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Testbericht

8. Februar 2007
Evora (Portugal), 1. Februar 2007 – In über 40 Jahren hat Toyota stolze 32 Millionen Corolla produziert. Trotz des enormen Erfolgs wird das damit meistverkaufte Auto der Welt in Deutschland künftig unter anderem Namen angeboten. Wie einst aus dem Raider ein Twix wurde, so wird im Frühjahr 2007 die völlig neue Corolla-Generation unter der Modellbezeichnung Auris antreten.

Wir sollen den Auris lieben lernen Marktforschungsergebnisse veranlassten Toyota zu dieser Umbenennung. Demnach können Corolla-Kunden zumeist zwar auf positive Erfahrungen zurückblicken. Unter anderem rühmt sich der Megaseller einer besonders hohen Zuverlässigkeit. Doch andererseits weckt der Name kaum bis keine Emotionen. Die irrationale Gefühlswelt der Kunden spielt bei der Kaufentscheidung jedoch eine zunehmend wichtige Rolle. Deshalb soll uns der Auris bald mithilfe einer großen Werbekampagne besonders warm ans Herz gelegt werden. Noch unbeeinflusst von Toyotas multimedialer Liebeswerbung haben wir uns bereits einen ersten Eindruck von den Eigenschaften des Auris verschafft.

Bekanntes und Neues Obwohl neben dem Namen auch das Auto rundum erneuert wurde, bietet das Auris-Design einen gewissen Wiedererkennungswert. So haftet dem Blechkleid noch ein wenig Vorgänger-DNA an. Ganz bewusst versprüht der Corolla-Erbe zudem die aktuelle Markenidentität und wirkt ähnlich proportioniert wie der Yaris. Auch markenfremde Elemente finden sich wieder: Vor allem der VW Golf dürfte es den Toyota-Designern angetan haben. Neben zum Teil bekannten Linien bietet der Auris aber auch Neues: Die kurz vor der C-Säule schwungvoll aufsteigende Schulterlinie, das stark angeschrägte Heck, die rechteckig gezeichneten Scheinwerfer und die kraftvoll ausgestellten Radhäuser hinten verleihen ihm eine eigenständige Aura.

Viel Platz innen Das Platzangebot des Auris ist auf Golf-Niveau. Wie der Klassenprimus von VW, so kann man auch im Japaner vorne wie hinten bequem reisen. Zudem ist Platz für 354 Liter Gepäck. Manches im Auris ist sogar besser als im Golf. Ein Vorteil ist der fehlende Kardantunnel. Auf der hinteren Sitzbank freut sich der mittlere Passagier so über einen vollwertigen Fußraum. Gut gelöst ist außerdem die Kofferraumerweiterung. Mit wenigen Handgriffen klappt die Lehne im Verhältnis 60 zu 40 um. Dabei senkt sich die Beinauflagefläche mit ab. Das Gepäckabteil mit kleiner Stufe ist stolze 1.335 Liter groß. Zum Vergleich: In den Golf passen 1.305 Liter Gepäck.

Schick, doch keine Top-Qualität innen Im Cockpit erfreuen zwei goldgelb leuchtende Optitron-Rundinstrumente die Augen des Fahrers. Sie zeigen primär Motordrehzahlen und Geschwindigkeit an. Digitale Multifunktionsdisplays mittig in den Rundinstrumenten informieren zudem über Durchschnittsverbrauch, verbleibende Spritmenge und einiges mehr. Der Innenraum bietet eine ausreichende Zahl kleinerer und größerer Staufächer. Wer besonderen Wert auf Übersichtlichkeit und eine überschaubare Schalterzahl legt, dürfte sich am aufgeräumten Auris-Arbeitsplatz besonders wohl fühlen. Ein abwechslungsreicher Mix aus verschiedenen Hartplastik-Oberflächen schafft ein modernes Ambiente, das jedoch noch edler anmuten könnte. Die Verarbeitung ist gut, doch die futuristische Mittelkonsole wurde mit mehreren beweglichen Plastikteilen verkleidet. Hier hätten wir ein wenig mehr Solidität erwartet. Eine Besonderheit ist die in einem erhöhten Bogen verlaufende Mittelkonsole. Entsprechend höher als normal liegt der Schalthebel gut zur Hand. Unterhalb der Mittelkonsole ist eine faustgroße Lücke mit kleiner Ablagefläche, die die Mittelkonsole frei schwebend wirken lässt.

Umfangreiches Sicherheitspaket Die in der Höhe verstellbaren und bequemen Vordersitze überzeugen mit guter Seitenführung des Oberkörpers. Vermisst haben wir lediglich eine rechte Fahrer-Armlehne, die auch nicht gegen Aufpreis zu haben ist. Dafür gibt es bei der Sicherheitsausstattung keine Lücken. Von den sieben Airbags schützt einer die Beine des Fahrers. Wer sich einmal mit einem Orthopäden über die langwierigen Rehabilitationen von Unfallopfern mit Fuß- und Beinverletzungen unterhalten hat, wird wohl nicht mehr ohne einen Knieairbag fahren wollen. Auch gegen ein mögliches Schleudertrauma will Toyota mit aktiven Kopfstützen entgegenwirken. Unter anderem auch dank der sehr verwindungssteifen Karosserie erreichte der Auris mit fünf Sternen beim EuroNCAP-Crashtest die Höchstnote.

Für sportlich Ambitionierte Neben hoher passiver Sicherheit trumpft der Auris auch mit einer Armada aktiver Fahrhilfen wie dem Stabilitätsprogramm VSC auf. Ohnehin vermittelt der Kompakte ein recht sicheres Fahrgefühl. Die elektrische Servolenkung wirkt präzise um die Mittellage und auch beim Einlenken weniger synthetisch als vergleichbare Lenkungen in anderen Autos. Außerdem verfügt der Auris über groß dimensionierte Scheibenbremsen vorn und hinten und ein dynamisch wie auch komfortables Fahrwerk. Der Kompromiss dürfte zugleich sportlich ambitionierte Fahrer wie auch solche mit Bandscheibenproblemen überzeugen. Der Kompakt-Neuling folgt sauber und unproblematisch der vorgegebenen Richtung auch in schnellen Kurven.

Starker Sport-Diesel Wer mit dem Auris besonders flott unterwegs sein will, sollte den 2.2 D-Cat mit strammen 177 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment wählen. Diese stärkste Motorisierung ist die einzige Variante mit Einzelradaufhängung an der Hinterachse. Alle anderen Motorisierungen müssen mit einfacher Verbundlenkerachse auskommen. Die Einzelradaufhängung soll zu einem noch agileren Fahrverhalten verhelfen. Trotz der über 1,5 Tonnen Leergewicht ist der 100-km/h-Sprint nach 8,1 Sekunden zu Ende und die Höchstgeschwindigkeit bei 210 km/h erreicht. Der umfangreich ausgestattete Sport-Auris kostet jedoch mindestens 24.250 Euro. Wer weniger investieren will, kann den Toyota-Kompakten als Dreitürer mit 97 PS starkem 1,4-Liter-Benziner für 15.200 Euro ordern. Dazwischen rangieren noch ein 1,6-Liter-Benziner mit 124 PS und der Zweiliter-Diesel mit 126 PS. Erst Ende 2008 soll mit dem 1.4 D-4D eine vermutlich 90 PS starke Basismotorisierung zur Verfügung stehen.

Überzeugender Diesel Auf unseren Testfahrten konnten wir die beiden mittleren Aggregate fahren. Der 2.0 D-4D ist im unteren Drehzahlbereich recht brummig. Ab etwa 2.000 Touren kommen die immerhin 300 Newtonmeter Drehmoment voll zum Tragen und schieben den Wagen mit respektablem Druck nach vorne. Insgesamt beschleunigt der Diesel recht harmonisch. Mit gleichmäßigem Durchzug dreht der Selbstzünder bis fast 5.000 Touren. Er wuchtet den Auris so in 10,3 Sekunden auf Tempo 100 und macht ihn maximal 195 km/h schnell. Angenehm ruhig gleitet der Wagen mit knapp 2.000 Touren und 120 Sachen im sechsten Gang über die Autobahn. Erst bei Top Speed wird es etwas laut. Den Durchschnittsverbrauch gibt Toyota mit 5,7 Litern an. Unsere Testfahrt wurde vom Bordcomputer mit 7,3 Litern Verbrauch quittiert.

Für Drehzahl-FreundeKultivierter, doch von unten raus träger, wirkt der mit 124 PS nur leicht schwächere 1,6-Liter-Benziner mit Fünfgang-Schaltgetriebe. Erst bei 4.000 Touren hängt der Motor munter am Gas. Jenseits von 5.000 Umdrehungen vermittelt der drehfreudige Vierzylinder sogar lustvolle Sportlichkeit. Das kurz übersetzte Getriebe mit seinen ebenfalls kurzen und knackigen Schaltwegen sorgt für ein insgesamt relativ hohes Drehzahlniveau. Bei 130 km/h liegt die Nadel bereits jenseits von 4.000 Touren. Ein lang übersetzter sechster Gang könnte für weniger Lärm und Verbrauch sorgen. In der Praxis ist der Durchschnittsverbrauch von 6,9 Litern kaum zu erreichen.

Der Preis ist heiß Bei den Anschaffungskosten kann der Auris wiederum voll überzeugen. 15.200 Euro kostet der 1,4-Liter-Benziner mit drei Türen. Neben einer sehr umfangreichen Sicherheitsausstattung verfügt der Basis-Auris über eine Zentralverriegelung mit Fernbedienung, elektrisch einstellbare Außenspiegel, ein MP3-fähiges CD-Radio, einen Bordcomputer, elektrische Fensterheber und einen höhenverstellbaren Fahrersitz. Damit ist der Auris gut 1.000 Euro günstiger als ein dreitüriger VW Golf 1.4 Trendline mit 80 PS. Obwohl teurer, bietet der Golf eine weniger reichhaltige Serienausstattung. Für den Auris sprechen außerdem günstige Versicherungseinstufungen. So gibt Toyota die Vollkasko-Typklasse mit 12 an. Zum Vergleich: Für den Basis-Golf mit Vollkasko-Typklasse 15 muss man deutlich mehr Geld berappen.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:5
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Reihen-Benzinmotor
Hubraum:1.598
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:91 kW (124 PS) bei UPM
Drehmoment:157 Nm bei 5.200 UPM
Preis
Neupreis: 15.200 € (Stand: Februar 2007)
Fazit
Der neue Toyota Auris ist ein rundum gelungener Kompakter. Dem Golf kann er in fast allen Belangen das Wasser reichen. In einigen Punkten hat er sogar die Nase vorn. Und dennoch verlangt Toyota weniger für den Auris als VW für seinen Golf. Stellt sich jedoch die Frage, ob mit der Auris-Werbekampagne bei der deutschen Klientel der Funke überspringt. Toyotas Erwartungen sind groß: Bereits 2007 will man 29.000 Fahrzeuge absetzen. Zumindest auf unserer Testfahrt offenbarte sich kein Grund, warum dies nicht auch gelingen sollte.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2007-02-08

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