Nun es gibt Tage, da würde man sich am liebsten selbst in den Allerwertesten beißen. So geht es zumindest mir, wenn ich heute einen süßen Krabbeltiere namens Käfer Cabrio sehe.
Denn wenn ich mir überlege, was er heute wert wäre, dann schießt mir ruckzuck das Naß in die Augen, und mein Geldbeutel jammert leise.
Nach meinem Corsa wollte ich unbedingt einen haben und mit der Unterstützung meines Dad ging es auch nur 3 Wochen , bis wir einen fanden. Damals gabs noch kein Internet, und so suchte er auf seiner beruflichen Tour durch die deutschen Lande einen schönen Gebrauchten. Klar, das er füher selbst einen Käfer hatte, und deshalb auch schnell begeistert war von der Idee. Schließlich kann man an einem Käfer eigentlich selbst alles reparieren, so der klare Ausspruch meines allerliebsten Erzeugers.
Nein billig war er wirklich nicht mit 8500.- DM, denn immerhin war er schon 23 Jahre alt, und hatte 82000km auf dem schönen Buckel aus Stoff. Gefahren wurde er all die Zit von einer netten alten Dame, die ihn hegte und pflegte
nach bestem Wissen und Gewissen. Er hatte sogar ein absolut vollständiges Scheckheft. Auserdem war er nur zur Sommerzeit bewegt worden, und hatte im Winter ein trockenes und warmes Plätzchen in der Fabrikhalle ihres Gatten. Rost war kein Thema, und der Motor gurrte fröhlich und kernig vor sich hin. Die 50 PS waren im Gegensatz zum Corsa nicht wirklich temperamentvoll, man könnte eher sagen, es ging höchst gemütlich zu. Dafür war er aber ein leidenschaftlicher Trinker und genehmigte sich ordentlich was vom Stoff, den es an den Tankstellen gibt.
So war es keine Seltenheit, das bei normaler Fahrweise schon mal 13-14 ltr.verbraucht wurden. Entschädigt wurde man jedoch sofort nach dem Öffnen des Daches. Relativ schnell ging das, wäre da nicht das Abdecken des Daches gewesen. Das Verpacken wollte geübt sein und dauerte seine Zeit, denn es gab reichlich Druckknöpfe, die gedrückt werden wollten. Su fuhr ich auch nur dann offen, wenn wirklich vom Atlantik bis Weißrussland keine Wolke zu sehn war. Doch wenn alles o.k war, wettertechnisch, dann wars einfach nur eine Freude. Der Uraltradio plärtte aus einem Lautsprecher in der Mitte und der Wind pfiff mir durch die langen Haare, die mir ab und an die Sicht nahmen ;-)
Windschott gabs auch nicht, und so war es einfach Natur pur, inkl. dem teilweise penetranten Geruch von frisch gedüngten Feldern. Doch das war alles zu verschmerzen.
An der Ampel, in direkter Nachbarschaft zu großen und kleineren LKW´s konnte man die Blicke auf den freigelegten
Minirockbeinen förmlich spüren, und die anerkennenden Pfiffe der Lenker waren wahrlich nicht schlecht fürs Selbsbewußtsein. Na ja, wer´s braucht :-)
Die 4 Gänge waren gut sortiert, und rasteten auch immer knorrig ein. Mehr gibts dazu nicht zu sagen.
Na ja, Luxus war auch nicht wirklich sein Ding. Elektrisch war gar nichts, und von einer Servolenkung war nur zu träumen. Das Armaturenbrett war mit 2 Anzeigen (Tacho und Benzinuhr und normale Uhr) ziemlich übersichtlich.
Die Kunstledersitze ersetzten großartig die Sitzheizung bei
32 Grad im Schatten. Und wenn du ein Synthetik-Röckchen am Hintern hattest, dann konntest du auch genüßlich hin und her rutschen, außerdem wurdest du auch immer mit einem kleinen Stromschlägchen begrüßt, wenn du kurz ausgestiegen und wieder eingestiegen warst. Nette Geste.
Das Platzangebot - für Frauen völlig ungeeignet. Schon die Standardausführung einer handelsüblichen Damenhandtasche füllten den "Kofferraum" unter der Fronthaube.
Hinter den hinteren Sitzen gabs auch noch ein wenig Platz, zumindest soviel, das man einen kleinen Koffer mit den notwendigsten Utensilien zum Übernachten bei einer Freundin :-) unterbringen konnte. Offensichtlich hatte man bei VW null Ahnung von dem, was Frauen immer bei sich haben müssen! Grins.
Doch so schön er auch war, nach einem Jahr verkaufte ich ihn wieder. An der Tanke sprach mich ein netter Herr an, der unbedingt ein Käfer Cabrio wollte, und der Zustand meines Krabbeltierchchens überzeugte ihn restlos.
Nun, mir war das nicht ganz unrecht, denn die hohen Spritkosten waren mir schon immer ein wenig ein Dorn im Auge.
So verkaufte ich ihn mit 1000.-DM Gewinn. Nicht schlecht, dachte ich mir damals, und sah mich schon fast als Spitzenverkäuferin an, und das, obwohl mir der nette Herr das Angebot machte.
Vielleicht können Sie jetzt verstehen, warum ich mich gerne selbst ....... Sie wissen schon!
Dad hatte recht, er war wirklich pflegeleicht