Wie fange ich diesen Bericht mal an?
Also, es gab kürzlich eine Renault Aktion, in der man zwei Tage kostenlos ein Elektroauto von Renault kostenlos testen konnte.
Da ich mehr als neugierig war, mir aber unter einem Elektroauto noch nicht so richtig etwas vorstellen konnte, habe ich diese Aktion mitgenommen, um zu testen, wie sich so ein Elektrokarren fährt.
In meinem aktuellen Fuhrpark befinden sich ein Astra Diesel Kombi
BJ 2002 mit 260.000 km und ein Honda Civic Benziner 1,4 BJ 2012 mit 50.000 km Laufleistung. Mein Fahrprofil ist Landstrasse, Autobahn und Stadt gemischt, da mein täglicher Arbeitsweg quer über all diese Strassen führt.
Insgesamt habe ich täglich 115 km Strecke zu fahren. Bisher dachte ich, naja, lt. NEFZ schafft so ein Elektroauto 200 km, in der Realität... - also habe ich mir erstmal eine App namens Plugfinder geladen, man weiss ja nie. Auf dem Weg zum Renault Händler, abends, abgekämpft nach der Arbeit, wollte ich den Termin eigentlich absagen und einfach mit dem Diesel nach Hause fahren. Dann gab ich mir jedoch einen Ruck und fuhr zum freundlichen Renault Händler. Dort wurde ich auch freundlich begrüßt, und nach den üblichen Formailtäten zu dem guten Stück begleitet. Da stand er nun, der (die?) Zoe, mit geschärftem Blick blinzelte mich dieses Auto an. Es duftete nach Neuwagen, mit gerade mal 1250km auf der Uhr. Erst der Blick in den Kofferraum, wo die Ladekabel liegen. Ein zweipoliger Stecker mit Ladeelektronik für230 V und ein Drehstromkabel für 400V. Der Händler hatte eine Mennekes Box, zuhause am Carport habe ich zumindest eine 230V Steckdose.
Kurze Erklärung des Verkäufers, wie man den Stecker anschliesst, nämlich mittels Fernbedienung das Renault Logo öffnen und die sich dahinter verborgene Steckerklappe öffnen. Eine blaue LED Anzeige mit den ZE Initialen blinkte mich an. Nun ging es ans Einsteigen.
Rund 4m lang, bin ich sehr erstaunt gewesen, wie luftig der Innenraum wirkt, gar nicht wie ein Kleinwagen. Man sitzt kommod auf Sitzen, die nach Leichtbau Hightech aussehen. Das Cockpit ein flimmerfreies TFT Display mit konfigurierbaren Einstellungen. Die Karosserie ist okay, wenn auch das Schliessen der hinteren Tür etwas blechern klang. Die sonstige verarbeitung passt und macht einen guten Eindruck.
Die Chipkarte des Keyless-Go systems in der Hosentasche, darf ich den Startknopf drücken, erst aber die Mahnung, die Bremse zu treten, danach ertönt eine kleine elektrische Geräuschkulisse, in der man sich in ein Raumschiff versetzt fühlt. Danach den kleinen Wählhebel auf R gesetzt zum Rückwartsfahren. Die getestete Intens Version hat eine integrierte Rückfahrkamera, mit der man alles im Blick hat. Anschliessend dann der große Moment, in dem der Wählhebel auf D gestellt wird.
Und nun gings los: Das erste Mal elektrisch. Und was für ein Gefühl: lautlos, kraftvoll, mit riesigem Spassmacherfaktor. Die ersten Kilometer zaubern ein fettes Grinsen in mein Gesicht, ich muss fast lachen vor Freude. Anfahren mit sattem Drehmoment ab der ersten Pedalberührung, konstant bis zur gewünschten oder erlaubten Geschwindigkeit. Ich muss gestehen, dass ich schon lange nicht mehr soviel Fahrfreude hatte. Okay, ein Opel Astra oder ein 1,4er Civic sind eher Fahrzeuge, in denen die Vernunft statt Fahrspaß wohnt, jedoch habe ich im Freundeskreis auch schon Porsche Boxster und 3er sowie 5er BMWs und auch Audi A3, A4 getestet. Aber: Geschenkt! Dieser kleine Flitzer hat sich auf Anhieb in mein Herz gefahren.
Meine Frage jedoch: Wie schlägt sich der Zoe im Alltag? Nach dem längeren, mühseligen Aufladen über 230 Volt hatte ich am nächsten Morgen 100% Kapazität und eine Anzeige einer Reichweite von 133km. Da habe ich mich schon gefragt, wie ich meinen Arbeitsweg hin und zurück schaffen soll. Also habe ich vorsichtshalber den Eco Modus eingeschaltet, keine Extremsprints gefahren, sondern bin ganz locker im Verkehr mitgeschwommen. Erklärtes Ziel war es aber, kein Verkehrshindernis darzustellen, denn so etwas nervt mich als Autofahrerselbst selber. Also keine Schildkrötenstarts, und keine 75 auf der Landstrasse, sondern 100 km/h. Reelle Geschwindigkeiten statt ideeller Fahrweise.
Erstes Zwischenfazit: Im Ecomodus fährt man etwas schaumgebremst, der Antritt noch zügig, aber elektronisch abgeregelt und verbrauchsoptimiert, mit jedoch noch vorhandenem Spassfaktor.
Zweites Zwischenfazit: Ich fuhr statt sonst merklich vorausschauender, da man den Akku per Rekuperation wieder aufladen kann. Die Motorbremswirkung ist deutlich stärker als die normale Motorbremse bei den regulären Autos, somit kann man schön austariert fahren, ohne die Bremse permanent zu beanspruchen. Jedoch hatte ich das Gefühl, dass es für meine Hintermänner etwas ungewohnt war, dass ich etwas langsamer an die Ampel fuhr. Der Zoe lädt jedoch nicht nur beim Ausrollen auf, sondern auch beim Bremsen.
Nach der Landstrasse dann rauf auf die Autobahn, mit Speed mühelos eingefädelt und dann links vorbeigezogen.
Die Bremsen sind gut dosierbar und sehr kräftig, die Strassenlage dank der Akkus im Fahrzeugboden wirklich satt. Schade finde ich, dass hinten Trommelbremsen verbaut sind. Ich dachte, dass solche Zeiten bereits vorbei seien. Naja, es funktioniert alles einwandfrei. Kurvenhatz ist kein Problem, auch trotz Fahrzeughöhe von über 1,56m.
Nach knapp 60 km auf der Arbeit angekommen, zeigte die Restreichweite nun 118 km an. Was war also geschehen? Das Ökoblatt des Bordcomputers zeigte mir meinen Highscore von 90 Ökopunkten an, und mein Durchschnittsverbrauch lag bei 12,5kwh pro 100 km. Nun hatte ich das gute Gefühl, doch noch ohne Nachladen wieder nach Hause zu kommen. Für den Rückweg habe ich den Stadtweg und eine andere Autobahn ausgewählt. Auch hier konnte ich dank vorausschauender Fahrweise etwa Energie zurückgewinnen und hatte nach Ankunft zuhause noch rund 80 km Restreichweit, und das trotz Stau und Stop and go.
Praktisch habe ich also den NEFZ Zyklus von 200km erreicht.
Ein gutes Gefühl für den zweiten Tag, die Strecke problemlos zu schaffen. Am nächsten Tag wollte ich Spassfaktor dazugeben und bin mal mit, mal ohne Eco Modus gefahren und habe ein paar Ampelsprints hingelegt, bei denen der Bordcomputer schon mal einen etwas erhöhten Verbrauch anzeigt, jedoch ein Grinsen im Gesicht hervorruft.
Die Batterie wird beim Zoe von der Renault Bank vermietet. Der Mietvertrag ist obligatorisch und die monatliche Miete hängt von der jährlichen Laufleistung ab. Sollte die Kapazität der Akkus eines Tages unter 75% fallen, stellt Renault neue Akkus zur Verfügung. Auch wenn die Miete (noch) etwas teurer ist, so stellt dieses Modell zumindest technisch kein Risiko dar.
Fazit: Selten so viel Fahrspaß wie mit diesem Auto gehabt. Hightech mit voller Alltagstauglichkeit, sehr großem Kofferraum und vollwertigen Sitzmöglichkeiten. Keine Einschränkungen, keine Schrulligkeiten. Ein tolles, sensationelles Auto mit einem guten technischen Konzept, was Renault da auf die Räder gestellt hat. Eine kleine Revolution, die dem Renault Nissan Konzern zusammen mit dem Nissan Leaf mal locker ein paar Milliarden Entwicklungskosten beschert hat. Erklärtes Ziel ist es, Vorreiter in Sachen Elektromobilität zu sein, und mit dem Zoe, finde ich, hat Renault alle Register gezogen, die machbar sind und zeigt uns, wo der Hammer hängt.
Mein nächstes Auto fährt definitiv elektrisch.