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Testbericht

3. November 2004
München, 3. November 2004 – Als Autotester wird man oft auch privat über aktuelle Testfahrzeuge ausgefragt. Gelegentlich kommt vom Fragenden die blasierte Aussage: „Ach so, ein Koreaner.“ Und mit gespieltem Interesse wird noch hinterher geschoben: „Und, wie fährt der so?“. Sollte jedoch ein Maserati, 911er oder Mini im Fuhrpark stehen, kommt schnell die begeisterte Replik: „Cool, darf ich mal mitfahren?!“

Nutzwert statt Fahrspaß Mit dem neuen Musso Sports von SsangYong gibt es jetzt einen Koreaner, der deutlich mehr Interesse weckt. Der neue Pick-up lockt – anders als sein Name vielleicht suggerieren mag – nicht mit Fahrspaß, Luxus oder Faszination. Sein praktischer Nutzwert und ein besonders günstiger Preis machen ihn zum heißen Eisen. Plötzlich erinnert man sich an wichtige Transportaufgaben. Da steht noch eine alte Couch in der Garage oder es liegen noch einige Säcke Rindenmulch beim Baustoffhändler.

Fünf Sitze, kurze Ladefläche Der Sports ist ein Pick-up-Ableger des Offroad-Klassikers Musso. Seit Sommer 2004 bietet SsangYong diese neue Variante an. Die Konstruktion ist simpel: Der Gepäckraum des Musso wurde gekappt, der Radstand verlängert und eine Ladefläche aufgelegt – fertig ist das Arbeitstier. So bietet der Sports einerseits die komplette Fahrgastkabine des Musso mit fünf Sitzplätzen und außerdem eine 1,13 Meter lange und 1,29 Meter breite Ladefläche. Das Gepäckabteil ist übrigens geschlossen. Die zuvor erwähnte Couch passt also gar nicht hinten rauf beziehungsweise rein. Eine große, nach oben öffnende Klappe schützt dafür den Rindenmulch vor neugierigen Blicken und Feuchtigkeit. Wermutstropfen: Das Beladen und Schließen gestaltet sich – im Gegensatz zu einer nach oben offenen Ladefläche – etwas umständlicher. Für manchen Transporteinsatz empfiehlt es sich, den großen Deckel abzumontieren, was sich jedoch etwas aufwendig gestaltet.

Viel Platz für Passagiere Ein weiterer Nachteil ist die im Vergleich zu anderen Pick-ups recht kurze Ladefläche. Dafür können fünf Personen bequem in der Fahrgastkabine des Musso-Pick-ups mitreisen. Auf der Rücksitzbank ist Platz für drei Passagiere. Sicherheit wird hingegen klein geschrieben: Für den mittleren Sitz gibt es nur einen Bauchgurt und die Kopfstützen im Fond sind viel zu kurz. Dafür bietet der Viertürer hinten eine bemerkenswert große Kniefreiheit.

Fast schon luxuriös Die Innenausstattung ist ebenfalls recht üppig. Gestaltung und Materialanmutung entsprechen trotz des üppigen Einsatzes von Applikationen aus Holzimitat nicht mehr dem letzten Schrei. Doch mit einer Klimaanlage, elektrischen Fensterhebern, Getränkehalter und einer Mittelarmlehne bietet der SsangYong ein relativ hohes Komfortniveau. Die Sicherheitsausstattung ist auch vorne dürftig. Einziges nennenswertes Detail ist der Fahrerairbag.

Schwertransporter Ebenfalls nicht sonderlich üppig ist der Fahrkomfort. Der Pick-up ist nun mal ein Nutzfahrzeug. Für kürzere Ausflüge ist er zwar ausreichend bequem. Ein entspanntes Fahrerlebnis kann der Musso Sports auf langen Strecken jedoch nicht bieten. Die unpräzise Lenkung, das schwammige Fahrwerk und die polternde Hinterachse sind die Schattenseiten eines Allradlers mit Starrachse und hoher Ladekapazität. Der Sports bietet im Gegenzug 935 Kilogramm Zuladung und bis zu 3.450 Kilogramm gebremster Anhängelast. Genau, was sich ein Handwerksbetrieb oder Landwirt wünscht.

Kein Wiesel-Diesel Das Dieseltriebwerk ist noch von altem Schrot und Korn. Einige Sekunden Vorglühzeit, dann rumpelt der 2,9-Liter-Selbstzünder in bester Dieseltradition. Sonderlich agil wirkt der Antrieb trotz Turbolader nicht: 256 Newtonmeter bei 2.400 Umdrehungen ziehen heutzutage eben nicht mehr viel vom Teller. Immerhin schüttelt das robuste Aggregat 120 Pferde aus fünf Zylindern. Das kleine Drehzahlband und die kurze Übersetzung nötigen zu häufigen Gangwechseln im Fünfgang-Schaltgetriebe. Damit hält der Turbodiesel die 1.870 Kilo schwere Fuhre noch ganz gut in Schwung. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt hingegen nur 151 km/h.

Hoher Verbrauch, wenig umweltfreundlich Obwohl ein Diesel, zeigte sich der Musso Sports recht durstig: In unserem Test lag der Spritkonsum bei 11,9 Litern. Das erscheint viel, ist in diesem Fahrzeugsegment aber durchaus angemessen. Umwelttechnisch ist der Motor nicht mehr auf dem neuesten Stand. Der Musso Sports schafft nur die Abgasnorm Euro 3 und einen Rußpartikelfilter hat SsangYong nicht im Angebot.

Fürs Gelände gerüstet Im Normalbetrieb fährt der Musso Sports mit Vorderradantrieb. Per Knopfdruck lässt sich die Kraft auch auf alle vier Räder verteilen. Und wer mit viel Ladung an steilen Hängen hochkraxeln muss, aktiviert ebenfalls per Knopfdruck die Getriebeuntersetzung. Mit großen Rädern, Starrachse hinten und dem Untersetzungsgetriebe sind die klassischen Offroad-Komponenten an Bord. Und viele Geländeexperten schwören auf diese bewährte Technik. Eine Vielzahl elektronischer Helfer wie bei einem VW Touareg bietet der Musso jedoch nicht. Lediglich ABS gehört zur Serienausstattung.
Technische Daten
Antrieb:zuschaltbarer Allrad
Anzahl Gänge:5
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Turbodiesel
Hubraum:2.874
Anzahl Ventile:2
Anzahl Zylinder:5
Leistung:88 kW (120 PS) bei UPM
Drehmoment:256 Nm bei 2.400 UPM
Preis
Neupreis: 22.900 € (Stand: November 2004)
Fazit
Vor allem mit seinem Preis kann der Musso-Pick-up überzeugen: Mit 22.900 Euro ist er hierzulande das derzeit günstigste Angebot unter den 4x4-Pick-ups mit Doppelkabine. Und trotz robuster Technik ist er immer noch deutlich komfortabler als ein Land Rover Defender. Doch mit dem Fahrkomfort und der Technik moderner Geländewagen kann er nicht mithalten. Die magere Sicherheitsausstattung und die kleine Ladefläche sind ebenfalls zu bemängeln. Dafür gibt es ausgesprochen viel Platz für fünf Passagiere. (mh)

Quelle: auto-news, 2004-11-03

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