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Testbericht

Max Friedhoff/SP-X, 14. Juni 2018
Einen kleinen Schalter umlegen, das Verdeck zurückwerfen und hinter den Sitzen festdrücken – schon wird der Fiat 124 Spider zum Frischluft-Freund. Keine fünf Sekunden dauert es, die Stoffmütze des kleinen Cabrios zu öffnen oder zu schließen. Diese Einfachheit steht sinnbildlich für das komplette Auto, das zwar auf dem Mazda MX-5 basiert, irgendwie aber mehr Charme vermittelt als der japanische Traditions-Roadster. Woran das liegt? Gute Frage. Los geht es schon bei der Optik. Der Fiat ist rund 15 Zentimeter länger als der Mazda und vor allem die gestreckte Motorhaube und der kurze Überhang am Heck erinnern stark an südeuropäische Modelle aus guten alten Sportwagen-Zeiten. Unser Testwagen ist darüber hinaus in einem klassischen Dunkelblau lackiert, das elegant von silbernen Felgen und gleichfarbigem Scheibenrahmen ergänzt wird. Auch im Innenraum besinnt sich Fiat auf klassische Sportwagen-Tugenden: Eine tiefe Sitzposition mit ordentlich Seitenhalt, ein kurzer knackiger Schalthebel und ein rundes sowie perfekt proportioniertes Lenkrad machen die Schaltzentrale des 124 Spider zu einem hervorragenden Arbeitsplatz für Kurvenkünstler. Auf dem Fahrersitz haben bei geschlossenem Dach auch Personen bis 1,90 Meter Körpergröße ausreichend Platz, lediglich Piloten mit sehr großen Füßen können im Bereich der Pedale Probleme bekommen. Weniger Raum gibt es auf der Beifahrerseite, hier wird es für Menschen mit langen Beinen auf ebenso langen Fahrten schon mal unbequem. Optisch unterscheidet sich das Interieur des 124 kaum von dem des MX-5. Und auch in der Bedienung liegen die beiden Fahrzeuge sehr nah beieinander. Drei kleine Kritikpunkte gibt es allerdings. So ist das Lenkrad nicht tiefenverstellbar, was einer zu 100 Prozent perfekten Sitzposition im Weg steht. Außerdem können das Fehlen eines Handschuhfachs – abgesehen von der kleinen Klappe zwischen den Sitzen – sowie die nicht vorhandenen Cupholder im Alltagsbetrieb störend sein. Wer den 124er allerdings nur zu Schönwetter-Touren nutzt, wird auch ohne die Ablageflächen (in den Türen gibt es auch keine) zurechtkommen. Größere Freude als beim Betrachten des kleinen Italieners kommt nur auf, wenn man abseits aller Autobahnen und Innenstädten am Volant drehen kann. Wer mit dem Fiat im Sommer mit geöffnetem Verdeck über kurvige Landstraßen düst, der findet das reine Vergnügen am Autofahren wieder. Das Fahrwerk ist – wie im Mazda – recht weich abgestimmt und der Spider lehnt sich beim ersten Einlenken ein wenig in die Kurve. Das vermittelt ein Fahrgefühl, das an ältere Sportwagen erinnert und dem Fahrerlebnis eine aktivere Note verleiht. Dabei hilft auch das niedrige Gewicht von 1.125 Kilogramm, das besonders bei häufigen Lastwechseln und zackigen Kurvenfahrten begeistert. Erfrischend ist in Zeiten starker Hothatches mit Vorderradantrieb auch die ganz von Antriebseinflüssen befreite Vorderachse, die im Fiat mit hoher Präzision zu gefallen weiß. Der größte Unterschied zwischen dem Mazda MX-5 und dem Fiat 124 Spider steckt unter der Haube. Während der Mazda auf einen freisaugenden 1,5-Liter-Vierzylinder mit 96 kW/131 PS oder einen Zweiliter mit 118 kW/160 PS setzt, kommt im Fiat ein 1,4 Liter großer Vierzylinder mit Turboaufladung und 103 kW/140 PS zum Einsatz. Wer nun denkt, die puristischeren Sauger würden besser zum Konzept des kleinen leichten Cabrios passen, der irrt. Das Zauberwort lautet „Drehmoment“. Mit 240 Newtonmetern übertrumpft der 124 sogar den stärkeren der beiden MX-5 (200 Newtonmeter) deutlich – und das macht sich besonders am Kurvenausgang bemerkbar. Hier wirkt der Fiat einfach quirliger und lebendiger als die Konkurrenz aus Japan. Der Drehmoment-Punch ist nicht atemberaubend, aber er reicht, um flott von Kurve zu Kurve zu flitzen. Dazu ist das Sechsgang-Getriebe kurz genug abgestimmt, um auch bei gemäßigtem Landstraßen-Tempo in den Genuss der knackigen Schaltwege zu kommen. Lediglich beim Verbrauch hat der 124 – sogar gegen den Zweiliter-MX-5 – das Nachsehen. Zwar liegt der Italiener in der Werksangabe (6,4 Liter auf 100 Kilometer) einen halben Liter unter dem Mazda, bei unserem Test bei gleichem Fahrprofil brauchte der 124er mit 7,9 Liter jedoch einen Liter mehr als der Japaner, der dazu noch exakt seine Werksangabe erreichte. Um das Leben mit dem Spider auf einen Punkt zu bringen: Der Italiener mit  japanischem Blut ist ein bisschen wie ein moderner Oldtimer. Klassisches Autofahren mit der Reduzierung aufs Wesentliche, ganz ohne auf aktuelle Annehmlichkeiten wie Sitzheizung, Bluetooth-Infotainment oder schlüssellosen Zugang verzichten zu müssen. Und das zu einem fairen Grundpreis von 25.000 Euro. Der Fiat 124 Spider: Das Beste aus zwei Welten. Fiat 124 Spider   – Technische Daten: Zweitüriges und zweisitziges Cabrio mit Stoffdach, Länge: 4,05 Meter, Breite: 1,74 Meter, Höhe: 1,23 Meter, Radstand: 2,31 Meter Turbogeladener Reihenvierzylinder mit 1,4 Liter Hubraum, 103 kW/140 PS bei 5.000 U/min, maximales Drehmoment: 240 Nm bei 2.250 U/min, manuelles Sechsgang-Getriebe, Vmax: 215 km/h, 0-100 km/h: 7,5s, Verbrauch (NEFZ): 6,4 Liter / 100 Kilometer, Test-Verbrauch: 7,9 Liter / 100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 148 g/km, Grundpreis ab 24.990 Euro Kurzcharakteristik: Warum: quirliger Kurvenkünstler, flotter als der Mazda MX-5, schöne Optik Warum nicht: Stoffdach bedingt autobahntauglich, keine Ablagemöglichkeiten im Innenraum    Was sonst: Mazda MX-5, als Coupé Toyota GT86 und Subaru BRZ  Mit dem Fiat 124 Spider haben die Turiner ein überraschend italienisches Cabrio auf die japanische Basis gestellt. Wie schlägt sich der stoffbemützte Italo im Alltag?
Fazit
Mit dem Fiat 124 Spider haben die Turiner ein überraschend italienisches Cabrio auf die japanische Basis gestellt. Wie schlägt sich der stoffbemützte Italo im Alltag?

Quelle: Autoplenum, 2018-06-14

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