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Testbericht

Sebastian Viehmann, 11. April 2008
Der Opel Corsa ist von der Studenten-Karren und Frauenliebling zur kleinen Edel-Kutsche gereift. Hat die vierte Generation noch genug Fahrspaß, Pep und Tricks auf Lager, um Klassenbester zu werden?

Opels Kleiner ist der große Hoffnungsträger in Rüsselsheim. Die Marke mit dem Blitz hat einen knallengen Stundenplan: Noch in diesem Jahr sollen 75.000 Corsa abgesetzt werden. Im Auge hat Opel dabei vor allem junge Zielgruppen. Jugendlichen Pep bringt der Corsa in jedem Fall mit. Bei fast vier Metern Länge ist "Kleinwagen" zwar nicht unbedingt das erste Wort, das einem da einfällt. Aber vor allem der Dreitürer ist sportlich-elegant. Der Fünftürer ist mit seiner am Heck eigenständigen Karosseriepartie dagegen etwas pummelig geraten - wie ein gut genährtes Baby. Dafür gibt’s für alle Passagiere Platz satt. Im Dreitürer geht es hinten etwas beengt zu. Aber für Kinder oder den Kurz-Trip durch die Stadt reicht es aus. Allerdings bleibt die Welt draußen den Fond-Passagieren wegen der winzigen Seitenfenster weitgehend verborgen. Frisch und farbenfroh geht es im Innenraum zu. Statt Plastik-Wüsten wie im Clio oder Buchhalter-Charme wie im Polo erwarten Corsa-Fahrer ab der Ausstattungslinie Edition Sitzbezüge und Instrumententafeln in dezentem Grau, kräftigem Rot oder sattem Blau. Die Wohlfühl-Atmosphäre stimmt und wird durch die dezent beleuchteten Schalter und Instrumente unterstrichen.

Das Navigationssystem (ab 1520 Euro, bei Sport und Cosmo ab 750 Euro) ist zwar manchmal bei der Routenführung etwas träge, aber mit einem großen Bildschirm ideal in die Mittelkonsole integriert. Hier muss sich so mancher Kleinwagen-Konkurrent geschlagen geben. Im Innenraum wiesen einige Test-Corsas allerdings Verarbeitungsmängel auf - lose Verkleidungen zum Beispiel. Opel verspricht, dort bis zum Serienstart kräftig nachzubessern. Ein düstereres Kapitel ist die Übersichtlichkeit. Eine ähnlich hohe und lange Motorhaube haben mittlerweile fast alle neu entwickelten Autos – die verschärften Vorschriften zum Fußgänger-Schutz lassen den Herstellern wenig Spielraum. Beim Corsa ist aber nicht nur die Sicht nach vorn sondern auch die nach hinten stark eingeschränkt. Das trifft vor allem auf den schicken Dreitürer zu. Breite B- und C-Säule, ansteigendes Heck, Dach tief nach unten gezogen – da wird der Parkvorgang zum Blindflug. Gleich vormerken: Beifahrer als Einweiser ausbilden lassen oder 345 Euro für die Einparkhilfe zurücklegen.

Der Kofferraum mit dem doppelten Boden fasst 285 Liter (25 mehr als beim Vorgänger-Modell und nur drei Liter weniger als beim Clio). Störend ist aber die hohe Ladekante. Schlicht genial: Der Fahrradträger mitsamt einer Rückleuchten-Einheit, der sich mit wenigen Handgriffen aus der Heckschürze hervorzaubern und wieder versenken lässt. Für die Fahrrad-Montage muss man aber schon in die Betriebsanleitung schauen. Das etwa 20 Kilo schwere "Flex-Fix"-System bietet Platz für zwei Drahtesel. "Flex-Fix ist im Prinzip auch für andere Modelle adaptierbar", sagt Opel-Chef Hans Demant. Es müsse nur die Reserveradmulde durch das Einschubsystem für den Träger ersetzt werden. Kein Problem mit RunFlat-Reifen und Pannen-Kit (serienmäßig beim Corsa). Wenn sich Flex-Flix (490 Euro Aufpreis) durchsetzt, könnten irgendwann also alle Rüsselsheimer Autos zu Fahrradträgern werden.

Ein schicker Wohnraum und praktische Accessoires sind aber nur die halbe Miete. Wer sich in die Herzen der Kleinwagen-Fans fahren will, muss Fahrspaß bieten. Davon hat der Corsa reichlich – vorausgesetzt, man hat den richtigen Motor und das passende Fahrwerk gewählt. Wir haben den 1.2 Twinport mit 80 PS und den 1.4 Twinport mit 90 PS und Sportpaket verglichen. Auf dem Papier sind die Leistungsunterschiede der beiden Vierzylinder gering - in der Praxis liegen Welten dazwischen.

Der 1.2 ist ein echter Langeweiler. Er kommt erst bei hohen Drehzahlen in die Puschen und reagiert nur träge auf die Befehle des Gaspedals. Vor allem an Steigungen bleibt dem kleinen Motor die Luft weg. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 168 Km/h, - ausreichend Geduld vorausgesetzt. Die Fünfgangschaltung hat lange Wege, lässt sich aber präzise bedienen. Die Federung ist straff, mildert jedoch Unebenheiten sehr gut ab. Der Corsa neigt sich in Kurven kaum zur Seite. Störend ist die leichtgängige und etwas gefühllose Servolenkung – wenn man nicht gerade rangiert. Wesentlich mehr Fahrspaß kommt im Corsa Sport mit einem 1.4-Liter-Vierzylinder auf. Die Lenkung ist direkter, das Fahrwerk etwas tiefer gelegt und noch straffer, die Getriebeübersetzung kürzer. Zudem rollt der Sport auf 16- statt 15-Zöllern. m ESP lassen die Rüsselsheimer den Corsa-Fahrer an der langen Leine – es greift im Vergleich zu anderen Autos erst sehr spät ein. Bei Kopfsteinpflaster und Bodenwellen wird es mit dem harten Fahrwerk etwas holprig, aber das nimmt man gerne in Kauf. Neben der sportlicheren Getriebeübersetzung sorgen die kleinen, aber feinen Zuwächse an Hubraum, PS und Drehmoment für genau die Portion Agilität, die dem 1.2 fehlt. Die Verbrauchswerte der beiden Motoren sind mit etwa sechs Litern im Durchschnitt fast identisch.

Für Sparfüchse hält Opel noch den 1.0-Liter Ecotec-Dreizylinder mit 60 PS bereit. Zudem gibt es zwei Diesel-Aggregate (1.3 CDTI mit 75 oder 90 PS sowie 1.7 CDTI mit 125 PS). Der 90-PS-Diesel ist für flottes Vorwärtskommen völlig ausreichend, angenehm leise und sehr laufruhig. Wer Appetit auf eine echte Pisten-Sau hat, muss sich bis zum nächsten Jahr gedulden. Dann kommt der Opel Corsa OPC mit 180 PS. Der Corsa ist zunächst in den Ausstattungslinien "Corsa" (ab 10.990 Euro), "Edition", "Sport" und "Cosmo" zu haben. Die Basisversion ist aber mager ausgestattet (Kurbelfenster, keine Klimaanlage, keine geteilt umlegbare Rückbank, kein Schlüssel mit Fernbedienung, kein doppelter Gepäckraumboden). Wer mehr Fahrspaß möchte, ist mit dem 1.4-Liter Benziner und ordentlich ausgestattetem Sport-Paket besser bedient (Dreitürer ab 15.715 Euro, Fünftürer ab 16.400 Euro). Der zunächst teuerste Corsa ist der Cosmo mit 1.7-Liter Dieselmotor (125 PS) für 19.750 Euro.

Wie der Corsa im Euro-NCAP-Crashtest abgeschnitten hat, verrät Opel noch nicht. Man habe aber ausgezeichnete Werte erreicht und werde im Segment ganz oben mitspielen, sagt Opel-Chef Hans Demant. Das würde bedeuten, dass der Corsa dem bisherigen Klassenprimus Clio den Pokal wegschnappen könnte. Der kleine Franzose darf mit fünf Sternen im Euro-NCAP-Test für die Insassensicherheit und nochmal vier bei der Kindersicherheitsprüfung angeben.

Der Corsa bietet serienmäßig vier Airbags, ABS und adaptives Bremslicht (Bremsleuchten blinken bei Vollbremsung mehrmals kurz auf). ESP sowie Abbiege- und Kurvenlicht gibt es gegen Aufpreis. In der Optionsliste stehen außerdem Sitzheizung, Reifendruckkontroll-System und sogar ein beheiztes Lenkrad.

Quelle: Autoplenum, 2008-04-11

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