.000 Euro losgeht.

Was für das Designteam rund um Laurens van den Acker schwer war, wurde für die Entwicklungsabteilung zur Herkulesaufgabe, denn die anfängliche Überlegung, Teile aus dem Dacia-Regal für den Renault Kwid kostengünstig wiederzuverwerten wurde schneller als erwartet abgestellt. Die Teile von Modellen wie Duster, Sandero und Lodgy waren schlicht zu teuer für ein Billigstmodell. 98 Prozent des Kwid werden lokal in Indien produziert; 60 Prozent im Großraum Chennai. Während die Verhandlungen mit den Zulieferern normal rund drei Monate in Anspruch nehmen, wurde diesmal eineinhalb Jahre verhandelt. Das Produktionswert von Renault-Nissan kann mit seinen verschiedenen Modellen bis zu 480.000 Konzernmodelle pro Jahr fertigen. Ein Import des Renault Kwid nach Zentraleuropa scheint unwahrscheinlich; doch die Nachfrage auf dem Heimatmarkt dürfte groß genug sein. Rund 30 Prozent der indischen Neuzulassungen entfallen auf das Einstiegssegment von Kleinstwagen. Bleibt abzuwarten, ob Volkswagen beizeiten kontern kann.

Quelle: Autoplenum, 2015-12-12

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