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Testbericht

Sebastian Viehmann, 12. November 2008
Mitsubishi hat den Colt mit dem markentypischen Jetfighter-Grill versehen und will ihn als „Junior Lancer“ vermarkten. Das ist ein bisschen hoch gegriffen, doch die Modellpflege hat dem kleinen Japaner sichtlich gut getan.

Kleinwagen-Trend hin oder her: Niemand mag optischen Einheitsbrei. Ford Fiesta oder Fiat 500 haben vorgemacht, wie man einem Winzling auch ohne teure Premium-Allüren ein Gesicht verleiht. Der Mitsubishi Colt gehörte bislang nicht zu den Kleinwagen, die man sich gerne anschaut. Die neueste Auflage des Japaners blinzelt mit seinen Scheinwerferaugen ein bisschen böse unter der Haube hervor und tritt mit seinem großen trapezförmigen Grill ziemlich wuchtig auf. Von vorn sieht der Wagen wie ein Lancer aus, den man zu heiß gewaschen hat. Der Baby-Jetfighter-Look steht dem Colt gar nicht schlecht.

Mit der neuen Karosserie ist der Wagen um ein paar Zentimeter gewachsen und misst in der Länge jetzt 3,8 (Dreitürer) beziehungsweise 3,9 Meter (Fünftürer). Das Kofferraumvolumen ist ebenfalls gestiegen, und zwar auf 160 bis maximal 900 Liter (Dreitürer) beziehungsweise 186 bis maximal 1032 Liter (Fünftürer). Das schicke Gesicht hat allerdings auch handfeste Nachteile: Die Motorhaube lässt sich schlecht einsehen, und die breite A-Säule mit dem kleinen Fensterchen darin blockiert in engen Kurven die Sicht.

Das Cockpit wurde ebenfalls aufgewertet. Der Fisher Price-Look mancher Schalter ist passé und die Kunststoffe wirken ein bisschen hochwertiger, doch die Dominanz der Plastikwüsten bleibt ungebrochen. Auch die reichlich vorhandenen, aber zum Teil unpraktischen Ablagen wurden beibehalten. Die Sitze sind an den Wangen und vor allem an der Beinauflage zu weich und bieten wenig Seitenhalt. Unterm Strich hinterlässt das Cockpit einen soliden und aufgeräumten Eindruck, doch ist es weit vom (nicht immer funktionalen) Charme eines Fiat Cinquecento oder Ford Ka entfernt. Das Platzangebot des Colt ist dafür großzügig: Im Fond zwackt es beim Dreitürer ein wenig an den Knien, im Fünftürer können auch Erwachsene über 1,80 Meter problemlos hinten sitzen. Die Kopffreiheit ist bei beiden Modellen in Ordnung.

Abgesehen vom 150 PS-Turbomotor für das Sportmodell Ralliart hat Mitsubishi das Motorenangebot auf zwei Benzinaggregate reduziert: Den Dreizylinder 1.1 MPI mit 55 kW / 75 PS und den Vierzylinder 1.3 MPI mit 70 kW / 95 PS. Im City-Betrieb nehmen sich beide Motoren wenig – sie treiben den Wagen aus dem Stand weg ohne Anfahrtsschwäche ordentlich voran. Beim Dreizylinder muss man etwas energischer auf dem Gas stehen und die Gänge weiter ausfahren, doch für die Stadt kommt kein Wunsch nach mehr Leistung auf. Erst ab etwa 80 Km/h tritt der Hubraum- und Drehmomentunterschied deutlicher zutage. Eine Autobahnfahrt mit dem rund eine Tonne schweren Dreizylinder-Colt ist kein Vergnügen, und selbst beim Vierzylinder passiert in den lang übersetzten Gängen 4 und 5 nicht mehr viel. Mit einer Beschleunigung von 13,2 bzw. 11,1 Sekunden von 0 auf 100 Km/h und dem Willen des Fahrers zu häufigem Herunterschalten präsentiert sich der Colt jedoch erfreulich flink in der Stadt und auf der Landstraße.

Das Fünfgang-Schaltgetriebe mit seinem langen Schaltstock kann man flüssig bedienen, die Lenkung ist angenehm direkt. Das Fahrwerk lässt einen Hauch zuviel Wankneigung zu, doch der Colt neigt auch bei schneller Kurvenfahrt nicht so schnell zum Untersteuern wie manch anderer Vertreter der kleinen Klassen. Auf kurzen Bodenwellen wird es ein wenig holprig, aber selten zu hart. Im Großen und Ganzen ist der Fahrkomfort sehr ausgewogen.

Den Durchschnittsverbrauch gibt Mitsubishi mit 5,5 Litern (1.1) beziehungsweise 6 Litern (1.3) pro 100 Kilometer an. Den Dieselmotor streichen die Japaner aus dem Colt-Programm. Wegen der geringen Nachfrage nach dem Selbstzünder wäre es zu aufwändig, das Aggregat für die Euro 5-Norm fit zu machen, sagt Mitsubishi-Sprecher Helmut Bauer. Für die Benziner sei aber eine Start-Stopp-Automatik in Planung.

Der Colt 1.1 Dreitürer ist ab 9990 Euro zu haben. Diese Zahl hat sich sozusagen als magische Untergrenze im hart umkämpften Segment eingebürgert: Die etwas kleineren Opel Agila 1.0 und Suzuki Splash 1.0 (65 PS) kosten ebenfalls 9990 Euro. Die gleiche Summe ruft Hyundai für den i10 (67 PS) auf. Der Fiesta startet mit 60 PS ab 11.250 Euro, ein Corsa 1.0 bei 11.740 Euro. Bei den meisten dieser Preisbrecher handelt es sich allerdings um erschreckend nackte Mogelpackungen. Auch der Colt bietet erst in der Inform-Ausstattung (ab 11.990 Euro) eine Klimaanlage. Dinge wie Tempomat oder CD-Radio gibt es ab Ausstattungsniveau Invite. ESP kostet ebenfalls Aufpreis. Serienmäßig ist der Schleuderschutz erst ab Invite-Niveau – ärgerlich, aber immer noch üblich bei Kleinwagen.

Quelle: Autoplenum, 2008-11-12

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