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Testbericht

Sebastian Viehmann, 16. Februar 2011
Kaum eine Marke verbindet man so mit Sechszylindermotoren wie BMW. Beim X1 wird ein Sechser nun durch einen flotten Vierer ersetzt. Der xDrive28i ist schneller und sparsamer – aber macht er auch mehr Spaß?

Hubraum ist durch nichts zu ersetzen. Dieses Credo galt lange in der Autoindustrie, und selbst nach zwei großen Downsizing-Trends – zuerst in den 70er Jahren und nun wieder – wollen sich manche Autofans nicht mit der Ersatzbefriedigung Turbolader begnügen. Das gleiche gilt für die Zylinderzahl. BMW hat schon immer Sechszylinder gebaut, bei denen Sportwagenfans die Freudentränen in den Augen standen. Und um es gleich vorwegzunehmen: Auch in Zukunft werden die Münchner nicht auf Sechs verzichten. Doch beim neuen X1 xDrive28i kappt BMW zwei Kolben und schickt den gleichnamigen Sechszylinder mit seinen 258 PS in Rente.

Der neue Vierzylinder hat mit 245 PS / 180 kW zwar ein paar Pferdchen weniger im Stall, gewinnt im Quartett aber trotzdem spielend gegen den Sechszylinder. Das Drehmoment wächst um 40 Zähler auf 350 Newtonmeter, die Beschleunigung von 0 auf 100 Sachen sinkt von 6,8 auf 6,1 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit klettert von 230 auf 240 Km/h. Das große Ziel der Übung war natürlich die Verbrauchssenkung, und auch dort schickt der aufgeladene Vierzylinder seinen saugenden Vorgänger nach Hause. Der Durchschnittsdurst sinkt um 16 Prozent von 9,4 Liter auf 7,9 Liter pro 100 Kilometer. Das Nachsehen hat das neue Aggregat allerdings beim Hubraum. Der Sechser hat drei Liter, der Vierer nur noch zwei – dafür aber eben Turboaufladung.

Genau wie der große Sechszylinder 335i baut der Vierzylinder-Direkteinspritzer auf eine Aufladung nach dem TwinScroll-Prinzip. Dabei werden die Abgaskanäle von jeweils zwei Zylindern zusammengefasst, bevor sie zur Turbine geführt werden. Damit gleicht man Druckschwankungen aus, reduziert den Abgasgegendruck und verbessert so das Ansprechverhalten des Turbomotors. Der Vierzylinder hat außerdem eine Benzindirekteinspritzung mit Magnetventil-Injektoren und eine variable Ventilsteuerung. „Wir bringen damit nur so viel Luft in die Brennräume, wie gerade benötigt wird. Das reduziert die Ladungswechselverluste“, erklärt Fritz Steinparzer, Entwicklungschef für Ottomotoren bei BMW.

Auf der Straße fällt eins sofort auf: Das Ansprechverhalten des Motors ist ausgezeichnet. Ein Turboloch ist quasi nicht mehr spürbar, kraftvoll und gleichmäßig stellt der Vierzylinder sein Drehmoment zur Verfügung. Optional gibt es eine Achtgangautomatik, testen konnte man den Wagen bislang nur mit der serienmäßigen Sechsgang-Handschaltung. Beim gemütlichen Gleiten muss man den Ganghebel kaum bemühen, bewegt sich selbst bei niedrigem Tempo und geringen Drehzahlen im fünften oder sechsten Gang.

Bei hohen Drehzahlen lässt der BMW die Sau raus, wirkt aber nicht so angestrengt wie andere aufgeladene Vierzylinder. Ein Zweiliter-Turbo im Golf GTI pumpt nach Leibeskräften, der BMW-Motor führt eher mit kontinuierlichem Ausatmen ruhig und brav seine Fitnessübungen durch. Das souveräne Grollen des Sechszylinders allerdings bleibt im X1 auf der Strecke, trotz der gebotenen Leistung ist der Unterschied im Feeling spürbar. Der Vierer mag gefühlsecht wirken, aber er ist eben kein echter Sechser.

Der Durchschnittsverbrauch pendelte sich bei den Testfahrten laut Bordomputer zwischen acht und neun Litern pro 100 Kilometer ein, bei Vollgas-Fahrten auf kurvenreicher Strecke wurden es 11 bis 12. Der X1 xDrive28i ist serienmäßig mit Allradantrieb ausgerüstet, die Traktion lässt keinerlei Wünsche übrig. In die Kurve legt sich das kleine SUV schön stramm ohne spürbare Wankneigung, insgesamt fährt sich der 1,6 Tonnen schwere Wagen fast wie ein 3er. Die Start-Stopp-Automatik reduziert beim Handschalter den Verbrauch vor allem im Stadtverkehr, hat aber wie viele dieser Systeme einen Haken: Sie funktioniert erst ab einer Umgebungstemperatur von drei Grad Celsius. Bei den Testfahrten war es stets zwischen null bis zwei Grad kalt, der Motor ging daher nicht einmal automatisch aus.

Der X1 xDrive28i ist ab 40.400 Euro zu haben, das sind 2000 Euro weniger als beim alten xDrive28i mit sechs Zylindern. Dort war eine Automatik allerdings serienmäßig an Bord, im neuen Modell kostet sie 2050 Euro extra. Zur nicht gerade üppigen Serienausstattung des Wagens gehören unter anderem Klimaanlage, elektrische Fensterheber, elektrische Heckklappenentriegelung, Nebelscheinwerfer und CD-Radio.

Nachdem nun der Sechszylinder aus der regulären X1-Palette verschwunden ist, wäre eigentlich der Weg frei für ein neues Top-Modell. Schon jetzt gibt es für den X1 das M-Sportpaket mit härterer Fahrwerksabstimmung und allerlei Zierrat. Es darf also spekuliert werden, ob BMW nicht auch einen X1 M auf die Räder stellt. Der hätte unter der Haube bestimmt ganz viel Sechs-Appeal.

Quelle: Autoplenum, 2011-02-16

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