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Testbericht

Stefan Grundhoff, 6. Juli 2009
Im neuesten Transformers-Film verwandelt sich der Hauptdarsteller in einen vor Kraft strotzenden Chevrolet Camaro. Grund genug, der Musclecar-Legende abseits der Leinwand auf den Zahn zu fühlen.

Transformers begeistert weltweit die Kinofans. Doch wie sieht es mit einem der geheimen Hauptdarsteller aus, wenn er ganz real auf der Straße bewegt wird? Wenn sich Kinofigur "Bubblebee" auf der Leinwand in einen bulligen Camaro verwandelt, geraten Cineasten und Musclecar-Liebhabern ins Staunen. Das Design des Chevrolet scheint einzig für den Actionkracher kreiert worden zu sein. Doch sein Auftritt ist auch in der Realität martialisch.

Tief geduckt kauert das 1,92 Meter breite Sportcoupé auf der Straße. Aus der düsteren Kühlerfront blitzen gefährliche Xenonblitze und die schmalen Fensterelemente wirken eher wie Schießscharten. Wer ihn im Rückspiegel ausmacht, ahnt böses und verdrückt sich aus der Schussbahn. Wie man es von einem amerikanischen Musclecar kennt, bollert ein Achtzylinder unter der mächtigen Motorhaube. Das Camaro-Standardmodell mit dem Namenszusatz "SS – Super Sport" wird von einem 6,2 Liter großen Achtzylinder mit 318 kW/426 PS befeuert. 570 Nm maximales Drehmoment und ein Spurt von 0 auf 100 km/h in unter fünf Sekunden lassen den dünnen Gummibelag auf den 20-Zoll-Walzen qualmen. Für Nachwuchs-Fahrer geht es auch zwei Klassen zahmer. Als Einstiegsmodell ist der Camaro auch mit einem 3,6 Liter großen Sechszylinder zu bekommen.

Der leistet Dank Direkteinspritzung immerhin auch noch 227 kW/304 PS und 370 Nm maximales Drehmoment und verspricht neben der Spurtstärke von 0 auf 100 km/h in 6,2 Sekunden sowie 210 km/h Spitze einen annehmbaren Verbrauch von 11,5 Litern Super auf 100 Kilometern. Die automobile Neuzeit ist eben auch an den Musclecars nicht spurlos vorüber gegangen. Wer echte Power will, kommt aber um den bärenstarken Achtzylinder nicht herum. Denn der Einsteiger-V6 kann trotz Direkteinspritzung kaum überzeugen. Sein Tatendrang wird insbesondere von der nicht sonderlich gut abgestimmten Sechsgang-Automatik geschwächt. Der zähe Automatikmodus ist für ein Sportcoupé wie den Camaro unbrauchbar und auch der manuelle Schaltmodus mag ja für eine träge US-Limousine akzeptabel sein - in der Neuauflage der Sportwagenikone aus den 60er und 70er Jahren ist er das nicht.

Allzu zäh und angestrengt arbeitet das Camaro-Triebwerk bei niedrigen und hohen Drehzahlen. Allein im mittleren Drehzahlband hat man das Gefühl lässig im Verkehr mitschwimmen zu können. Die Blicke der Umgebung gehören einem angesichts der Angst einflößenden Außenhaut sowieso. Doch so grandios sich das Außendesign dem Betrachter präsentiert, so enttäuschend ist das Innere. Die Lieblosigkeit des Cockpits ist kaum zu überbieten. Preiswert anmutende Kunststoffoberflächen, Verkleidungen und Bedienmodule wohin das Auge auch schaut, lassen einem nicht nur als Sportwagenfan erschaudern. Die zahlreichen Analoguhren im Armaturenbrett und in der Mittelkonsole sind mit dem Retrostyle der späten 60er Jahre hübsch gemeint und lausig gemacht. Dazu ist der Verstellbereich der Sitze kaum ausreichend, der Seitenhalt einem Sportcoupé unwürdig und das Sportlenkrad schlicht und einfach lieblos.

Nicht viel besser sieht es bei der Fahrwerksabstimmung aus. Die Vorderachse poltert nicht nur wegen dem breiten 20-Zoll-Radsatz, der doch so perfekt zu den sehnigen Formen des Camaro passt. Auch von den Vorteilen der Mehrlenkerhinterachse, die den Amerikaner zum Beispiel von seinem Hauptkonkurrenten Ford Mustang unterscheidet, merkt man allenfalls im Grenzbereich etwas Positives. Dann sorgt die hintere Achskonstruktion zusammen mit dem 2,85 Meter langen Radstand für Ruhe in der Karosserie. Jedoch fällt es angesichts der variablen Servounterstützung schwer, das richtige Maß bei der dynamischen Kurvenhatz zu finden. Die übertriebenen Wankbewegungen der Karosse sorgen dafür, dass man sich schnell wieder auf die Gleiterqualitäten des Chevrolet Camaro besinnt. Für die geschwindigkeitshungrigen Europäer muss hier vor dem Marktstart im Jahre 2010 kräftig nachgearbeitet werden.

Daran ändert auch der Kampfpreis wenig. Das Basismodell Camaro 3.6 LS startet bei nur 22.995 Dollar. Selbst das gut ausgestattete RS-Modell in Verbindung mit dem 304 PS starken Sechszylinder kostet mit Spoilersatz, 20-Zöllern, beheizten Ledersitzen und anderen netten Annehmlichkeiten unter 29.000 Dollar. In jedem Fall kann man sich die 1.200 Dollar teure Automatik sparen. In der Bestbesetzung wird der Camaro SS von dem potenten 6,2-Liter-Triebwerk befeuert – ab 30.995 Dollar.

In Deutschland wird der von den Importeuren derzeit für knapp unter 50.000 Euro angeboten. Bleibt abzuwarten, für wie viel Geld Chevrolet selbst den Camaro ab 2010 bei uns frei laufen lässt.

Quelle: Autoplenum, 2009-07-06

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