Erfahrungsbericht Opel Grandland X 1.6 (300 PS) von CARWALK - Der Autoblog, August 2021
Opel macht keine optischen Unterschiede zwischen klassisch angetriebenen oder elektrifizierten Modelle, ein Punkt der in meinen Augen ganz für die Marke spricht. Der Plug-in-Hybrid ist lediglich am Schriftzug und dem E-Kennzeichen auszumachen.
Im Innenraum angelangt erwartet mich im Grandland X ein ansprechendes Ambiente. Die Gestaltung sowie die Verarbeitung gibt kaum Anlass zur Kritik.
Ich vermute, das Multimedia-System wird im neuen Grandland (der bald kommt) schneller agieren. Im gefahrenen Grandland X hinkt das System leider etwas hinterher. Einsteigen und das Smartphone koppelt sich via Bluetooth umgehend mit dem Bordsystem? Fehlanzeige. Ich steige ein und aktiviere sofort den eSave-Modus? Weit gefehlt. Leider genehmigt sich das Auto seine Zeit und einige Sekunden vergehen, bis ich die Einstellungen vornehmen kann. Einen ganz Stern Abzug dafür, fände ich allerdings übertrieben. Habe ich hiermit auch schon meinen einzigen Kritikpunkt erwähnt. Genervt hat es mich trotzdem.
Zu den spezifischen Plug-in-Hybrid-Darstellungen zählen Daten zum Energieverbrauch und Energiefluss. Ich verschaffe mir über den Display einen Überblick und lasse mir Lade-, Betriebs- und Verbrauchsstatistiken anzeigen.
Vor Fahrtbeginn kühle ich den Grandland X über die Fernbedienung runter, im Winter erwärme ich das Auto entsprechend. Dieser Vorgang empfiehlt sich, während das SUV an einer externen Lademöglichkeit gekoppelt ist und die Batterie lädt. Ladezeiten kann ich beliebig festlegen. Zumindest aus der Sicht des Autos gesehen. Wie schlecht es um unsere Ladeinfrastruktur bestellt ist, zeigt mein Alltagstest in einer bayerischen Stadt mit 30.000 Einwohnern auf.
Als Altstadtbewohner stellt mich bereits der Ladevorgang eines Plug-in-Hybrid vor Schwierigkeiten. An der Qualität des Grandland X ändert das jedoch nichts.
Und so beruhigt mich, den Opel Grandland X Hybrid4 bei mangelnder Akkuleistung, bequem mit Benzin auftanken zu können. Über die Spritpreise vor Ort informiert mich OpelConnect inklusive Live-Navigation und Echtzeit-Verkehrsinformationen.
Opel verhindert den bei Allradfahrzeugen üblichen gesteigerten Verbrauch, ist der zweite E-Motor direkt an der Hinterachse montiert. Getriebeverluste entfallen und das Auto rekuperiert über beide Achsen.
Hält die Batterie die nötige Energie bereit, startet das SUV im elektrischen Modus und ist heckangetrieben unterwegs, arbeitet einzig der Elektromotor an der Hinterachse. Benötige ich mehr Leistung, setzt die zweite E-Maschine ein und erst dann der Verbrennermotor.
Dieser schaltet sich angenehm leise hinzu, bei manch anderem Plug-in Hybrid stößt das lautstarke hinzuschalten leider sehr negativ auf. Beim Grandland X verläuft der Übergang vom Elektrobetrieb in den aktiven Ottomotor vorbildlich mit geringer Geräuschkulisse. Die Harmonie zwischen den Aggregaten und der Achtgang-Automatik ist ebenfalls positiv hervorzuheben.
Aus der gemütlichen Gangart heraus, steht das SUV sofort bereit. Es sind die spontanen Überholmanöver die große Freude bereiten. Druckvoll geht es aus dem Stand los. Das maximale Drehmoment sorgt für Agilität. Das Ansprechverhalten ist großartig. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 235 km/h ist erst ein Ende in Sicht. Im rein elektrischen Modus sind es übrigens 135 km/h.
Aber nun wieder runter vom Gas, den Schalthebel auf B gestellt, rekuperiert und Energie getankt. Zurück in der Stadt, wechsle ich wieder in dem Modus Electric. Auf meinen Autobahn- oder teils auch Landstraßenpassagen sichere ich mir die elektrische Reichweite, damit ich in der Stadt stets elektrisch unterwegs bin. eSave aktiviere ich über den Touchscreen. Ich kann auswählen, zwischen einer Restreichweite von 10 und 20 Kilometer, oder save die gesamte Batterieleistung. Zudem wird der Akku während diesen Fahrten geladen.
Im Testbetrieb kann ich dem Benzinmotor einen Verbrauch von 7 bis 7,8 Litern attestieren. Der Stromverbrauch liegt bei 11 kWh auf 100 Kilometer.
Und auch trotz fehlender Stromquellen, legte ich alle Fahrten in der Stadt rein elektrisch zurück. Eine Fahrweise, die derzeit leider noch zu wenige Plug-in-Hybrid-Fahrer nutzen.
Im Hybrid 4 mit 300 PS kann ich bei voller Batterie die von Opel angegeben 55 Kilometer (im reinen Stadtverkehr 65 km und nach WLTP-Messverfahren ermittelt) durchaus realisieren. Eine zurückhaltende Fahrweise und reichlich Rekuperation vorausgesetzt. Im alltäglichen sollte man mit 40 bis 45 Kilometer rechnen.
Der Opel Grandland X wandelt Bremsenergie in Strom um, diese sogenannte Rekuperation verstärke ich in der Fahrstufe B. Hierfür ziehe ich das Automatikgetriebe einfach erneut nach hinten und wechsle von D auf B. Das SUV verzögert stärker und die 13,2 kWh-Batterie wird geladen. Verschiedene Rekuperationsstufen bietet mir der Opel Grandland X nicht.
Die Fahrwerkabstimmung ist im Kern angenehm straff und doch weiß die Performance auf Seiten des Komforts im Grunde zu gefallen. Zwar federt er Kopfsteinpflaster und grobe Schlaglöcher nicht wie vermutet ab, aber dennoch vermittelt mir der Opel Grandland X im Gesamten das Gefühl zu gleiten. Auf eine sehr angenehme Art und Weise. Dies unterstützt auch eine umweltbewusste Fahrweise. Ist es schließlich mein Ziel möglichst viele Strecken rein elektrisch zu fahren.
Der Opel Grandland X Hybrid 4 stellt vier Fahrmodi zur Seite. Während ich das Programm Sport selten bemühe, ist es mein Ziel, so viel wie möglich im Modus Electro unterwegs zu sein. Auf Autobahnpassagen wechsele ich in Hybrid und aktivierte eSAVE um im Stadtbereich rein elektrisch fahren zu können. Der Allrad-Modus steigert insbesondere bei Schnee und Nässe oder im Zugbetrieb die Traktion.
Die Effizienz steht für mich bei einem elektrifizierten Auto im Vordergrund, nicht der sportliche Anspruch. Und wenn das Auto in mir einen entschleunigten Fahrstil weckt, so steckt im SUV ordentlich Power. Der volle Tritt auf das Gaspedal begeistert.