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Testbericht

Stefan Grundhoff, 29. Juli 2013
Den USA, nach wie vor Autoland Nummer eins, fehlt abgesehen vom Bestseller Ford F-150 ein echtes Aushängeschild. Das will der neue Cadillac XTS sein, die amerikanische Antwort auf die europäische Luxusklasse. Was kann die imposante Luxuslimousine?

Das Cadillac-Design hat sich in den vergangenen Jahren kräftig gemacht. Egal ob man in CTS, Escalade oder ATS unterwegs ist - der Auftritt ist imposant. Da macht das gediegene Topmodell XTS als Nachfolger der Limousinenkassiker DTS und STS keine Ausnahme. Sehenswert kraftvolle Front mit Scheinwerfern, die wie mächtige Glaskristalle Eindruck schinden und ein Gesicht, dass auch im nächsten Transformer-Film für eine Hauptrolle reichen würde. Elegant und typisch amerikanisch die endlose Seitenlinie und das zu blasse Heck im üblichen Cadillac-Stil mit steil stehenden Leuchten. So etwas kommt nicht nur in den USA an. Doch einen schmerzhaften Patzer erlauben sich die edlen Amerikaner bei der Grundkonstruktion ihres Vorzeigemodells. Alles andere als artgerecht ist der Cadillac XTS serienmäßig als Fronttriebler unterwegs - und genau so fährt er sich im Grenzbereich. Auf endlosen Highways und breiten Interstates vor sich hin rollen, geht noch in Ordnung. Doch wer den 5,13 Meter langen XTS mit seinem 3,6 Liter großen Sechszylinder mit 224 kW / 304 PS und 355 Nm Drehmoment flott auf kurviger Straße bewegt, wird nicht erfreut sein, denn er mit europäischen Maßstäben an die Fahrdynamik herangeht.

Das gilt auch für den Verbrauch. Denn trotz moderner Motorentechnik ist es mit einem Knauserdurst nicht weit her. In der Praxis verbrauchte der über 1,9 Tonnen schwere Cadillac XTS 3.6 V6 mindestens 12 Liter auf 100 Kilometer. Bei flotterer Gangart in den Bergen waren es schnell 14 bis 16 Liter. Auch angesichts der angebotenen Fahrleistungen zu wenig. 0 auf Tempo 100 schafft der Fronttriebler in 6,7 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit wird bei 210 km/h abgeriegelt. Kein Wunder, dass der Cadillac XTS keine Chance hat, auf den deutschen Markt zu kommen. Immerhin plant GM dem Aushängeschild im kommenden Jahr noch einen Achtzylinder mit serienmäßigem Allradantrieb zu implantieren.

Die Nick- und Wankbewegungen sind trotz des Magic-Ride-Fahrwerks viel zu stark spürbar und der zwei Tonnen schwere Amerikaner drängt nicht erst am Kurvenausgang brutal über die Vorderachse. Zudem bekommt der Fahrer durch den Frontantrieb in fast jedem Fahrzustand nervige Antriebskräfte zu spüren. So möchte man in der Luxusliga nicht unterwegs sein. Nur gegen Aufpreis bietet Cadillac sein bestes Pferd im Stall auch mit einem Allradantrieb an, bei dem je nach Fahrzustand, die Motorleistung partiell via Haldex-Kupplung an die Hinterachse gebracht wird. Fahrdynamisch gibt es bessere Lösungen. Doch die generelle Frage bleibt: wieso kreiert Cadillac sein neues Aushängeschild auf einer Frontantriebsplattform, die er sich mit dem GM-Schwestermodell Chevrolet Impala teilt?

Optisch könnte der Cadillac durchaus aus der nahen Zukunft stammen; so modern wirkt das schicke Außendesign und das edle Interieur mit klimatisierten Ledersitzen, Head-Up-Display, sowie einem komplett animierten Cockpit mit einem 12,3 Zoll großen Display - frei programmierbar und durchaus übersichtlich. Beim Antrieb geht es für den Viertürer mit Produktionsstandort Oshawa im kanadischen Ottawa bodenständiger zu. Der 3,6 Liter große Sechszylinder mit Direkteinspritzung und variablem Ventiltrieb ist eine solide Basismotorisierung. Zum sportlichen Fortkommen reicht sie angesichts von Abstimmung, Gewicht und Dimensionen des Cadillac XTS nicht. Die Sechsgang-Automatik liefert im Cruising-Betrieb auf dem Highway eine gute Vorstellung ab. Bei flotter Gangart wirkt sie ebenso an ihren Grenzen wie der Vorderradantrieb. Da fährt die Luxusliga mit BMW 5er, Mercedes E-Klasse und Audi A6 in einer anderen Liga.

An sich will das nobelste Ross aus dem Hause General Motors sogar gegen die Luxusklasse mit BMW 7er, Mercedes S-Klasse, Jaguar XJ und Audi A8 antreten. Zumindest liegt er bei Dimensionen und Komfortausstattung und Sicherheitssystemen auf Augenhöhe. Doch schon angesichts des Preises täte man dem Cadillac XTS Unrecht, ihn mit den Besten der Besten in einen Topf zu werfen. Schließlich ist der Amerikaner im Vergleich zur europäischen Konkurrenz ein wahres US-Schnäppchen. Mit solider Grundausstattung geht es für den XTS Luxury bereits bei 44.995 Dollar los. Eine Mercedes E-Klasse, in den Dimensionen eine Klasse darunter unterwegs, kostet schlechter ausgestattet rund 52.000 Dollar. BMW 7er und Mercedes S-Klasse kosten rund das doppelte eines Cadillac XTS. Und selbst das komplett ausgestattete Topmodell des Cadillac XTS liegt in der Platinum-Ausstattung gerade einmal bei 59.080 Dollar. Dafür gibt es in der Ausstattungsliste jedoch keine realen Wünsche mehr. Klimatisierte Sitze mit edlem Leder, schicke Hölzer, Head-Up- und animierte Großdisplays, Schiebedach, 20-Zoll-Alufelgen und ein Komplettpaket an Assistenzsystemen sowie Sicherheitsausstattungen machen es einem schwer, kein Auge auf den schicken Amerikaner zu werfen, der zudem mit seinem geringen Geräuschniveau und dem opulenten Platzangebot beeindruckt. Auch im Fond sitzt man Dank des 2,84 Meter langen Radstands mehr als komfortabel. Der Laderaum, natürlich elektrisch zu öffnen, fasst 509 Liter.

Auf den deutschen Markt wird es der Cadillac XTS jedoch weder als Frontantriebs- noch als Allradversion schaffen. Bei diesem Preis würde er mit gesteigerter Höchstgeschwindigkeit und strafferem Fahrwerk sicher ein paar Fans finden; würde sich in der dritten Reihe der Luxuslimousinen jedoch allenfalls mit Lexus LS und einem Jaguar XJ herumschlagen. Doch wer die Möglichkeit hat, einen US-Trip zu machen, sollte sich eine Tour mit dem Topmodell Cadillac XTS durchaus einmal gönnen - Luxus pur zum Schnäppchenpreis. Doch bitte nicht als Fronttriebler.

Quelle: Autoplenum, 2013-07-29

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