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Testbericht

21. Januar 2015
Barcelona, 22. Januar 2015 - Es lebe der Sport: So könnte man das Motto von Ford für die nächsten Jahre umschreiben. Unter dem Oberbegriff "Ford Performance" sollen bis 2020 zwölf neue Fahrzeuge weltweit auf den Markt kommen, die es faustdick unter der Haube haben. Eines davon ist der Ende 2015 startende Focus RS. Bis es soweit ist, übernimmt der ST die Rolle des stärksten Focus. Parallel zur großen Modellpflege der Baureihe wurde nun auch die Kraft-Variante überarbeitet. Neu ist außerdem eine Diesel-Option. Lohnt sie sich? Wir haben es getestet. Problemzone Front Bereits auf den ersten Blick zeigt sich, wie sinnvoll das üppige Facelift war: Verschwunden ist das große Fischmaul des alten Focus ST, der Grill und die Lufteinlässe fügen sich jetzt harmonischer in das Gesamtbild ein. Die meisten Maßnahmen sind indes schon vom "normalen" Focus bekannt, etwa die mandelförmigen Scheinwerfer und die kleineren Rückleuchten. Leider ist das vordere Ende des Wagens überhaupt nicht abschätzbar, Parkpiepser für die Frontpartie hat Ford aber noch nicht einmal als Extra im Angebot. Im Innenraum wurde für Ordnung gesorgt und der bisherige Tastensalat entwirrt. Die Mittelkonsole ist jetzt klar gegliedert, ein (sogar im ST) optionaler Touchscreen vereint die wichtigsten Informationen. Gut eingepacktInformieren sollte man sich auch über seinen Bauchumfang, denn die im Focus ST serienmäßigen Recaro-Sportsitze weisen einen Seitenhalt im Schraubzwingen-Stil auf. Nach etwas Gewöhnung ist das durchaus bequem, für lange Menschen fehlt es aber an genügend Beinauflage. Eher eine Frage des persönlichen Geschmacks ist das Lenkrad, dessen Umfang kleiner sein könnte. Unzweifelhaft missglückt ist hingegen der Tacho mit seinen extrem kleinteilig angeordneten Ziffern. Als Stimmungsaufheller dient der Blick nach rechts: Dort befindet sich ein richtiger Handbremshebel. Sportfahrer wissen es zu schätzen.
Kombi mit Potenz Im Falle des Focus ST kann der Sportfahrer zudem ein privates Nachwuchs-Rennteam aufbauen, denn den Kraft-Ford gibt es auch als "Turnier" genannten Kombi. Hier passen bis zu 1.516 Liter Gepäck hinein. Für Kinderwagen-Nutzer wichtig ist die Breite des Laderaums, sie liegt zwischen den Radhäusern bei 1,15 Meter. Nach oben hin sind 87 Zentimeter Platz vorhanden. Mit dem flotten Lademeister tummelt sich Ford in einer kleinen Marktlücke, denn einen VW Golf GTI Variant sucht man vergeblich. Stattdessen setzt der Wolfsburger Konzern auf den Skoda Octavia RS Combi (220 PS) und den neuen Seat Leon Cupra ST (265 bis 280 PS). Aus Frankreich kommt ebenfalls brandneu der Peugeot 308 SW GT (205 PS). Kraft-Nagler Genau in der Mitte zwischen Skoda und Seat rangiert der altbekannte Zweiliter-Turbobenziner im Focus ST, der es wie bislang auf 250 PS bringt. Modifiziert wurde hier unter anderem das Ansaugsystem, hinzu kommen neue Motoraufhängungen und eine Neukalibrierung der elektromechanischen Servolenkung. So weit, so gut, aber der Focus ST bekommt zusätzlich einen sparsamen Kollegen zur Seite gestellt. Dabei handelt es um einen Zweiliter-Diesel mit 185 PS. Reiner Zufall wird es wohl nicht sein, dass diese Maschine ein PS stärker als der VW Golf GTD ist. Geschaltet wird übrigens immer sechsmal von Hand, ein Doppelkupplungsgetriebe ist nicht vorgesehen. Achtung, Überfall! Auf den ersten Kilometern im Ford Focus ST Turnier mit Selbstzünder zeigen sich schnell die konzeptbedingten Nachteile des Frontantriebs. Trotz Torque Vectoring Control und anderer optimierter elektronischer Helferlein finden die Vorderräder erst spät Grip, wenn die gesamten 400 Newtonmeter Drehmoment über sie herfallen. Besonders beim zügigen Herausfahren aus Kurven wird das deutlich. Auch in der Lenkung macht sich die Frontantriebslösung bemerkbar, speziell auf verwinkelten Bergstraßen braucht es Nachdruck, um den Focus ST durch die Kurven zu zirkeln. Immerhin gelingt das einfach, denn die Lenkung ist ebenso präzise abgestimmt wie das Fahrwerk. Trotz einer prinzipiell straffen Note bietet es einen sehr guten Restkomfort, anders als der hoppelige Fiesta ST liegt der Focus ST satt auf der Straße.
Braucht es den? Immerhin, die Klangfarben des Diesel im Focus ST überzeugen: Bei niedrigen Drehzahlen ist praktisch kein Nageln vernehmbar. Zuckt die Nadel in der Anzeige für den Ladedruck nach rechts, ertönt eine kernig-dumpfe Geräuschkulisse. So wird es aber natürlich nichts mit dem offiziell von Ford verkündeten Verbrauch von 4,2 Liter. Angesichts von 217 km/h Spitze und einem Sprint von 8,1 Sekunden auf Tempo 100 stellt sich sowieso die Frage, wie viel Sinn der Diesel-ST macht. Wer wirklich Spaß haben will, nimmt den Benziner, wer lieber spart, den gut 4.000 Euro günstigeren Selbstzünder mit 150 PS. Der ist in den Fahrleistungen kaum schwächer: plus 0,9 Sekunden auf hundert, minus sieben km/h in der Spitze und 30 Newtonmeter weniger sind locker verschmerzbar. Harmonie in Otto Beim direkten Umstieg in den Focus ST Benziner zeigt sich schnell ein spürbarer Unterschied. Obwohl der Motor nur 18 Kilogramm leichter ist, lenkt sich das Fahrzeug angenehmer. Zudem gefällt die lineare Leistungsentfaltung des Aggregats, was allerdings beim Ausdrehen die Ohren mit ziemlich synthetischem Sound irritiert. Der Blick auf die Daten zeigt: 360 Newtonmeter Drehmoment, kaum weniger als beim Diesel. Wie dort liegt es bereits bei 2.000 Touren an, verteilt sich aber deutlich breiter bis 4.500 Umdrehungen. Als Folge muss man seltener als gedacht zum Knüppel der mit kurzen Wegen agierenden Schaltung greifen. Lange Rede, kurzer Sinn: Der Benziner-ST macht einen harmonischeren Eindruck als sein Diesel-Bruder, zumal der Otto richtig zur Sache geht. 6,5 Sekunden auf 100 km/h und maximal 248 km/h sind ein Wort. Auch Ford selbst sieht den Benziner in der Kundengunst vorne: 65 Prozent stehen 35 Prozent Diesel gegenüber. Zur Kasse gebeten Wer sich für einen Ford Focus ST entscheidet, macht das natürlich bewusst und nicht aus purer Pfennigfuchserei. Dennoch soll der Blick auf die Preise nicht fehlen. Als Fünftürer beginnt der Benziner bei 28.850 Euro, für den Diesel werden 800 Euro mehr aufgerufen. Wer auf den Kombi steht, muss 950 Euro zusätzlich hinblättern. Allzu üppig ist die Grundausstattung mit 18-Zöllern, manueller Klimaanlage und CD-Radio nicht, weshalb der Griff zum Topmodell lohnt. Das heisst dann "ST mit Leder-Exklusiv-Paket", als Preis nennt Ford 32.550 Euro für den fünftürigen Benziner. Inklusive sind dann elektrisch verstellbare Sitze vorne mit Heizung, eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik und Xenon-Scheinwerfer. Schade nur, dass sich diese Summe aufgrund weiterer kostenpflichtiger Extras im Bereich Assistenzsysteme und Navigation noch stark nach oben treiben lässt. Bei einem Topmodell wie dem Focus ST sollte Ford nicht so knickerig sein.
Starke Alternativen Und die Konkurrenz? Hier ist natürlich in erster Linie der VW Golf GTI zu nennen. Als Fünftürer mit 230 PS, Bi-Xenon-Lampen und Vorderachs-Quersperre startet er bei 30.725 Euro. Mit einer zum Leder-Exklusiv-ST vergleichbarer Ausstattung kommt er aber auf 33.700 Euro, ein Plus von 1.150 Euro. Da wird ein Konzernkollege zur interessanten Alternative: Für 31.430 Euro gibt es 265 PS im Seat Leon Cupra ST.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Diesel mit Common-Rail-Einspritzung
Hubraum:1.997
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:136 kW (185 PS) bei UPM
Drehmoment:400 Nm bei 2.000 - 2.750 UPM
Preis
Neupreis: 28.850 € (Stand: Januar 2015)
Fazit
Wenn Focus ST, dann Benziner. Er wirkt gelungener als der Diesel. Kein Wunder, war die Sportversion des kompakten Ford doch ursprünglich ganz auf ihn ausgelegt. Ob er deswegen den aus unserer Sicht ausgereifteren Eindruck hinterlässt? Wie dem auch sei, bei der 250-PS-Maschine geht die Rechnung auf: Viel Schub für wenig Geld. + druckvoller Benziner, vorzügliches Fahrwerk - Antriebseinflüsse in der Lenkung
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: auto-news, 2015-01-21

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