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Testbericht

Stefan Grundhoff, 17. Oktober 2018

Bisher haben sich mit ihren innovativen Lichtsystemen in erster Linie Autohersteller wie BMW, Mercedes und Audi einen Namen machen können. Jetzt will auch Volkswagen zeigen, dass Scheinwerfer längst mehr ein Fahrerassistenzsystem denn eine reine Lichtquelle sind.

Der VW Touareg fährt mit gemäßigtem Tempo auf einer Landstraße heraus aus Wolfsburg. Gleißend helle LED-Scheinwerfer nehmen der düsteren Nacht ihre Dunkelheit und somit auch ihren Schrecken. Mit dem Lichtsystem des neuen Touareg der Generation drei fährt Volkswagen aus dem langen Schatten vergangener Jahre. Halogen, Xenon und LED - all das haben die Wolfsburger in den vergangenen Jahren auch in die meisten ihrer Modelle gebracht, ohne dies jedoch besonders in Szene setzen zu können. Schon größer der Schritt in diesem Jahr, den neuen VW Jetta in einem preissensiblen Segment wie der US-Kompaktklasse mit einem soliden LED-Basisscheinwerfer auf die internationale Konkurrenz loszulassen. Allein die europäischen Kunden bekommen davon nicht viel mit, da der Jetta aus Europa verschwunden ist und insbesondere in den USA Käufer locken soll. Mehr als andere Hersteller achtet Volkswagen dabei auf die Kosten, denn man will die moderne Lichttechnik so schnell als möglich in die Breite und somit in günstige Fahrzeugklassen bringen. Einer der Gründe, weshalb ein Ausstattungsdetail wie Laserlicht, angeboten von BMW und Audi, für die Wolfsburger aktuell zu teuer ist. Doch längst bieten andere Hersteller, auch aus dem VW-Konzern, lichtstarke LED-Technik selbst in den Einstiegsklassen an.

Jetzt soll der VW Touareg der neuesten Bauart in eine gleißend helle LED-Zukunft strahlen. Die gleiche Scheinwerfertechnik bekommt im Herbst nächsten Jahres dann auch die kommende Golf-Generation VIII: ein LED-Scheinwerfer mit intelligenter Matrix-Technik, der vorausfahrende Fahrzeuge ausrastert und die Straße vor dem Auto blendfrei ausleuchtet. Beim Luxus-SUV vom Typ Touareg kommen zu den 48 LED des Abblendlicht weitere 27 LED für das Fernlicht sowie weitere Leuchtmodule für Positions-, Tagfahr- und Blinklicht - insgesamt 128 LED pro Scheinwerfer. \"Für uns ist der Scheinwerfer längst zu einem Fahrerassistenzsystem geworden\", erklärt Mathias Thamm, Leiter Innovationen und Technologien bei VW, \"wir greifen bei der Ausleuchtung dabei auf Informationen aus GPS-Daten, Frontkamera, Radar, Lenkeinschlag und Tempo zu, um den Scheinwerfer perfekt anpassen zu können.\" Den Erfolg kann man zu abendlicher Stunde auf den ersten Blick sehen. Je nach Tempo, Straßenführung und vorausfahrendem Fahrzeug passt sich der Lichtkegel variabel an und leuchtet die Fahrbahn dabei gleißend hell aus. Das eingeschaltete Fernlicht des neuen LED-Frontscheinwerfers bringt zudem ein Reichweitenplus von rund 100 auf knapp 550 Meter. Bei einem SUV wie dem VW Touareg gibt es neben Funktionen wie Stadt- und Landstraßenlicht, Begegnungsausleuchtung oder Autobahnfernlicht sogar ein statisches und besonders breites Offroadlicht, um den Bereich vor dem Fahrzeug in einem Winkel von 90 Grad sicher ausleuchten zu können - alles automatisch. Einzig das Nebellicht muss vom Fahrer einzeln geschaltet werden. \"Es gibt aktuell kaum Sensoren, die messen können, ob es sich um Nebel handelt, es vielleicht nur eine Schneereflektion oder etwas anderes ist\", sagt Mathias Thamm.

Ein Entwicklungsfahrzeug von Volkswagen geht noch einen Schritt weiter als die Matrix-Technik die aktuell im Touareg und ab kommendem Jahr im dann völlig neuen Golf verbaut ist. Der dunkle VW Touareg sieht auf den ersten Blick aus wie das Serienmodell, doch bei genauerem Hinsehen fällt das Innenleben der beiden Frontscheinwerfer auf. Was erscheint wie der normale LED-Basisscheinwerfer, ist ein Leuchtkörper, der wohl noch drei bis vier Jahre auf sich warten lassen dürfte. Statt der 128 LED pro Scheinwerfer im aktuellen Modell schießt der Erprobungsträger seine Helligkeit aus 30.000 Leuchtpunkten. \"Damit können wir nicht nur den Verkehr vor uns sehr genau aus dem Leuchtkegel nehmen\", so Mathias Thamm, \"sondern auch Sonderfunktionen wie Fahrstreifen projizieren.\" Das sorgt gerade bei fehlender Fahrbahnmarkierung oder dem Durchfahren einer engen Baustelle für zusätzliche Sicherheit beim Fahrer. Bereits bei langsamer Fahrt sieht man, wie schnell sich die beiden Lichtkegel in einem Winkel von jeweils 29 Grad der Umgebung vor dem Fahrzeug anpassen. \"Wir stellen hier auch das Kurvenlicht über ein gezieltes Ansteuern der 30.000 LED vollvariable dar\", erläutert VW-Entwickler Dr. Nils Pfullmann, Abteilung Licht und Sicht bei Volkswagen. Derzeit befindet sich der so genannten HD-LCD-Scheinwerfer im Zwischenstadium von der Voraus- zur Serienentwicklung. Die Technik, die für das verarbeiten der gesamten Informationen benötigt wird, schluckt derzeit fast die Hälfte des üppig dimensionierten Touareg-Kofferraums. Die Lüfter des Computers sind bis in den Innenraum herein zu hören und die verschiedenen Lichtinszenierungen schaltet Dr. Nils Pfullmann über eine Mittelkonsole mit fast 50 Schaltern. Wo kann beim Hochfahren des Systems auch ein VW-Logo auf die Straße gebannt werden, wie man es aktuell noch modernen Umfeldbeleuchtungen her kennt.

Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2018-10-17

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