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Testbericht

Stefan Grundhoff, 19. November 2016
MTM macht den ohnehin mächtig sportlichen Audi RS3 zu einem wahren Donnervogel mit über 500 PS. Sein Vortrieb ist gewaltig und die Geräuschkulisse des nachgeschärften Fünfzylinders macht süchtig - versprochen.

Der potente Proband aus Wettstetten, ein paar Kilometer nördlich von Ingolstadt, hält mit seiner Sportlichkeit nicht groß hinter dem Berg. Das Kennzeichen IN - RS 502 mag für viele auf den ersten Blick wenig bedeuten. Doch der rote Doppelstreifen mit der markigen "502" auf der Motorhaube in Verbindung mit dem roten "R" hinter dem originalen RS3-Signet links am Heckdeckel überspielen jene Zurückhaltung, die die an sich zahme Karosserie des kompakten Kraftpakets vermittelt. Wer einmal mit einem Audi RS3 unterwegs war, wird an dessen Tatendrang allzu wenig auszusetzen haben. Die übergewichtige Frontlastigkeit vergangener Jahre ist verschwunden, die Bremse zeigt sich deutlich standfester und das Heck präsentiert sich weitaus agiler als einst zuvor. Der prächtig tönende Fünfzylinder, einst aus der Bredouille entstanden, keinen Sechszylinder in einem Audi-Vorderwagen unterzubekommen, wird in Ingolstadt längst zelebriert, als sei es ein Sechszylinder-Boxer aus Zuffenhausen. Auch wenn dem charismatischen Fünfzylinder noch einiges zur Motorenlegende fehlt, ist er in Modellen wie dem RS wahrhaft eine Idealbesetzung.

Kleinserientuner MTM - kurz für Motoren Technik Mayer - holt aus dem ohnehin kraftvollen Fünfender noch deutlich mehr heraus. Ein größerer Abgasturbolader mit strömungsoptimiertem Vorrohr steigert die Leistung in Verbindung mit einem entsprechenden Ladeluftkühler und entsprechender Motorelektronik auf eindrucksvolle 370 kW / 502 PS statt der üblichen 367 PS des Fünftürers oder der 400 PS der Limousine, die im Normalfall bei einem RS3 aus der Sportabgasanlage bollern. Unten herum ist von dem deutlich gesteigerten Tatendrang und dem gewaltigen Drehmoment von 650 Nm wenig zu spüren. In mittleren und höheren Drehzahlbereichen sieht das völlig anders aus. Wenn die Turbine erst einmal ihre Arbeit aufnimmt und sich oberhalb von 0,5 bar zu voller Leistung tanzt, gibt es für den MTM Audi RS3 R kein Halten mehr. Die breiten Frontpneus im Format 265 / 30 ZR 19 verzahnen sich nach anfänglichem Hadern nur allzu gern mit der Asphaltoberfläche und schieben den alles andere als leichten Allradler zu allem entschlossen wild und schamlos nach vorn. Die elektronisch gesteuerte und hydraulisch betätigte Lamellenkupplung des permanenten Allradantriebs verteilt die Motorleistung dabei je nach Schlupf zwischen 50 und 100 Prozent an die schmaleren Hinterräder (235 / 35 ZR 19).

Das siebenstufige Doppelkupplungsgetriebe hat alle Mühe, 502 PS und stimmgewaltige 650 Nm statt der handelsüblichen 465 Nm auf beide Achsen zu verteilen. Gerade bei schnellen Gangwechseln unter Last kommt das Getriebe bisweilen an seine Grenzen, um sich Sekundenbruchteile später im manuellen Modus wieder auf seine Arbeit zu besinnen und die einzelnen Schaltstufen präzise und nahezu perfekt einzulegen. Manuell schlägt sich das Getriebe nicht nur besser als im vorgewählten Normal- oder im Sportmodus; es macht einfach mehr Laune, die einzelnen Schaltstufen durchschnalzen zu lassen und mit anhaltender Verwunderung sich die emporkatapultierenden Digitalziffern zu verfolgen, die zwischen den beiden Rundinstrumenten zusätzlich das Tempo anzeigen. Höchstgeschwindigkeit: rund 300 km/h. Niemals kommt einem der in Aussicht gestellte Normverbrauch des Serien-RS3 in den Sinn, der mit 8,1 Litern weitab aller Realitäten Einzug in die Fahrzeugunterlagen gefunden hat.

Die Fahrwerksabstimmung des MTM RS3 R ist hart, nein besser stramm und der Restkomfort der Michelin Pilot Super Sport Reifen ist gerade in Verbindung mit den adaptiven Dämpfern noch allemal ausreichend, um auch auf längeren Autobahnpassagen von Querfugen und Unebenheiten nicht vollends genervt zu sein. Das sieht mit der optionalen Edelstahlabgasanlage schon anders aus. Gerade beim Zurückhalten in niedrige Gänge wird aus dem Klappenorchester so scharf wie in einem Krisengebiet geschossen. Doch ein Druck auf die sinnfreie Zusatzfernbedienung und der Fünfzylinder brüllt deutlich weniger und unterlässt ein wohlig hintergründiges Brummen. Auf langen Strecken bei aller nach außen getragener Sportlichkeit eine Wohltat und sicher findet MTM eine Möglichkeit, die Abgasanlage auch über einen Taster im Cockpit anzusteuern. Wer Radau machen will, hat die 4.250 Euro für das wummernde Edelstahlornat im Unterboden allemal gut angelegt.

Denkt man sich den roten Doppelstreifen über den MTM RS3 R weg und verzichtet auf die schmucken 19-Zöller mit entsprechenden Sportgummis, würde der Audi im Alltagsverkehr kaum jemandem auffallen. Zumindest bis der Fahrer zum Piloten wird und das unscheinbare Kompaktklassemodell zu einem Angst einflößenden Flammenwerfer werden lässt, der beinahe alles pulverisiert, das sich ihm in den Weg stellt. Allemal hilfreich: der Laderaum von 280 Litern lässt sich durch Umlegen der Rücksitze auf 1.120 Litern erweitern.

Wem die guten Seriensitze und das obligatorische Leder- / Alcantara-Interieur aus dem Hause Audi Sport nicht passen, der kann auch hier bei MTM nacharbeiten lassen. Wer will kann Gestühl und Verkleidungen an die ebenso beliebte wie exklusive Optik des RS6 anpassen. Dann gibt es Sportsitze vorn und die entsprechende Rückbank mit RS6-Wabensteppung, sowie gleiches inklusiv MTM-Prägung für Rücksitzbank, Türverkleidungen, Mittelarmauflage und Mittelkonsole. Was will man mehr, wenn man dem aufgeladenen Fünfzylinder verfallen ist?
Technische Daten
Antrieb:Allrad
Getriebe:Siebengang-Doppelkupplung
Motor Bauart:Fünfzylinder Turbo
Hubraum:2480
Preis
Neupreis: 75000 € (Stand: 2016-11-20)
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2016-11-19

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