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Testbericht

18. April 2012
Konstanz/Stuttgart, 18. April 2012 - Der erste Mercedes SLK hatte ja einen eher sachlichen Charme, was man der aktuellen Generation nicht unbedingt nachsagen kann. Trotz nach wie vor geringer Außenmaße gibt sie sich elegant-opulent, manche finden sie gar feminin, trotz der völlig unbescheidenen Front. Der SLK eignet sich nicht zur Demonstration von Härte, das bleibt "echten" Roadstern wie einem Morgan oder Lotus vorbehalten. Flanieren am Lido steht ihm dagegen bestens, es sei denn, man leistet sich den SLK 250 CDI: Mit dem 204 PS starken Selbstzünder wird der SLK zu einem ziemlich eigenwilligen Charakterdarsteller. Kaltstart Ich lasse mich in den Fahrersitz fallen, finde eine Sitzposition vor, die fast jedem passt. Auch die Innenhöhe macht keinerlei Probleme, selbst Zweimetermänner kommen klar, sofern sie nicht über die Maßen merkwürdige Proportionen mitbringen. Ich weiß nicht so recht, wohin mit dem linken Arm, der Tür so nah, aber es ist halt keine C-Klasse. Wer als Breiter einen Roadster für Arme will, muss den SL kaufen. Egal, jetzt kommt der spannende Moment, Anlassen: Die Mercedes-Leute haben den SLK CDI vorher netterweise nicht warmlaufen lassen, vielleicht war es ihnen auch einfach zu früh am Morgen. Akustischer Charme des T1 Die ersten Meter durch Konstanz sind befremdlich. Es ist kühl, das Dach bleibt zu, sollen die Leute doch denken, was sie wollen. Sie gucken nicht, schade eigentlich, wahrscheinlich ist die Außendämmung des Diesels hervorragend. Innen bestimmt auch, aber davon merkt man erst mal wenig, der SLK CDI versprüht den akustischen Charme eines T1-Transporters, allerdings ohne dessen brutale Vibrationen. In der Erinnerung an diverse Studentenjobs frage ich mich noch heute, warum die Kiste einfach nicht auseinander brechen wollte, selbst bei Top-Speed - gute Exemplare schafften echte 130. Von derart rustikalen Schwingungen bleibt man im SLK verschont, er verbreitet seinen Diesel-Charme ausschließlich ohral.
Das Landleben bringt Ruhe Nach einigen Kilometern kehrt weitgehend Ruhe ein. Der Motor ist warm, aber im Stadtverkehr noch immer klar als Diesel zu identifizieren. Auf der Landstraße verändert der SLK CDI seinen Charakter plötzlich, das Motorgeräusch tritt in den Hintergrund. Warum auch immer, die in der Stadt rau und deplatziert wirkende Dieselmaschine scheint bei höheren Geschwindigkeiten in eine annähernd geschmeidige Lauerstellung überzugehen, das Gesamtbild passt auf einmal: Die Siebengang-Automatik schaltet unauffällig aber spontan, das Fahrwerk gibt sich mit seinem kurzen Radstand höchst agil und dennoch komfortabel. Ein bisschen störend fallen allenfalls eine Neigung zum Wanken auf und der bescheidene Geradeauslauf bei schneller Autobahnfahrt. Mit Vollgas vorbei Aber am schönsten ist es ohnehin auf Landstraßen. Lkws werden plötzlich zum willkommenen Anlass, mit Vollgas vorbeizuziehen. Der CDI reagiert mit einer Brutalität, die man 204 PS beim Umgang mit 1.540 Kilogramm gar nicht zutraut. Mit Vorderradantrieb wäre dieser Antriebsstrang ein Desaster. Der offizielle Beschleunigungswert von 6,7 Sekunden auf 100 km/h drückt nur unzureichend aus, wie sich der 204 PS starke Dieselmotor im SLK anfühlt. Die 7G-Tronic mag wie ein Stilbruch wirken, ist es aber nicht. Wer sich unbedingt selber verschalten will, kann den SLK CDI auch mit Sechsgang-Handschaltgetriebe bestellen, das spart etwas Geld, schärft aber nicht das Konzept. Sparsam sportlich Der Diesel-SLK kann sehr sparsam bewegt werden, wobei der Normverbrauch von 4,9 Liter Diesel dem Zweck dieses Autos nicht gerecht wird. Im Wechsel zwischen Hinterherschleichen und saftigen Überholmanövern auf den kurvigen Schwarzwaldstraßen kam ich auf einen Durchschnittsverbrauch von sechs Litern, auch nicht übel. Man kann es richtig krachen lassen, ohne dass die Rechnung allzu hoch ausfällt. Der SLK CDI erinnert mich ein wenig an einen Restaurantbesuch in Tübingen, als ein Gast beim Verlassen sagte: "Des hat super gschmeckt - un günschtig war´s au noo!"
Technische Daten
Antrieb:Hinterradantrieb
Anzahl Gänge:7
Getriebe:Automatik
Motor Bauart:Turbodiesel-Reihenmotor
Hubraum:2.143
Anzahl Zylinder:4
Leistung:150 kW (204 PS) bei UPM
Drehmoment:500 Nm bei 1.600 UPM
Preis
Neupreis: 39.400 € (Stand: April 2012)
Fazit
Der SLK CDI ist ein herrliches Fahrerauto, solange man sich auf Landstraßen aufhält. In der Stadt wirkt er zwangsversetzt und auch Flanieren vor der Eisdiele ist eigentlich nicht sein Ding. Aber wenn es schon sein muss: Vorher ein paar Kilometer über das Land wetzen, damit die Gesichtszüge vorkonditioniert sind und der Diesel nicht ganz so ruppig den Auftritt vermasselt.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2012-04-18

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